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Asset Management

Vermögensverwaltung, Kapitalanlagenverwaltung.

1. Begriff: Durchführung der Kapitalanlage, d.h. die Verwaltung und operative Anlage des Kapitals. Das Asset Management umfasst je nach Ausgestaltung neben der Verwaltung der Wertpapiere eines Unternehmens (einschl. von Schuldscheindarlehen und anderen Kapitalanlagen, die nicht in Wertpapierform, sondern als Beweisurkunden oder in Form von Rektapapieren vorliegen) auch die Verwaltung von Immobilien und/oder Beteiligungen.

2. Prozess: Der Prozess des Asset Management umfasst die folgenden Schritte:

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Abb: Prozess des Asset Management. Quelle: Gothaer Asset Management AG.



3. Ziele, Methoden und Restriktionen:
Ziel des Asset Managements ist die Zusammenstellung und Umsetzung eines optimalen Portfolios, das sich dem effizienten Kapitalanlageportfolio möglichst annähert. Dabei kommen beim aktiven Asset Management im Rahmen des Research für einen mittel- bis langfristigen Zeithorizont fundamental-qualitative und für einen kurzfristigen Zeithorizont technisch-quantitative Modelle und Analysen zum Einsatz. Im Rahmen der Asset Allocation werden Portfolios zusammengestellt, die den Zielanforderungen an a) Rentabilität,
b) Liquidität und
c) Sicherheit genügen. Das Asset Management von Versicherungsunternehmen muss darüber hinaus die §§ 124-131 VAG definierten aufsichtsrechtlichen Anforderungen erfüllen.

4. Entwicklungen in Versicherungsunternehmen: Bis vor wenigen Jahren verfolgten die Asset Manager in Versicherungsunternehmen eine relativ konservative Anlagepolitik, die vornehmlich durch „Kaufen und Halten“ von Kapitalanlagen geprägt war. Mit der Deregulierung des Versicherungsmarkts und der Zunahme des Wettbewerbs wuchs aber die Bedeutung des Kapitalanlageergebnisses sowohl für die Personenversicherer (Darstellung einer wettbewerbsfähigen Überschussbeteiligung) als auch für die Schaden‑/Unfallversicherer (Kompensation negativer versicherungstechnischer Ergebnisse). Dies führte vermehrt zu einem aktiven Asset Management, das sich auch durch einen verstärkten Handel auszeichnet. Das Asset Management von Versicherungsunternehmen steht aktuell durch Solvency II und das Own Risk and Solvency Assessment (ORSA) vor neuen Herausforderungen. Die Risikokomponente der Kapitalanlagen rückt stärker in den Vordergrund, und sowohl die von der Versicherungsaufsicht als auch von Ratingagenturen geforderten Analysen und Modelle werden immer umfangreicher, komplexer und quantitativer. Eine risikoadäquate Kapitalausstattung und Kapitalanlage wird zum bedeutenden Wettbewerbsfaktor für die Versicherungsunternehmen.

Autor(en): Jürgen Meisch

 

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