PKV-Vertrieb: Teure und günstige Versicherer

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Der Map-Report liefert ein neues Rating der Privaten Krankenversicherung mit vielen interessanten Kennzahlen. Welche Versicherer gut abschneiden.

Franke und Bornberg hat wieder ein Rating der privaten Krankenversicherer aufgelegt und dafür unter anderem Bilanzkennzahlen der letzten fünf Jahre (2019 bis 2023) herangezogen. Hinzu kommen bei den Gesellschaften angefragte Daten.

Wenig Bereitschaft zur Transparenz

Erneut zeigten sich viele Gesellschaften zugeknöpft. Die Auskunftsbereitschaft sank wieder von 13 auf elf Versicherer, die mehr als nur die öffentlich zugänglichen Mindestinformationen lieferten. Immer noch drei Versicherer brachten nicht einmal die Höflichkeit einer Absage auf und antworteten dem Ratinghaus gar nicht. Diese Angst vor Transparenz ist schwer verständlich.

Eine Konsequenz ist, dass nur die elf antwortenden Unternehmen Auszeichnungen für die Qualität ihrer Bilanz, ihrer Serviceleistungen und der Beitragsstabilität erhalten konnten. Für „hervorragende Leistungen“ ausgezeichnet wurden die Gesellschaften Debeka, LVM und Signal Iduna. „Sehr gute Leistungen“ bescheinigt Franke und Bornberg den Versicherern Allianz, Alte Oldenburger, Concordia, Provinzial, R+V und Süddeutsche. Ein „gut“ gab es für Hansemerkur und Württembergische.

Vertrieb und Service treiben die Kosten

Der Vertrieb und die Wachstumsgeschwindigkeit bestimmen die Abschlusskostenquoten der insgesamt 30 untersuchten Krankenversicherer. Im Marktdurchschnitt wendeten die Versicherer in den letzten fünf Jahren 6,52 Prozent der verdienten Bruttobeiträge auf.

Besonders niedrig ist die Quote bei der Landeskrankenhilfe mit 1,06 Prozent. Wachstumsstarke Versicherer wie Hansemerkur (13,08 Prozent) und Arag (16,43 Prozent) markieren das andere Ende der Rangliste der Abschlusskostenquoten.

Weniger mit dem Wachstum als vielmehr mit der Kosteneffizienz der Verwaltung lässt sich die Verwaltungskostenquote erklären. Diese liegt im Mittel und über die letzten fünf Jahre bei 2,2 Prozent der verdienten Bruttobeiträge. Besonders kosteneffizient stehen die HUK-Coburg (0,92 Prozent) und die Debeka (1,37 Prozent) da. Das andere Ende der Bandbreite markieren Nürnberger (4,02 Prozent) und DEVK (4,31 Prozent).

PKV Fünfjahresvergleich 1 Matthias Beenken

Manche sind durchgehend günstig – oder durchgehend teuer

Es gibt Versicherer, die es schaffen, in beiden Kostenquoten gleichzeitig unter dem Branchendurchschnitt zu bleiben. Das gilt vor allem für Gesellschaften, die auf einzelne Zielgruppen wie die Beamten spezialisiert sind, darunter der PKV-Marktführer Debeka oder Huk-Coburg, Alte Oldenburger, Bayerische Beamten, Landeskrankenhilfe und Versicherer im Raum der Kirchen. Die Axa und die VGH zeigen, dass man auch mit einem Zielgruppenmix unter den insgesamt kostengünstigeren Versicherern landen kann.

Einige Versicherer weisen hohe Abschluss- aber unterdurchschnittliche Verwaltungskosten auf wie die rasch wachsende Hanse-Merkur, aber auch die UKV, R+V und LVM.

Im Gegensatz dazu haben andere Versicherer relativ hohe Verwaltungs-, aber niedrigere Abschlusskosten, was teilweise mit einer geringen Wachstumsdynamik zusammenhängt. Dazu zählt unter anderem der zweitgrößte private Krankenversicherer DKV. Aber auch Continentale, DEVK, Gothaer, SDK, Signal Iduna und Universa verwalten ihre Bestände mit höheren Kosten als der Durchschnitt.

Eine größere Gruppe Versicherer bewegt sich mit beiden Kostenquoten über dem Durchschnitt. Darunter befinden sich Versicherer mit unterschiedlichen Vertriebswege- sowie Zielgruppen-Schwerpunkten. Das sind in alphabetischer Reihenfolge die Versicherer Allianz, Arag, Barmenia, Concordia, Hallesche, Inter, Mecklenburgische, Münchener Verein, Nürnberger und Württembergische

PKV Fünfjahresvergleich 2 Matthias Beenken

Je höher die Kosten, desto niedriger die Streitanfälligkeit

Der Map-Report liefert erneut interessante Kennzahlen zur Qualität des Geschäfts. Für alle Versicherer liegen die Beschwerdequoten bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Mittel der letzten fünf Jahre vor. Dagegen macht sich die Verweigerungshaltung der Mehrheit der Krankenversicherer bei den weiteren Kennzahlen bemerkbar. Denn für die Prozessquote und die Beschwerdequote beim PKV-Ombudsmann lieferten nur zehn Versicherer Angaben. Zum Früh- und zum Spätstorno waren es zehn Gesellschaften.

Korreliert man die Kennzahlen miteinander, fallen einige Zusammenhänge auf. Die Prozessquote ist leicht negativ mit der Verwaltungskosten- und stark negativ mit der Abschlusskostenquote korreliert. Das heißt, je höher die Kosten, desto niedriger die Streitanfälligkeit und umgekehrt. Ob man daraus schließen darf, dass Versicherer, die viel Geld für Vertrieb und Verwaltung ausgeben, die Kunden zufriedener stellen und vom Prozessieren abhalten, wäre allerdings eine gewagte These, für die diese Kennzahlen nicht genug Aufschluss liefern.

Immerhin passt zur vorherigen Erkenntnis, dass auch die Beschwerdequoten leicht negativ mit den Abschluss- und den Verwaltungskostenquoten korrelieren.

Umdeckerei treibt die Kosten

Ein anderer Zusammenhang ist gut nachvollziehbar: Je höher die Stornierungen, desto teurer sind die Abschlusskosten und die Verwaltungskosten der betroffenen Versicherer. Es liegt auf der Hand, dass sich durch Umdeckungen die branchentypisch hohen Einmalkosten für die Einwerbung und die Antragsbearbeitung von Krankenversicherungen schlechter verteilen lassen, als wenn die Kunden langfristig dem Versicherer treu bleiben.

Aber auch die Verwaltungskosten lassen sich schlechter verteilen, wenn Kunden nur kurzzeitige Gastspiele geben und mit ihren Stornierungen zusätzliche Verwaltungs- und Abwicklungsarbeit auslösen. Insgesamt zeigt sich einmal mehr, dass Umdeckungen privater Krankenversicherungen Schaden für die verbleibende Versichertengemeinschaft bedeuten. Deshalb war es nicht die beste Idee des Gesetzgebers, ab 2009 eine Teilportabilität der Alterungsrückstellungen einzuführen und damit die Umdeckung für die wechselwilligen Kunden und den am Wechsel verdienenden Vermittlern zusätzlich anzureizen. In vielen Fällen könnte die Nutzung des Tarifwechselrechts beim selben Versicherer die bessere Wahl sein.

Der Map-Report 937, Rating Private Krankenversicherung, kann kostenpflichtig bei Franke und Bornberg bestellt werden (E-Mail: map-report@franke-bornberg.de).

Autor(en): Matthias Beenken

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