Der Versicherungs-Check, den die Stiftung Warentest in der aktuellen Ausgabe von "Finanztest" (3/2022) auf 14 Seiten veröffentlicht hat, ist „unabhängigen Vermittlern“ sehr zu empfehlen. Als solche sehen die Verbraucherschützer Versicherungsberater, Versicherungsmakler und Verbraucherzentralen an.
Vor allem wenn es um Gesundheit und viel Geld geht, sei kompetente Beratung wichtig. Ausdrücklich wird hier auf die Berufsunfähigkeitsversicherung hingewiesen. Diese Absicherung wird im Beitrag sogar 19-mal erwähnt. Damit setzen die Verbraucherschützer eine deutliche Priorität bei diesem wichtigen Privatschutz. So erläutern die Berliner-Tester, dass man – auch wenn oft noch die Einsicht für diesen Schutz fehlt – in jungen Jahren eine besonders hohe Chance auf einen „guten“ Vertrag hat. „Schon ab zehn Jahren ist es möglich, eine Berufsunfähigkeitspolice abzuschließen“, so die Verbraucherschützer. Sie wäre allen „sehr zu empfehlen“, die vom Arbeitseinkommen leben oder Kinder versorgen.
Fast alle Versicherungen positiv bewertet
32 Versicherungsarten führt die Stiftung in einer Tabelle auf. Sechs sind nach Meinung der Analysten „unbedingt notwendig“, acht „sehr zu empfehlen“, 11 „sinnvoll“, zwei „eingeschränkt sinnvoll“ und fünf „überflüssig. Abgeraten wird von der Insassenunfall-, der Reisegepäck-, der Handy- und Tablet-Versicherung sowie von Sterbegeld- und Krankenhausgeld-Policen. Als „sinnvoll“, wenn auch zweite Wahl nach dem Berufsunfähigkeitsschutz gilt beispielsweise der Unfallschutz und seine Alternativen, die Grundfähigkeits- oder Funktionsinvaliditätsversicherung.
Natürlich ist der Beitrag auch Werbung für die vielen Tests der Stiftung. Doch viele Kurztabellen eigenen sich durchaus, dass sie Kunden direkt an die Hand gegeben werden, damit sie einen unabhängigen Überblick über ihre Schutzmöglichkeiten haben. Das gilt beispielsweise für Seniorenunfall-Policen mit Hilfeleistungen oder die Kinder-Invaliditäts-Versicherung.
Großes Defizit beim Arbeitskraftschutz
Eine Kundenumfrage über den Umfang des Versicherungsschutzes Ende 2021 zeigt zudem viele Defizite auf – auch wenn die Erhebung, wie die Autoren betonen, nicht repräsentativ ist. So gaben nur 45 Prozent der Verbraucher an, dass sie über eine Elementarschadenversicherung verfügen, bei der privaten Unfallversicherung waren es nur 42 Prozent und nur 30 Prozent der Befragten verfügen über einen Berufsunfähigkeitsschutz. Vollkommen abgeschlagen sind auch Risikolebensversicherung (19 Prozent) und Erwerbsunfähigkeitsschutz (fünf Prozent). Geantwortet haben immerhin 1.544 Verbraucher. Nicht abgebildet wurden die Ergebnisse zu Riester-Verträgen, Lebens- und Rentenpolicen für die Altersvorsorge sowie die gesetzliche Krankenversicherung.
Altpolicen entstauben
Viele interessante Ratschläge sind dem Beitrag zu entnehmen. So hat es schon einen wichtigen Stellenwert, wenn Verbraucherschützer zum Extra-Schutz gegen Starkregen, Überschwemmung, Lawinen, Erdbeben und anderen Naturgefahren raten. „Hier greift die Gebäudeversicherung nicht automatisch. Hausbesitzer müssen prüfen, ob ihre Police solche Schäden abdeckt. Falls nicht, sollten sie sich an den Versicherer wenden“, heißt es im Beitrag. In Deutschland fehle aktuell jedem zweiten Gebäude dieser Naturgefahrenschutz, auch Elementarschadenschutz genannt.
Lapidar für Branchenkenner – aber wichtig und richtig ist die Erkenntnis, dass Verträge, die seit Jahren in der Schublade schlummern bei einem Update meist bessere Leistungen bringen. Mehr Schutzumfang zu günstigeren Prämien wäre oft möglich. Fazit: Das Heft sollte als Handout für Kunden parat liegen.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek