Maklerverwaltungs- sowie Vergleichsprogramme spielen eine wichtige Rolle in den Büros der freien Vermittlerinnen und Vermittler. Nach welchen Kriterien welche Lösungen ausgewählt werden.

Die Zeitschrift Asscompact hat 377 Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler sowie Mehrfachvertreterinnen und Mehrfachvertreter zu ihrer digitalen Büroorganisation befragt. Die Befragten sind im Durchschnitt 57 Jahre alt und 29 Jahre im Finanzdienstleistungsbereich tätig. Der mittlere Jahresumsatz liegt bei 292.000 Euro.

Große Akzeptanz von Kostenlos-Angeboten

78 Prozent der Befragten nutzen ein Maklerverwaltungsprogramm (MVP). Knapp mehr als die Hälfte (53 Prozent) nutzt dafür eine kostenpflichtige Lizenz eines MVP-Anbieters. 43 Prozent dagegen nutzen kostenlose Angebote eines Maklerpools oder -verbundes, acht Prozent ein kostenfreies MVP über Versicherungsunternehmen sowie fünf Prozent eine andere Lösung. Offenbar konnte man Mehrfachnennungen vornehmen.

Am häufigsten genannt wurden MVP-Angebote der Vema (17 Prozent), gefolgt von der DEMV (16 Prozent) und AMS (12 Prozent). Insgesamt ist der MVP-Markt immer noch sehr differenziert. Die Teilnehmenden geben 28 verschiedene Systeme an. Und dennoch sagen immer noch 22 Prozent, dass sie ein anderes als die in der Auswahllist genannten MVP einsetzen.

Ohne MVP geht es eigentlich nicht

Die Relevanz des MVP wird von 84 Prozent als hoch angesehen, mit leicht ansteigender Tendenz für die Zukunft. Bemerkenswert ist, dass nur 55 Prozent angeben, schon vor fünf Jahren habe ein MVP eine große Relevanz für den eigenen Betrieb gehabt.

So sagen auch 92 Prozent, dass sie sich schwer vorstellen können, ohne ein MVP zu arbeiten. Ähnlich viele beurteilen die Verfügbarkeit ihres MVP als gut und haben sich an das System gewöhnt. Die Zufriedenheit mit dem MVP scheint auch bei rund drei Viertel der Vermittler hoch zu sein. Dagegen zeigen 18 Prozent eine Wechselbereitschaft.

Asscompact MVP 2025

Anbieter scheiden aus oder verlieren den Anschluss

Jeder Zweite hat bereits mindestens eine Wechselerfahrung gemacht. Drei von zehn der Wechselerfahrenen haben sogar mindestens zweimal das MVP gewechselt. Unter den Gründen wird häufiger genannt, dass MVP-Anbieter entweder ganz aus dem Markt ausgeschieden sind oder das MVP Angebot nicht mehr adäquat weiterentwickelt haben. Vor allem der technische Fortschritt und der Service waren nicht immer überzeugend. Die Kosten werden ebenfalls oft als Wechselgrund angegeben. Und schließlich merkt man die ausgeprägte Pool-Abhängigkeit der Maklerschaft daran, dass eine Reihe Teilnehmende ihr MVP mit einem Pool- oder Verbund-Wechsel mit getauscht haben – ein Eintrag spricht sogar von einer „Poolvorgabe“.

Bei der Auswahl eines MVP steht die Benutzerfreundlichkeit mit 74 Prozent Anteil weit vorn als Anforderung. Deutlich dahinter, aber immer noch mit mindestens 50 Prozent Anteil liegen die Anforderungen einer einfachen Datenmigration sowie der Anzahl von Bipro-Schnittstellen. Zu den weniger bedeutungsvollen Auswahlkriterien gehören eine Unabhängigkeit des MVP-Anbieters oder der Datenschutz.

Vergleichen gerne, aber bitte kostenlos

Noch häufiger als MVP sind Vergleichsprogramme im Einsatz (87 Prozent). Weitaus stärker noch sind dabei die Kostenlos-Lösungen über Maklerpools und -verbünde verbreitet (78 Prozent). Kostenpflichtige eigene Lizenzen nutzen dagegen 37 Prozent. Acht von zehn Befragten nutzen mehr als nur ein Vergleichsprogramm, 44 Prozent sogar mindestens drei Programme.

Am häufigsten ist dabei das Vergleichsprogramm Nafi im Einsatz (67 Prozent). Erst mit großem Abstand folgen andere Anwendungen. Mit jeweils zwischen 27 und 28 Prozent Nennungen folgen Softfair, Vema und Morgen&Morgen als Vergleichsprogramm-Anbieter.

Wie bei den MVP, wird auch die Relevanz der Vergleichsprogramme als sehr hoch angesehen (83 Prozent), auch vor fünf Jahren war das schon für fast zwei von drei Befragten so.

Mit dem Pool auch die Software gewechselt

Die Bewertungen fallen ebenfalls sehr positiv aus. Allerdings gibt es auch 27 Prozent, die sich einen Wechsel ihrer aktuellen Lösung vorstellen können. Tatsächlich vollzogen haben 37 Prozent bereits einen solchen Wechsel, das ist seltener als bei MVP der Fall. Allerdings haben diese Teilnehmenden zur Hälfte bereits mindestens zweimal einen Wechsel vorgenommen.

Unter den frei formulierten Gründen für einen Wechsel des Vergleichsprogramms findet sich auch häufiger ein Hinweis auf einen Zusammenhang mit dem Pool und Verbund. Aber auch hier sind häufiger Funktionalität, Aktualität und Kosten das entscheidende Argument gewesen. Manchmal ist es aber auch nur ein „ergab sich so“.

Die wichtigsten Auswahlkriterien für ein Vergleichsprogramm sind die Benutzerfreundlichkeit (77 Prozent) und die Genauigkeit und Korrektheit der Ergebnisse (75 Prozent).

Der IT-Markt ist in Bewegung und konsolidiert sich. Die Vermittler erwarten einhellig, dass MVP- und Vergleichssoftwareanbieter eine umfassende Datenintegrität und -sicherheit bieten (99 Prozent). Ein unabhängiges Agieren ist 72 Prozent wichtig. Eine zu starke Marktkonzentration wird von 71 Prozent kritisch gesehen.

Autor(en): Matthias Beenken