Wer vorsichtig fährt, der spart. Das ist die Grundidee der Telematik-Tarife. Von Verbraucherschützern bekommen diese Angebote nun endlich Zustimmung. Sie fällt aber noch verhalten aus.
Hohe Rabatte erhalten die Autofahrer bei Telematik-Tarifen, weil sie ihren Fahrstil messen lassen. „Erkenntnisse über eine missbräuchliche Verwendung der Kundendaten liegen uns nicht vor“, schreibt die Stiftung Warentest in einem aktuellen Beitrag (Finanztest 2/2022). Dennoch gibt es für die Verbraucherschützer Grund zur Kritik. So würden die Versicherer immer noch nicht klar kommunizieren, wofür sie die Daten nutzen.
Mangelhafte Erläuterungen zum Datenschutz
Analysiert wurden von den Berliner Testern die Datenschutzerklärungen von neun Telematik-Tarifen. „Mehr als die Hälfte der Erklärungen weist deutliche Mängel auf“, so das Ergebnis. Dabei sind die Verbraucherschützer aber sehr spitzfindig. So wird etwa gerügt, dass es ungültige Rechtsgrundlagen gebe. Zudem sei nicht immer klar, wie die Versicherer die Daten auswerten würden, um den Score-Wert zu errechnen. Ob die Assekuranzen dies wirklich genau darstellen müssen, erscheint aber fraglich. Dahinter verbirgt sich ja die Kalkulation jedes Anbieters und somit wohl auch sein Geschäftsgeheimnis.
Weitgehend zufrieden waren die Tester mit den Erklärungen von Allianz, Huk-Coburg (Huk 24) und LVM, die nur "geringe" Mängel aufzeigen würden. Mit "deutlichen" Mängeln warten hingegen die Versicherungskammer Bayern (Feuersozietät, Saarland), DEVK, Ergo, VHV und ADAC auf. Gerade für den Ableger des sich verbraucherfreundlich gebenden Autoclubs sollte das ein echtes Imageproblem sein.
Dominanz der HUK-Coburg-Gruppe
Deutlich wird im Test aber auch, dass der Huk-Coburg-Konzern die Konkurrenten erheblich dominiert. Schaut man sich die Top-Tarife an, muss der junge Musterkunde für den Tarif Classic Select bei der Huk 24 jährlich 434 Euro zahlen, wenn der optimale Rabatt erfahren wird. Bei der Huk-Coburg im gleichen Tarif sind es 489 Euro pro Jahr. Von solchen Preisen können die Wettbewerber nur träumen. So liegt die Ergo im Tarif Best bei 558 Euro, der ADAC im Premium bei 583 Euro, die VHV mit Klassik-Garant Exklusiv bei 609 Euro, die DEVK mit Premium bei 729 Euro, die LVM bei 793 Euro und die Allianz beim Premiumangebot bei 801 Euro. Damit ist der Münchener Riese fast doppelt so teuer, wie die Huk24.
Die meisten Versicherer bieten unter optimalen Bedingungen Rabatte zwischen 30 und 40 Prozent, teils inklusive zusätzlicher Startboni bei Abschluss der Versicherung. Die Versicherungskammer Bayern und ihre Töchter werfen sogar 45 Prozent in den Ring. Doch realistisch dürfte die hohe Ersparnis für die meisten Kunden nicht sein, weil der höchste Score kaum erfahren werden kann. Gut ist es – das betont auch die Stiftung Warentest – dass niemand draufzahlen muss, wenn er schlechter fährt. Der Rabatt wird lediglich geringer.
Empfehlung für Oma und Opa
Nach Meinung der Verbraucherschützer sind Telematik-Tarife nur etwas für junge Menschen, weil sie noch einen sehr geringen Schadenfreiheitsrabatt haben und somit eine relativ hohe Prämie zahlen müssen. Das trifft, wenn auch in geringerem Umfang, ebenfalls Senioren am Steuer. Sie bekommen einen Alterszuschlag. Den kann man mit einem Telematik-Tarif aber dann deutlich abschwächen. Für jede Altersgruppe gilt das Angebot des ADAC, der Allianz, der DEVK, der HUK-Gruppe und der VHV. Telematik-Tarife für Senioren haben aber wahrscheinlich nicht nur eine ökonomische Komponente: Erfahrene Fahrer können so nachweislich demonstrieren, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören.
Und wird der Score tatsächlich schlechter, hat man eine objektive Kontrolle seiner Fähigkeiten. Das Angebot für Betagte könnte somit durchaus von Kindern für Oma und Opa empfohlen werden – eine elegante soziale Kontrolle. Übrigens gibt es noch mehr Telematik-Angebote am Markt. Nicht im Test waren die Tarife der Generali, der Signal-Iduna und der Württembergischen.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek