Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück will nach einem Rekordgewinn deutlich mehr Geld an seine Aktionäre ausschütten. Die Dividende soll von 7,20 Euro auf insgesamt neun Euro je Aktie steigen, wie der Dax-Konzern bei seiner Bilanzvorlage in Hannover mitteilte. Dabei soll die Basisdividende von sechs auf sieben Euro und die Sonderdividende von 1,20 auf zwei Euro zulegen. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an.
Die Hannover-Rück-Aktie gewann nach den Neuigkeiten zeitweise rund drei Prozent und erreichte mit 280,40 Euro ein Rekordhoch. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier um rund 15 Prozent zugelegt – und wird inzwischen fast 90 Prozent teurer gehandelt als vor drei Jahren.
Sonderdividenden sind für die Hannover-Rück-Aktionäre inzwischen normal: In den vergangenen zehn Jahren fiel die Sonderausschüttung nur einmal aus. Größter Nutznießer ist der Versicherungskonzern Talanx mit der Hauptmarke HDI, der gut die Hälfte der Anteile hält. Talanx wiederum gehört mehrheitlich dem Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI), einem Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit.
Vostandschef Henchoz hält an Gewinnziel fest
Im vergangenen Jahr verdiente die Hannover Rück unter dem Strich gut 2,3 Milliarden Euro und damit knapp 28 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Für das laufende Jahr hat der scheidende Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz ein Gewinnziel von rund 2,4 Milliarden ausgegeben. An dieser Prognose hält er auch nach den verheerenden Waldbränden in Kalifornien fest – ebenso wie sein Nachfolger Clemens Jungsthöfel.
Der bisherige Finanzchef übernimmt am 1. April die Konzernführung von Henchoz, der seinen Vertrag nach sechs Jahren an der Spitze nicht mehr verlängern wollte. Er wolle mehr Zeit fürs Private haben und Mandate außerhalb des Tagesgeschäfts annehmen, erklärte der Manager in einer Online-Pressekonferenz.
Nun bleibt es Clemens Jungsthöfel überlassen, das Gewinnziel trotz der hohen Katastrophenschäden vom Jahresbeginn zu erreichen. Die Zerstörungen in Kalifornien dürften die Hannover Rück 500 bis 700 Millionen Euro kosten, erklärte das Management und bestätigte damit seine bisherige Schätzung von Anfang Februar. Damit würde das vorgesehene Großschadenbudget des Konzerns für das erste Quartal überschritten.
Im Jahresbudget von 2,1 Milliarden sei aber noch Luft, erklärte Vorstandsmitglied Sven Althoff. Solange dieser Rahmen nicht in Gefahr gerate, werde die Hannover Rück ihr Budget auch nicht aufstocken.
Waldbrände in Kalifornien wirken stark nach
Die verheerenden Brände in und um Los Angeles haben der Versicherungsbranche nach Einschätzung von Experten den teuersten Waldbrandschaden ihrer Geschichte eingebrockt. Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re schätzt die gesamten versicherten Schäden inzwischen auf 35 bis 40 Milliarden US-Dollar (32,1 bis 36,7 Mrd Euro). Für sich selbst stellt sich der Münchner Konzern auf eine Belastung in Höhe von 1,2 Milliarden Euro ein.
Die Hannover Rück erwartet, dass die Preise für Rückversicherungsschutz in der Region wegen der hohen Schäden deutlich steigen. Zudem müssten die Erstversicherer größere Teile der Risiken in ihren eigenen Büchern behalten. Unter diesen Voraussetzungen sei die Hannover Rück bereit, ihr Angebot dort im bisherigen Maß beizubehalten, sagte Althoff. "Sonst würden wir unsere Position überdenken."
Deutsche Presse-Agentur (dpa). https://www.dpa.com/de
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Autor(en): dpa