Versicherungs-AGs wandeln auf schmalem Grad

Die deutschen Lebensversicherer treten trotz Umsatzrekorden 2004 langfristig auf der Stelle. Dies ergibt sich aus der langfristigen Analyse der Bilanzen für die Jahre 1993 bis 2004, die der Allfinanz-Marktbeobachtungsdienst map-report jetzt vorgelegt hat. In zwei Doppelausgaben werden wichtige Kennzahlen grafisch aufbereitet und mit dem Marktdurchschnitt verglichen. Gemessen wird von map-report traditionell das Ergebnis bei Marktanteil, Abschluss- und Verwaltungskosten, Nettorendite, Storno, BUZ-Quote, Durchschnitts-BUZ-Monatsrente, Gewinndeklaration, RfB-Quote und KLV-Ablaufleistung.

Ergebnis: Aktiengesellschaften unter den Lebensversicherern zeigen Schwächen, doch die Gegenseitigkeitsvereine und öffentlichen Anstalten nutzen dies noch zu wenig aus. Zu diesem Fazit kommt map-report nach Durchsicht von zwölf Gegenseitigkeitsvereinen und Anstalten (Alte Leipziger, Continentale, Debeka, DEVK, HUK-Coburg, Iduna, LV 1871, Öffentliche Oldenburg, Provinzial Nord, Stuttgarter, VGH, Volkswohl Bund), dokumentiert in map-report 603 – 604/2005 (kostet 75 Euro; Bestellung per Fax 04139/ 7019 oder www.map-report.com). Parallel dazu wurden zwölf Aktiengesellschaften analysiert (Aachen-Münchener, Allianz, Axa, Deutscher Herold, Gerling-Konzern, Hamburg-Mannheimer, Karlsruher, Neue Leben, R + V, Victoria, Volksfürsorge, Zürich), dokumentiert in map-report 605 – 606/2005 zum gleichen Preis. Wer beide Doppelhefte bezieht, zahlt 139 Euro.

„Für den Kunden zahlen sich die Größe des Versicherers und die Rechtsform AG offensichtlich nicht aus“, sagt map-report-Chefredakteur Manfred Poweleit. Die Aktiengesellschaften hätten massive Absatzprobleme, die auch ein Mehraufwand an Abschlusskosten nicht behebt. Das geringer ausfallende Geschäft sei auch noch von minderer Qualität, wie die Stornoquote von 5,35 Prozent zeige (VVaG: 5,02 Prozent). Poweleit macht dies auch an der Ablaufleistung fest: Wer vor 30 Jahren eine Kapital bildende gemischte Lebensversicherung (KLV) abgeschlossen und jährlich 1.200 Euro eingezahlt hat, bekomme Ende 2005 im Schnitt rund 97.000 Euro ausgezahlt (Rendite: 5,80 Prozent auf den eingezahlten Beitrag). Bei den hier analysierten zwölf Gegenseitigkeitsvereinen oder öffentlich-rechtlichen Anstalten wären es im Schnitt rund 4.500 Euro mehr. Bei den Aktiengesellschaften hingegen wären es im Schnitt 2.650 Euro weniger als im Marktschnitt oder 7.167 Euro weniger als bei den Versicherungsvereinen.

Die zwölf AG’s kommen auf einen Marktanteil von 49,33 Prozent (1993: 52,01 Prozent). Sie haben also 2,68 Prozentpunkte verloren, obwohl 16,71 Prozent der Beitragseinnahmen für Abschlusskosten aufgewendet wurden (Vereine: 15,96 Prozent). Die Vereine wiederum haben ihren Marktanteil knapp behauptet. „Es hätte bei den Vereinen eigentlich mehr sein können“, glaubt Poweleit. Aber im Gegensatz zum „Branchenmusterknaben Debeka“ schafften es leistungsstarke Gesellschaften wie HUK-Coburg, DEVK und VGH nicht, ihre Stärke in Vertriebserfolge umzusetzen, so Poweleit. Offensichtlich sei der Außendienst noch zu stark auf Auto- und sonstige Sachsparten fixiert, glaubt der Experte. In der Tat sind die Kennziffern einiger VVaG’s zum Teil ausgesprochen miserabel.

Poweleit sucht jedoch primär den Vergleich zu den Aktiengesellschaften. In der Nettorendite der Kapitalanlagen liegen die „Großen“ mit 4,84 Prozent deutlich hinter den kleineren Mitbewerbern, die 5,43 Prozent erreichen. Folglich sei die Zuweisung an die Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB), wichtig für Überschussbeteiligung und Sicherheitsmittel, mit 18,95 Prozent bei den Vereinen und Anstalten deutlich höher (AG: 12,77 Prozent). Auch mit 573 Euro durchschnittlicher monatlicher BUZ-Rente haben die „Kleinen“ deutlich die Nase vorn (AG: 382 Euro). Selbst die viel gerühmten Synergieeffekte suche man bei den Aktiengesellschaften vergebens. Der Verwaltungskostensatz sei im Schnitt identisch (2,82 Prozent). Die AG’s hätten noch schlechter abgeschnitten, gebe es nicht positive Ausreißer wie Allianz (2,01 Prozent) und Neue Leben (0,87 Prozent).



Autor(en): Detlef Pohl

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