Die Angebote für Grundfähigkeitsversicherungen sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Der Trend geht hin zum Bausteinprinzip. Für Vermittler wird die Beratung im Dschungel der Varianten noch schwieriger, denn Standards sind noch Fehlanzeige. Ein neues Rating hilft.
Das aktuelle Grundfähigkeitsrating von Franke & Bornberg unterscheidet grundsätzlich zwischen den Oberkategorien „Grundfähigkeit“ und „Grundfähigkeit Plus“. Tarife werden der Kategorie Grundfähigkeit Plus zugeordnet, wenn zusätzliche Leistungsauslöser, wie schwere Krankheiten, enthalten sind. Zwar erhielten elf Versicherer die Höchstnote „FFF+“ für eine hervorragende Leistung, doch nur acht Gesellschaften konnten noch im Höchstrating brillieren.
Wer die besten Anbieter sind
Es sind Allianz mit der "KörperSchutzPolice", Basler mit "Gold" und "Silber", Canada Life mit "Premium", Nürnberger mit "4Future Kompakt" und "Premium", Signal-Iduna mit "Komfort Plus", Stuttgarter mit "Grundschutz+", Swiss Life mit "KlinikRente", "Metall" und "Vitalschutz" sowie Volkswohlbund mit "Existenz" und "Existenz+". Dass die individuelle Beratung trotz solcher Bewertung nicht einfacher wird, zeigt beispielweise die Allianz, die in der Höchstrubrik mit insgesamt 26 Varianten vertreten ist. Zwar ist der Vermittler bei einem hochwertig bewerteten Produkt weitgehend enthaftet, welche Variante aber die sinnvollste für seinen jeweiligen Kunden ist, muss er trotzdem noch analysieren.
Weiter keine Marktstandards
Insgesamt sind schon die Produktbezeichnungen nach Meinung der Rating-Agentur oft sperrig und kaum selbsterklärend. Michael Franke: „Verlässliche Marktstandards lassen weiter auf sich warten“. Ein großes Problem, jeder Versicherer ist mit eigenen Definitionen der Leistungsauslöser unterwegs. Als Beispiel nennt Franke die Grundfähigkeit „Hände gebrauchen“. Das bedeute bei einem Versicherer, eine Schere bestimmungsgemäß benutzen zu können. Andere verstünden darunter beispielsweise, einen Schreibstift zu benutzen, eine Tastatur zu bedienen, Messer und Gabel gleichzeitig zu benutzen oder kleine Teile vom Boden aufzuheben.
Es gibt 402 mögliche Produktkombinationen
Ein Problem der Grundfähigkeitsversicherung: Mit dem Abstellen auf den totalen Verlust einer Fähigkeit, hat die Sparte eine hohe Hürde aufgebaut. „Mir ist derzeit kein Angebot bekannt, dass hier einen längeren Zeitablauf definiert“, sagte Günther Blaich Geschäftsführer der Franke & Bornberg Research GmbH im Gespräch. Der Experte kann sich aber vorstellen, dass solche Tätigkeitsbeschreibungen in dem jungen und dynamischen Markt künftig Niederschlag finden könnten.
Derzeit wird die Grundfähigkeitsversicherung mit immer neuen Erweiterungen versehen. "Im Trend liegt derzeit, immer neue Bausteine für die Grundfähigkeitsversicherung auf den Markt zu bringen“, so Franke. Aktuell gebe es 402 mögliche Produktkombinationen für die Grundfähigkeitsversicherung.
Biometrie-Schutz wird 2022 teurer
Insgesamt wächst die Sparte deutlich. So gab es 2011 gerade einmal vier Tarife am Markt. Nun sind es bereits 49. Diese Entwicklung gilt aber auch insgesamt für den privaten Arbeitskraftschutz. So erhöhte sich die Zahl der selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherungstarife (SBU) von 156 auf 301 und die Zahl der selbstständigen Erwerbsunfähigkeitstarife (SEU) stieg immerhin von sechs auf 20 Angebote.
Vermittler sollten potenziellen Kunden noch in diesem Jahr eine Beratung anbieten. Denn alle biometrischen Produkte, die nach deutscher Rechnungslegung kalkuliert sind, werden aufgrund der Absenkung des Höchstrechnungszinses (HRZ) zum 1.1.2022 teurer. Das dürfte den Wettbewerb anfachen. Denn ausländische Anbieter, wie etwa die Canada Life, sind vom sinkenden HRZ nicht betroffen.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek