Privatkunde
1. Begriff: Versicherungskunde, bei dem sich die wirtschaftliche Absicherung vorrangig auf die familiäre Sphäre bzw. auf den eigenen privaten Haushalt richtet.
2. Abgrenzungen: Privatkunden sind von freiberuflichen Kunden, Gewerbekunden, Industriekunden und Kunden aus dem Bereich öffentlicher Haushalte abzugrenzen. Schwierig ist die Abgrenzung zwischen den Privatkunden und freiberuflichen Kunden; auch die Abgrenzung zwischen Privat- und Gewerbekunden ist nicht immer eindeutig. Das ist besonders dann der Fall, wenn der Privatkunde auch als Freiberufler oder als (Mit‑)Eigentümer in einem kleineren Gewerbebetrieb agiert und dabei ggf. private und berufliche bzw. gewerbliche Interessen miteinander vermischt.
3. Charakteristika: a) Der Privatkunde hat meist ein relativ schwach ausgeprägtes Risikobewusstsein und verfügt regelmäßig nur über ein geringes Versicherungswissen.
b) Überwiegend hat er wenig Interesse an Versicherungsfragen.
c) Die Entscheidungsfindung ist eher emotional als rational geprägt.
d) Derzeit haben Privatkunden noch eine relativ geringe Bereitschaft zum Wechsel ihres Versicherungsanbieters. Eine Ausnahme betrifft insbesondere bereits die Kfz-Versicherung, die als „Commodity“ gilt und für die auf der Kundenseite – auch durch die große Bedeutung der Vergleichsportale in diesem Geschäftsfeld – eine hohe Preis‑/Leistungs-Transparenz angenommen wird.
e) Allerdings steigen tendenziell das Informationsbedürfnis, die Ansprüche an gute Preis-Leistungs-Relationen und in der Folge auch die Wechselbereitschaft der Privatkunden insgesamt kontinuierlich an.
4. Typen: Verschiedene Typen von Privatkunden lassen sich u.a. nach folgenden Kriterien unterscheiden: a) Haushaltsgröße,
b) Lebenszyklusphase,
c) Berufstätigkeit der Mitglieder,
d) finanzielle Verhältnisse (Einkommen, Vermögen und Schulden),
e) regionaler Standort,
f) psychografische Merkmale, wie z.B. die Risikoeinstellung und Anspruchshaltung. Die o.a. Merkmale geben auch Hinweise auf die tatsächliche Risikoexponierung des Privatkunden, dessen Versicherungsbedarf, Produktanforderungen und Preissensitivität; sie sind damit sowohl unter Aspekten des Marketings als auch des Controllings im Versicherungsunternehmen (z.B. für die Zwecke der Prämienkalkulation) relevant.
Autor(en): Prof. Dr. Fred Wagner, Katja Brandtner, David Klimmek