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Unternehmenskultur

Organisationskultur, Corporate Culture.

1. Begriff:
Sowohl in der Literatur als auch in der Praxis findet der Begriff mehrdeutige Verwendungen. Es lassen sich zwei Hauptrichtungen identifizieren. a) Unternehmenskultur steht für die Gesamtheit aller gelebten Normen und Werte, Strukturen und Abläufe, Regeln und Verhaltensweisen, die ein Unternehmen kennzeichnen und von anderen unterscheidet. Somit ist die Unternehmenskultur Ausdruck des Mitarbeiter- und Führungskräfteverhaltens.
b) Unternehmenskultur wird mit Corporate Identity gleichgesetzt und beschreibt die geschriebenen Normen und Werte bzw. Regeln und Verhaltensweisen. Somit beeinflusst die Unternehmenskultur das Mitarbeiter- und Führungskräfteverhalten.

2. Merkmale: Häufig wird die Unternehmenskultur mit der Eisbergmetapher beschrieben, wonach nur ein geringer Teil deutlich erkennbar über der Oberfläche liegt. Die Unternehmenskultur ist vielschichtig: a) Der sichtbare Teil der Unternehmenskultur zeigt sich in der Organisation (Aufbau- und Ablauforganisation) und in den Systemen (z.B. Managementsysteme, Anreizsysteme). Der Grad der Formalisierung und die Hierarchie prägen bspw. den Umgang mit Mitarbeitern und Kunden. Umgekehrt werden der Grad der Formalisierung und die Hierarchie auch von Führungskräften und Mitarbeitern beeinflusst.
b) Werte sind nur teilweise sichtbar, und zwar dort, wo sie offen kommuniziert werden, z.B. im Leitbild, in den Führungsgrundsätzen oder in einem Kleiderkodex. Die Werte zeigen sich ferner im Führungsverhalten, im Verhalten untereinander, zu Geschäftspartnern bzw. zu Kunden und in den Arbeitsweisen bzw. der Priorisierung. Sie dienen Neueinsteigern zur Orientierung. Meist jedoch erhalten Neueinsteiger erst einen Hinweis, wenn sie schon gegen einen Wert verstoßen haben.
c) Werte sind vom Selbstverständnis des Unternehmens bzw. von den Basisannahmen über das Unternehmen geprägt. Für Außenstehende sind diese Basisannahmen nur schwer zu entschlüsseln, Innenstehende sind sich dieser oft nicht bewusst. Ein Beispiel hierfür ist die Annahme, dass die Selbstständigkeit den Erfolg des Versicherungsunternehmens ausmacht. Für Neueinsteiger sind diese Basisannahmen nur dann prägend, wenn sie sich in der sichtbaren Kultur wiederfinden.

3. Probleme: Die Unternehmenskultur ist aufgrund der unterschiedlichen Wechselwirkungen schwer zu messen. Aufgrund des Einflusses auf das Betriebsklima sowie auf das Verhalten der Führungskräfte und Mitarbeiter versuchen viele Unternehmen, über Mitarbeiterbefragungen wichtige Informationen über die Unternehmenskultur zu erhalten. Für die Gültigkeit der Ergebnisse spielt die Übereinstimmung von geschriebenen und gelebten Werten eine wesentliche Rolle.

4. Bedeutung: V.a. für die Versicherungsbranche ist die erkennbare Unternehmenskultur ein wichtiger Wettbewerbsfaktor, denn der Produktverkauf beinhaltet ein Leistungsversprechen, bei dem Vertrauen und Zutrauen zum Unternehmen eine wichtige Rolle spielen und die wiederum unmittelbar vom Verkäuferverhalten und Unternehmensimage abhängen.

Autor(en): Walter Bockshecker, Wolfgang Dobner, Dr. Bastian Güttler

 

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