Die Zahlungsmoral in Deutschland ist unterschiedlich ausgeprägt. Während Unternehmen laut einer aktuellen Umfrage schneller zahlen, halten es Verbraucher und Kommunen nicht so genau mit der Termintreue.
Dass Unternehmen ihre Rechnungen jetzt besser bezahlen als noch vor einem Jahr, führt der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) vor allem auf die gute Konjunktur zurück. Allerdings ergab die aktuelle Herbstumfrage des Verbands unter seinen 550 Mitgliedern, dass 27 Prozent der Inkassounternehmen eine schlechtere Zahlungsmoral der Verbraucher angeben und nur 23 Prozent eine bessere. Für 2018 rechnet der BDIU mit fast 70.000 Verbraucherinsolvenzen.
Beim Bezahlen auf Zeit gespielt
57 Prozent der Inkassounternehmen machen laut Umfrage die Erfahrung, dass private Schuldner fällige Rechnungen absichtlich viel später als vereinbart oder auch gar nicht bezahlen. "Viele Verbraucher haben deutlich mehr Geld zur Verfügung", meint BDIU-Präsidentin Kirsten Pedd. Dennoch zahlten sie ihre Rechnungen nicht mehr so sorgfältig wie früher. Manche Schuldner preisten die finanziellen Risiken eines möglichen Fehlverhaltens von Mahngebühren bis hin zu Gerichtskosten inzwischen sogar ein. Als Grund wird an erster Stelle ungezügeltes Konsumverhalten genannt. Überschuldung oder Arbeitslosigkeit sind weitere Ursachen für die schlechte Zahlungsmoral.
Besonders betroffen von der nachlässigen Zahlungsmoral seiner Kunden ist der Online- oder Versandhandel mit 55 Prozent. Danach folgen Energieversorger (42 Prozent), das Handwerk (40 Prozent), allgemeine Dienstleistungsbranche (36 Prozent), die Immobilienwirtschaft (31 Prozent) sowie Betreiber von Fitnessstudios (31 Prozent).
Öffentlicher Sektor ist nachlässiger Schuldner
Ebenfalls nachlässig mit ihren Zahlungen ist laut der Befragung auch die Öffentliche Hand. Hier vermelden nur vier Prozent der befragten Inkassounternehmen einen besseren Trend. Kritik äußern die Befragten aber auch am Forderungsmanagement der Kommunen als Gläubiger. Pedd verweist auf die hohen Außenstände des Staates, die sich inzwischen auf über 76 Milliarden Euro summierten. "Das ist Geld, das dem Steuerzahler zusteht."
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly