Die deutschen Lebensversicherer sind auch im zweiten Corona-Jahr relativ gut über die Runden gekommen. Das zeigt die "Kennzahlenanalyse Lebensversicherungen 2021" an dem sich für Versicherungsmagazin 60 Versicherer aktiv beteiligten. Insgesamt gab der Markt zwar leicht nach, doch eine ganze Reihe von Versicherern konnten zulegen.
Die Entwicklung ist vor allem ein Reflex auf die Robustheit der Vertriebswege. Denn Anfang und Ende des Jahres 2021 waren wieder durch hohe Infektionszahlen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Corona-Pandemie geprägt.
Zinsen wurden durch die Politik der Europäischen Zentralbank quasi abgeschafft. Trotzdem erwirtschaften die Lebensversicherer weiterhin Überschüsse. Die Kennzahl "Nettoverzinsung" ist aber nicht mehr so aussagekräftig, weil für die Befüllung der Zinszusatzreserve (ZZR) auch Bewertungsreserven aufgelöst werden und das Bild so schönen. Daher wurden zusätzlich die Nettozinsen ohne Berücksichtigung der Zuführung zur ZZR ermittelt. Hier wollten sich leider einige Versicherer nicht in die Karten schauen lassen.
Verzinsung über fünf Prozent
Die Analyse der 48 Unternehmen mit einer Ausweisung zeigt, dass es 2021 erhebliche Unterschiede gab. Stark ist die Bayerische mit 5,06 Prozent. Sie läuft damit ihrer im internen Run-Off befindlichen Mutter Bayerische Beamten Lebensversicherung sogar noch den Rang ab. Die BBV schafft bei der erweiterten Nettozinskennzahl 4,49 Prozent. Stark sind auch Gothaer mit 4,10 Prozent, InterRisk mit 3,60 Prozent sowie die Run-Off-Gesellschaften Proxalto (3,59) und Entis (3,2). Dieses Ergebnis zeigt, dass Kunden, die sich in einem Run-Off-Bestand befinden, die Policen gelassen bis zum Ablauf durchhalten können. Insgesamt liegen 24 Gesellschaften, in der Auswertung mit ihrem Zins über 2,5 Prozent. Am Ende der Fahnenstange gibt es aber 23 Gesellschaften, die bei dieser Kennzahl weniger als 2,5 Prozent Nettorendite ausweisen, teilweise liegt der Wert sogar unter zwei Prozent.
Bei den Kunden gibt es Gewinner und Verlierer
Bei der Vertragsentwicklung segelt die R+V durch eine Fusion mit der Tochter aus Luxemburg mit 31,7 Prozent Plus außerhalb jeder Konkurrenz. Mehr Kunden kann aber immer noch die Dortmunder gewinnen, die ein ordentliches Risikoplus von über elf Prozent erzielt. Gut im Rennen bei den Verträgen liegen die Bayerische (9,75 Prozent), Mylife (6,78), Canada Life (5,84) und Continentale (5,35). Interessant: Obwohl Marktführer Allianz insgesamt ein schlechtes Jahr hingelegt hat, konnte das Unternehmen die Zahl der Verträge immerhin noch um ein Prozent steigern. Insgesamt verlieren 32 der ausgewerteten Gesellschaften Vertragsbestand. Logisch ist das für die Run-Off-Gesellschaften wie Entis (minus 8,18 Prozent) oder Bayerische Beamten (minus 7,77). Doch hart ist es für Gesellschaften, die noch aktiv Neugeschäft haben. Deutlich betroffen sind Süddeutsche, Württembergische, DEVK, VGH, Targo und Zurich.
Den Fondspolicen gehört die Zukunft
Die Zukunft der Branche dürfte Fondsversicherung heißen. Wer einen Blick in den Bestand der aktiven Lebensversicherer wirft, der findet ein Kopf- an-Kopf-Rennen zwischen Canada Life und Mylife. Beide Unternehmen führen fast 68 Prozent ihrer Verträge als Fondspolicen im Bestand. Damit haben sie deutlich weniger Risiken in den Büchern als Unternehmen mit klassischen Kapitallebensversicherungen. Auf den Rängen folgt die Generali (66,23 Prozent) und die Zurich (52,46). Die deutsche Tochter der Schweizer Assekuranz hat nun ihren Klassikbestand an die Verwaltungsplattform Viridium abgegeben. Das schlägt sich natürlich in der aktuellen Bilanz noch nicht nieder, dürfte aber ein starkes Signal für andere Assekuranzen sein, ebenfalls Altballast abzuwerfen. Zu Jahresanfang 2022 hatte bereits die Signal Iduna mit der Gründung eines neuen Lebensversicherers, den alten in den internen Run-Off geschickt. Schon recht gut aufgestellt sind HDI, Continentale, die Bayerische, die Deutsche Ärzteversicherung, der Volkswohlbund und die Nürnberger, die alle über 30 Prozent Fonds-Anteil kommen.
Marktführer Allianz hält hier nur noch einen Anteil von 13,8 Prozent
Bei allen Lebensversicherern sinkt der Anteil an Kapitallebensversicherungen. Marktführer Allianz hält hier nur noch einen Anteil von 13,8 Prozent. Dominant sind bei den meisten Anbietern Rentenpolicen. Demgegenüber ist die Allianz mit einem Anteil von 45,8 Prozent bei Rentenpolicen und 28,8 Prozent bei Kollektiv-Verträgen außergewöhnlich breit aufgestellt. Der Fondspolicenanteil ist mit 8,9 Prozent beim Münchener Unternehmen immer noch recht mager ausgeprägt.
Unser Lesetipp Für Sie
Die vollständige Übersicht der Kennzahlen von 60 Lebensversicherungen finden Sie in der September-Ausgabe von Versicherungsmagazin.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek