Jahresabschlussanalyse
1. Begriff: Auswertung von Jahresabschlüssen mit dem Ziel, die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von Unternehmen zu beurteilen.
2. Arten: a) Einzelanalyse eines einzelnen Unternehmens auf Basis einer einjährigen Betrachtung. Die Einzelanalyse führt aufgrund der mangelnden Vergleichbarkeit über die Zeit sowie zwischen verschiedenen Unternehmen zu wenig aussagefähigen Auswertungen.
b) Vergleichsanalyse in Form einer Zeitreihenbetrachtung. Dabei wird ein einzelnes Unternehmen über mehrere Jahre hinweg analysiert. Mit der Zeitreihenanalyse können Durchschnitte, Trends und Zufallsschwankungen ermittelt und über den Zeitverlauf abgebildet werden.
c) Vergleichsanalyse in Form eines Unternehmensvergleichs. Dabei werden mehrere Unternehmen mit möglichst ähnlicher Portefeuillestruktur bzw. ähnlichem Leistungsangebot betrachtet. Die Unternehmensvergleichsanalyse kann auf einjähriger Basis oder über einen mehrjährigen Zeithorizont (kombinierte Unternehmensvergleichs- und Zeitreihenanalyse) durchgeführt werden.
3. Objekte der Jahresabschlussanalyse: Die wesentlichen Objekte der Jahresabschlussanalyse sind der Bestand an Geschäften, bei Versicherungsunternehmen konkret der Versicherungsbestand, als Ausgangspunkt der Betrachtungen sowie die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) und der Anhang als die eigentlichen Bestandteile des Jahresabschlusses eines Unternehmens. Die Bilanzanalyse wird oft mit der Jahresabschlussanalyse begrifflich gleichgesetzt, was unzutreffend ist, da sie tatsächlich nur einen Teil davon bildet: nämlich die Analyse von Rohdaten oder Kennzahlen aus der Bilanz eines Unternehmens. Im Rahmen einer Jahresabschlussanalyse wird ergänzend zu den Bestandteilen des Jahresabschlusses auch oft der Lagebericht mit analysiert; in diesem Fall müsste korrekterweise statt von einer Jahresabschlussanalyse von einer Geschäftsberichtsanalyse gesprochen werden.
4. Ergebnisse der Jahresabschlussanalyse, besonders von Versicherungsunternehmen: Ergebnisse der Jahresabschlussanalyse sind verschiedene Kennzahlen, im Versicherungsunternehmen insbesondere a) Kennzahlen zu Prämien: Zuwachsraten der Bruttoprämien und der Prämien für eigene Rechnung (Nettoprämien), Marktanteile.
b) Kennzahlen zu Aufwendungen: Schadenquoten, Betriebskostenquoten. Hinweis: In Wissenschaft und Praxis wird üblicherweise selbst dann von der Betriebskostenquote gesprochen, wenn die Versicherungsprämien (Nenner) mit den Betriebsaufwendungen (Zähler) in Beziehung gesetzt werden. Im Grunde ist das irreführend. Vgl. hierzu auch die Abgrenzungen von Aufwendungen und Kosten.
c) Kennzahlen zum Erfolg: Umsatzrendite, Eigenkapitalrendite.
d) Kennzahlen zur Sicherheit: Eigenkapitalquote, Reservierungsquoten, Solvabilitätsdeckungsgrad.
e) Kennzahlen zu den Kapitalanlagen: laufende Durchschnittsverzinsung, Nettoverzinsung.
Autor(en): Dr. Frank Ellenbürger, Dr. Joachim Kölschbach