Hedging
1. Begriff: Eingehen von (Finanz-)Positionen, die eine gegenläufige Wertentwicklung im Vergleich zu einer bereits bestehenden Position (Grundgeschäft) aufweisen.
2. Ziele: Durch das Eingehen gegenläufiger Positionen soll das sich aus der Aggregation mit der bestehenden Position ergebende Gesamtrisiko minimiert werden.
3. Arten und Bezugsgrößen: Nach den Bezugsgrößen des Hedgings lassen sich sowohl einzelne Risikopositionen (Mikro-Hedge) als auch ganze Risikoportfolios (Makro-Hedge) absichern. a) Mikro-Hedges dienen zur Absicherung gegen Verluste aus einer einzelnen Risikoposition.
Abb. 1: Mikro-Hedge
b) Mit einem Makro-Hedge können Verluste aus einem ganzen Portfolio von Risiken begrenzt werden. So kann z.B. der Verkauf eines Futures auf im Portfolio befindliche Anleihen das Zinsrisiko dieser Anleihen begrenzen.
Abb. 2: Makro-Hedge
Aufgrund der Vielzahl von einzelnen Grundgeschäften (mit laufenden Wertänderungen), die einem Portfolio zugrunde liegen, kann die Wertänderung des abzusichernden Portfolios durch die Wertänderung der Makro-Hedge-Position praktisch nie vollständig kompensiert werden. Daher kann die Absicherung im Rahmen eines Makro-Hedges auch nur approximativ erfolgen.
c) Bestehen im Unternehmen bereits aus der originären Geschäftstätigkeit heraus gegenläufige Positionen, liegt ein natürliches Hedging vor. So kann bspw. der Gesamtwert von Risikolebensversicherungsverträgen und Rentenversicherungsverträgen eines Versicherers durch gegenläufig wirkende Veränderungen der biometrischen Rechnungsgrundlagen (Mortalität) stabilisiert werden.
4. Hedging von Kapitalanlagen: Von besonderer Bedeutung im Versicherungsunternehmen ist die Absicherung von Kapitalanlagen gegen verschiedene Kapitalanlagerisiken durch Kauf bzw. Verkauf von Derivaten (Derivative Finanzinstrumente). Mit den Derivaten wird eine zusätzliche Position mit gegensätzlichem Risikoprofil aufgebaut. So wird die Wertänderung der Kapitalanlagen (Grundgeschäft) durch die entgegengerichtete Wertänderung der sichernden Position (Derivat) ausgeglichen. Als Absicherungsinstrumente dienen i.d.R. Optionen, Futures oder Swaps. So kann bspw. der Kursverlust aus einem Aktieninvestment durch den Kauf einer Put-Option (auf diese Aktie) begrenzt werden. Ein perfekter Hedge von Kapitalanlagen durch ein Termingeschäft ist praktisch jedoch fast unmöglich.
5. Effektivität: Der Grad der Absicherung des Risikos aus einer gegebenen Position wird auch als Effektivität des Hedgings bezeichnet. Kann das Risiko vollständig eliminiert werden, wird von einem perfekten Hedge (Immunisierung) gesprochen, was in den praktischen Fällen aber selten gelingt. Die Effektivität des Hedgings ist insbesondere bei der Anwendung internationaler Rechnungslegungsvorschriften von Bedeutung. So kann bspw. das Instrument des Hedge Accounting (siehe Bewertungseinheiten) nach IAS 39 (zukünftig IFRS 9) nur bei einer nachgewiesenen hohen Effektivität angewendet werden.
Autor(en): Dr. Thomas Post