Willkommen im Gabler Versicherungslexikon



Versicherungslexikon

Qualitätsgeprüftes Wissen + vollständig Online + kostenfrei: Das ist das Gabler Versicherungslexikon auf versicherungsmagazin.de

Jetzt neu: Die 2. Auflage wurde komplett überarbeitet und um über 400 neue Begriffe ergänzt.

Unternehmensanleihe

1. Begriff: Zur Beschaffung von Fremdkapital durch Unternehmen, Banken (Finanzanleihen) und als Asset Backed Securities (ABS) von Zweckgesellschaften begebene Schuldverschreibungen. Unternehmensanleihen und andere, nicht von Staaten, öffentlichen Körperschaften und supranationalen Institutionen begebene oder garantierte Verbindlichkeiten werden unter der Bezeichnung Credit subsumiert.

2. Merkmale: Unternehmensanleihen bieten die Möglichkeit, hohe Kapitalbeträge mit unterschiedlichen Laufzeiten am Kapitalmarkt aufzunehmen und gewährleisten den Unternehmen Unabhängigkeit von Bankdarlehen. Die Laufzeit beträgt i.d.R. zwei bis zehn Jahre, in Einzelfällen auch bis zu 50 Jahren. Das Emissionsvolumen liegt i.d.R. zwischen 100 Mio. und 1 Mrd. Euro, in Einzelfällen auch deutlich darüber. Ein Emissionsvolumen ab 500 Mio. Euro wird als Benchmarkanleihe bezeichnet, da diese die notwendige Mindestgröße zur Aufnahme in eine Benchmark (Kapitalmarktindex) erfüllt. Unternehmensanleihen können mit einem fixen Kupon oder variabel verzinslich ausgestattet sein. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal betrifft die Rangfolge der Erfüllung im Fall einer Schieflage des Schuldners (strukturelle Seniorität, s.u.). Neben erstrangigen Anleihen können auch nachrangige Anleihen (Nachrangkapital) begeben werden. Eine Unternehmensanleihe ist i.d.R. als Inhaberschuldverschreibung (Inhaberpapiere) ausgestaltet. Weitere mögliche Ausprägungen sind Namensschuldverschreibungen (Namenspapiere) und Schuldscheindarlehen. Unternehmensanleihen sind regelmäßig nicht gesondert besichert, sind aber im Insolvenzfall grundsätzlich gegenüber Aktien bevorzugt zu bedienen. Die Höhe der Verzinsung von Unternehmensanleihen richtet sich u.a. nach ihrer strukturellen Seniorität bzw. Risikoklassifizierung; erstrangige Anleihen (Senior Debt) weisen eine vergleichsweise niedrige Verzinsung auf, während nachrangige Anleihen höher verzinst werden. Die Emission der Anleihe kann sowohl zu pari, also zu 100 % des Nennwerts, als auch mit einem Agio oder einem Disagio erfolgen.

3. Formen: Wesentliche Ausprägungsformen von Unternehmensanleihen sind Standardanleihen, Zero Bonds (Nullkuponanleihen), Annuitätenanleihen und Floater. Standardanleihen sind die häufigste Anleiheform und verfügen über einen festen Kupon über die gesamte Laufzeit. Weniger häufig werden die Ausprägungsformen der ewigen Anleihen (Perpetuals) und der Stufenzinsanleihen genutzt. Unternehmensanleihen können auch mit vorzeitigen Kündigungsoptionen für den Emittenten (Callable Bonds) und/oder für den Gläubiger (Puttable Bonds) ausgestattet sein.

Autor(en): Jürgen Meisch

 

260px 77px