Die HUK-Coburg, Marktführer in der Autoversicherung, schätzt, dass 2024 die Ersatzteilpreise für Autoreparaturen um sechs bis sieben Prozent steigen werden. Demgegenüber lag die Inflation laut Statistischem Bundesamt im August 2024 nur noch bei 1,9 Prozent, nach 2,3 Prozent im Juli. Gleichzeitig rechnet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit einer Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) von 106 Prozent für 2024.
"Rechnet man das zusammen, dann muss die Autoversicherung mindestens zweistellig für 2025 angepasst werden, um nur eine schwarze Null zu erreichen", sagte HUK-Coburg Vorstand Dr. Jörg Rheinländer in einem Interview. Auch der Marktführer wird daher seine Prämien 2025 im obigen Rahmen anpassen. Betroffen sind auch die Bestandskunden. Sie haben aber ein Sonderkündigungsrecht.
Wettbewerb bleibt
Die HUK-Coburg empfiehlt allen Autofahrerinnen und Autofahrern, die Prämien zu vergleichen. Dabei zielt sie auf Fremdkunden, weil sie und die HUK24 nach eigener Einschätzung "aufgrund der guten Kostenquote weiterhin zu den günstigsten Anbietern am Markt" gehört. Seit Jahren gibt es aber einen deutlichen Wettbewerb, bei dem durchaus auch andere Anbieter die Nase vorne haben. Rund 25 Prozent aller Autofahrerinnen und Autofahrer bei der HUK-Coburg können nicht mehr zum 30.11. kündigen, weil der Vertrag unterjährig beginnt und endet. "Dieser Anteil gilt auch für alle Kfz-Versicherten in Deutschland", so Rheinländer. Einzelne Anbieter haben aber deutlich höhere Quoten unterjähriger Verträge. Die Kfz-Versicherer bauen die sogenannte unterjährige Hauptfälligkeit deutlich aus, um sich dem Wettbewerb am Ende des Jahres zu entziehen.
Überproportional sind zudem die Werkstattlöhne für Unfallreparaturen, die sogenannten Stundenverrechnungssätze, gestiegen. "Wir beobachten in der Spitze Netto-Löhne in Höhe von bis zu 400 Euro die Stunde", so Rheinländer. Die letzte Preissteigerungsrunde sei mit zehn Prozent besonders hoch ausgefallen.
Immer längere Mietwagenzeiten
Ein weiteres Kostenproblem ist der Mietwagen, auf den die Kunden nach einem unverschuldeten Unfall ein Anrecht haben. Vielfach stellen die Versicherer aber auch nach einem Kaskoschaden einen Mietwagen. Fehlende Ersatzteile aufgrund von Lieferschwierigkeiten verzögern Reparaturen und führen zu längerer Mietwagendauer. "Unsere Partnerwerkstätten bestellen im Durchschnitt wöchentlich 50.000 Ersatzteile für rund 8.000 beschädigte Fahrzeuge", führt Rheinländer weiter aus. "Bei rund 650 Fahrzeugen waren die Ersatzteile nicht in der ersten Woche verfügbar". Das seien immerhin acht Prozent der zu reparierenden Fahrzeuge. Bei 300 Autos seien die Ersatzteile auch nach sechs Monaten nicht verfügbar gewesen.
"All das führt zu längeren Standzeiten und kostet Geld", so der Vorstand. So verbuchte die HUK-Coburg im vergangenen Jahr mit 45,2 Millionen Euro Kosten für Mietwagen 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Da der fränkische Versicherer rund 24 Prozent Marktanteil hat, entfallen 2024 schätzungsweise über 188 Millionen Euro allein auf Mietwagen.
Alternativ können Unfallopfer auch während der Zeit der Reparatur eine Nutzungsausfallentschädigung für ihr beschädigtes Fahrzeug verlangen, wenn sie auf den Mietwagen verzichten. "Wir wollen die Mobilität der Kunden aber erhalten und setzen daher auf Mietwagen", sagte Rheinländer. Zudem würde auch die Nutzungsausfallentschädigung durch den Ersatzteilmangel deutlich verlängert.
Kunden wollen in die Werkstatt gesteuert werden
Autofahrer können Versicherungsprämie sparen, wenn sie im Kaskoschadenfall eine Werkstattbindung vereinbaren. Die HUK-Coburg gibt hier einen Nachlass von 20 Prozent auf die Kaskoprämie. Rheinländer: "Wir geben damit unseren Preisvorteil in vollem Umfang an die Kundinnen und Kunden weiter." Über 60 Prozent der Versicherten der HUK-Coburg haben mittlerweile den Werkstatt-Tarif abgeschlossen. „Viele Kunden ohne diesen Tarif lassen sich trotzdem von uns in eine Partnerwerkstatt steuern, weil sie sonst keine schnelle Reparatur erhalten“, erläuterte Rheinländer. Sparen können Versicherte übrigens auch, wenn sie einen Telematik-Tarif wählen, bei dem der Fahrstil kontrolliert wird. Wer "gut" fährt, kann bei der HUK-Coburg bis zu 30 Prozent Nachlass auf seine Prämie erhalten. Das schaffen aber nur wenige. Laut Rheinländer verteilt sich der Nachlass wie eine Gaußsche Glocke, bei den sich die meisten Daten um den Mittelwert – also bei der HUK-Coburg um 15 Prozent – konzentrieren. Rheinländer: "Rund fünf Prozent der Fahrerinnen und Fahrer erreichen derzeit 30 Prozent Nachlass." Der Manager nutzt selbst einen Telematik-Tarif und liegt bei elf Prozent Rabatt, mit dem er aber zufrieden ist.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek