Transparenz? Bei PKV vielfach Fehlanzeige!

Die besten privaten Krankenversicherer Deutschlands kommen aus Koblenz (Debeka), Wiesbaden (R + V) und Vechta (Alte Oldenburger). Das meint der Marktbeobachtungsdienst map-report nach Auswertung seines neuesten Ratings der privaten Krankenversicherung (map-report 620 - 621/06; kostet 75 Euro; Bestellung unter ). Alle drei Anbieter konnten damit die Erfolge des Vorjahres wiederholen und erzielten erneut die höchste Bewertung für langfristig hervorragende Leistungen (mmm). Dabei erreichte die Debeka in der siebten Auflage des Ratings bereits das sechste Mal in Folge den Platz an der Sonne.

Sehr gute Ergebnisse (mm) schreibt map-report folgenden PKV-Unternehmen zu: LVM, Inter, Süddeutsche, Hanse-Merkur und DBV-Winterthur. Gute Ergebnisse schafften wie schon 2005 auch diesmal HUK-Coburg und Signal (m). Im "Junioren-Rating" von Gesellschaften, die noch keine zwölf Jahre am Markt agieren, konnten DEVK, BBV und Nürnberger wie bereits im Vorjahr eine hervorragende Bewertung (ppp) erzielen. Die Hannoveraner Concordia und Provinzial Krankenversicherung glänzten hier wiederum mit sehr guten Ergebnissen (pp). Wenn die Niedersachen den Trend der vergangenen Jahre fortsetzen, könnten beide Gesellschaften im nächsten Jahr den Sprung zur Spitzengruppe schaffen.

Die mangelhafte Teilnahme am Rating - nur 15 von 36 Unternehmen machten mit - ist kein Ruhmesblatt für die Branche, die um ihre Existenzberechtigung zu kämpfen hat und sich in der Öffentlichkeit missverstanden fühlt, aber in Sachen Transparenz alles andere als offen agiert. Vielleicht liegt es ja daran, dass die viel beschworene Kostenkontrolle nichts als heiße Luft ist. Seit 1993 erhöhten die privaten Krankenversicherer die Beiträge für ihre voll Versicherten durchschnittlich um 5,5 Prozent pro Jahr. Im Zeitraum von 2000 bis 2006 fielen die Erhöhungen mit durchschnittlich 4,1 Prozent deutlich geringer aus. Der map-report hält dies für "lange nicht so finster wie oft vermutet und angeprangert wird". Zum Vergleich zieht der Report die Leistungsausgaben heran: Die seien seit 1993 durchschnittlich um 5,1 Prozent jährlich gestiegen (seit 2000: 4,8 Prozent). Allein die Leistungen für die ambulante Behandlung hätten sich in diesem Zeitraum fast verdoppelt.

Kostenbewusste Kunden müssen diese Zahlen dennoch aufschrecken. Man stelle sich vor, der Vermieter würde jedes Jahr 5,5 Prozent mehr Miete verlangen. Dann würden viele Mieter bald das Weite suchen. Dabei sind diese 5,5 Prozent nur Durchschnittswerte. Bei einigen Gesellschaften gab es zum Teil deutlich höhere Anpassungen. Namen zu nennen verbietet die Fairness, weil damit sonst die Datenverweigerer automatisch ungenannt davon kämen.

Die Wahl des richtigen Krankenversicherers ist und bleibt "sowohl für Verbraucher als auch den Vermittler eine schwierige Angelegenheit", sagt map-Analyst Reinhard Klages. Wenn der durchschnittliche Neukunde zwischen 30 und 35 Jahre alt ist, bleiben bei einer Lebenserwartung von etwa 80 Jahren Laufzeiten von 45 bis 50 Jahren. Wer da an einen unwirtschaftlichen Anbieter gerät, hat kaum Chancen, diese Fehlentscheidung zu korrigieren. Welcher Anbieter in den nächsten Dekaden mit stabilen Beiträgen und guten Bilanzen glänzen wird, könne auch das Rating 2006 nicht vorhersagen, obwohl es alle relevanten Daten seit 1993 berücksichtigt hat.

Selbst die Verweigerer kommen um eine Bewertung nicht vollends herum: Immerhin entfallen 37 der insgesamt 100 zu vergebenden Punkte auf öffentlich zugängliche Daten wie Bilanz und Beschwerdequoten. Von den Nichtteilnehmern hier am besten: Deutscher Ring (erreichte 81 Prozent der 37 Punkte), Landeskrankenhilfe (76 Prozent) und DKV (62 Prozent). Negativ-Beispiel Beschwerdequoten: Einige namhafte Anbieter brachten es auf überdurchschnittlich hohe Quoten. So registrierte die BaFin bei der AXA 40,15 Beschwerden pro 100.000 Versicherte (Betrachtungszeitraum 2002 - 2004). Gothaer (38,39) und ARAG (38,22) schnitten nicht viel besser ab. Auch Mannheimer (22,18) und Allianz (18,20) haben sich nicht mit Ruhm bekleckert.



Autor(en): Detlef Pohl

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