Mit den Auswirkungen der Kapitalmarktkrise auf die Ertragslage haben die Versicherer bislang weitgehend hinter den Berg gehalten. Die ersten wagen sich nun aus der Deckung: "Es ist mit jahrelangen deutlichen Belastungen zu rechnen", erklärte Rainer M. Jacobus, Vorstandssprecher der Ideal Versicherungsgruppe, anlässlich der Präsentation der Bilanzzahlen 2008. Die Gesamterträge seien um dramatische 40 Prozent zurückgegangen. Durch die anhaltende Zinsschwäche erweise sich "die Wiederanlage in der Lebensversicherung als latentes Risiko", so Jacobus, dessen Haus im Sommer 2008 alle Aktien bei einem DAX-Stand von rund 7.500 Punkten verkauft hatte.
Die Branche hat ihre Aktienanlagen nach Marktwerten netto auf 2,7 Prozent der Kapitalanlagen gesenkt, berichtete Jörg von Fürstenwerth auf einer Fachtagung in Berlin. Mit 1,2 Billionen Euro halten die Versicherer einen Anlagebestand unter Vertrag, der etwa viermal so groß wie der Bundeshaushalt ist, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Wenig aussagekräftige Zahlen zu Aktieninvestments moniert
Experten stören sich allerdings seit längerem an den wenig aussagekräftigen Zahlen zu Aktieninvestments in den Bilanzen sowie an der Tatsache, dass Ausfallrisiken für Rentenpapiere oder Beteiligungen kaum ausgewiesen sind. Kürzlich musste etwa die Bayerische Beamten Versicherung (BBV) einräumen, eine 15 Jahre alte Beteiligung an der Aareal Bank in Höhe von rund 62 Millionen Euro abschreiben zu müssen. Dies soll angeblich eine Schieflage ausgelöst haben.
Der Marktbeobachter map-report hält dies für Unsinn. Die BBV sei mit 236,89 Prozent der von der Versicherungsaufsicht geforderten Eigenmittel deutlich besser aufgestellt als der Markt insgesamt (217 Prozent). Zudem hatte die BBV in der vorletzten Börsenkrise stille Lasten in Höhe von 513 Millionen Euro für 2001 und 2002 innerhalb von zwei Jahren vollständig abgebaut. Die BBV selbst sah die nötige Abschreibung von Anfang an im "unkritischen Bereich", so Vorstandschef Rolf Koch. Auch der GDV merkte an, dass keine Gefährdung vorliege, und auch die Rating-Agentur Assekurata gab nach kurzfristiger Prüfung Entwarnung.
Solide Finanzlage hilft bei weiteren Abschreibungen
Dennoch müssen weitere Versicherer Abschreibungen auf Kapitalanlagen vornehmen. Sie unterliegen damit vor allem den indirekten Auswirkungen der Finanzkrise. "Versicherer haben regelmäßige Prämieneinnahmen, sodass sie im Gegensatz zu Banken keine Refinanzierungsprobleme haben", untermauerte Wolfgang Weiler vor Journalisten die solide Finanzlage der Versicherer. "In Deutschland besteht keine Notwendigkeit einer Bad Insurance", so Weiler wörtlich.
Die Stabilität der deutschen Versicherer sei durch die Krise nicht gefährdet. Die Nettoverzinsung lag 2008 bei 3,6 Prozent und damit einen Prozentpunkt niedriger als 2007, was durch Sicherheitsmittel ausgeglichen werde. "Eine Bedrohung für den Garantiezins besteht aber nicht", ergänzte Weiler, auch Vorstand der HUK-Coburg-Versicherungsgruppe. Für Pfandbriefe und Euro-Anleihen höchster Bonität seien bei zehn Jahren Laufzeit noch bis zu 4,7 Prozent Rendite erzielbar, unterstrich Maximilian Zimmerer, Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Lebensversicherung sowie Vorstandschef der Allianz Lebensversicherung.
"Abschreibungen nur bei verminderter Bonität des Bond-Emittenten"
Die wesentlichen Aktienindizes hatten seit dem letzten Herbst teilweise in einem dramatischen Abwärtsstrudel mit Verlusten von 40 Prozent befunden und gaben 2009 bislang nochmals um bis zu 20 Prozent nach. Die Dimension entspricht dem aufsichtsrechtlichen Stresstest-Szenarium, nach dem die Auswirkungen eines Kursverfalls von Aktien um 35 Prozent simuliert werden. Durch mehrere Zinssenkungen kommt es zudem zu erheblichen Zeitwertverlusten in den Rentenbeständen und damit in vielen Fällen per Saldo zu einer Lastenposition, folgert Weiler.
"Abschreibungen erfolgen jedoch nicht bei Zinsveränderungen, sondern nur wegen verminderter Bonität des Emittenten von Rentenpapieren", relativiert der Kapitalmarktexperte. Wegen der mittlerweile verbreitet in Frage gestellten Bonität vieler Marktteilnehmer im Bankensegment erscheinen sogar Pfandbriefe als risikobehaftet. Dies bewertete Weiler als falsch. "700 Milliarden Euro unserer Anlagen stellen wir über Banken zur Verfügung, davon zwei Drittel in Pfandbriefen, bei denen als Sicherheiten Hypothekendarlehen und öffentlich-rechtliche Forderungen hinterlegt sind", stellte Weiler klar.
Externe Sicht liefert nur unklares Bild
Die externe Bilanzsicht zeigt allerdings weder, in welchem Umfang in Aktien investiert wird, noch welche Ausfallrisiken für Rentenpapiere bestehen. Zudem ist aus externer Warte nicht ersichtlich, in welcher Höhe vorhandene stille Reserven und vorgenommene Absicherungsmaßnahmen die Abschreibungsrisiken aufgrund von Marktwertverlusten reduzieren. Laut map-report hatten die deutschen Lebensversicherer im Jahresmittelwert 2007 rund 10 Prozent ihrer Kapitalanlagen in Aktien gehalten.
Die Branche hat ihre Aktienanlagen nach Marktwerten netto auf 2,7 Prozent der Kapitalanlagen gesenkt, berichtete Jörg von Fürstenwerth auf einer Fachtagung in Berlin. Mit 1,2 Billionen Euro halten die Versicherer einen Anlagebestand unter Vertrag, der etwa viermal so groß wie der Bundeshaushalt ist, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Wenig aussagekräftige Zahlen zu Aktieninvestments moniert
Experten stören sich allerdings seit längerem an den wenig aussagekräftigen Zahlen zu Aktieninvestments in den Bilanzen sowie an der Tatsache, dass Ausfallrisiken für Rentenpapiere oder Beteiligungen kaum ausgewiesen sind. Kürzlich musste etwa die Bayerische Beamten Versicherung (BBV) einräumen, eine 15 Jahre alte Beteiligung an der Aareal Bank in Höhe von rund 62 Millionen Euro abschreiben zu müssen. Dies soll angeblich eine Schieflage ausgelöst haben.
Der Marktbeobachter map-report hält dies für Unsinn. Die BBV sei mit 236,89 Prozent der von der Versicherungsaufsicht geforderten Eigenmittel deutlich besser aufgestellt als der Markt insgesamt (217 Prozent). Zudem hatte die BBV in der vorletzten Börsenkrise stille Lasten in Höhe von 513 Millionen Euro für 2001 und 2002 innerhalb von zwei Jahren vollständig abgebaut. Die BBV selbst sah die nötige Abschreibung von Anfang an im "unkritischen Bereich", so Vorstandschef Rolf Koch. Auch der GDV merkte an, dass keine Gefährdung vorliege, und auch die Rating-Agentur Assekurata gab nach kurzfristiger Prüfung Entwarnung.
Solide Finanzlage hilft bei weiteren Abschreibungen
Dennoch müssen weitere Versicherer Abschreibungen auf Kapitalanlagen vornehmen. Sie unterliegen damit vor allem den indirekten Auswirkungen der Finanzkrise. "Versicherer haben regelmäßige Prämieneinnahmen, sodass sie im Gegensatz zu Banken keine Refinanzierungsprobleme haben", untermauerte Wolfgang Weiler vor Journalisten die solide Finanzlage der Versicherer. "In Deutschland besteht keine Notwendigkeit einer Bad Insurance", so Weiler wörtlich.
Die Stabilität der deutschen Versicherer sei durch die Krise nicht gefährdet. Die Nettoverzinsung lag 2008 bei 3,6 Prozent und damit einen Prozentpunkt niedriger als 2007, was durch Sicherheitsmittel ausgeglichen werde. "Eine Bedrohung für den Garantiezins besteht aber nicht", ergänzte Weiler, auch Vorstand der HUK-Coburg-Versicherungsgruppe. Für Pfandbriefe und Euro-Anleihen höchster Bonität seien bei zehn Jahren Laufzeit noch bis zu 4,7 Prozent Rendite erzielbar, unterstrich Maximilian Zimmerer, Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Lebensversicherung sowie Vorstandschef der Allianz Lebensversicherung.
"Abschreibungen nur bei verminderter Bonität des Bond-Emittenten"
Die wesentlichen Aktienindizes hatten seit dem letzten Herbst teilweise in einem dramatischen Abwärtsstrudel mit Verlusten von 40 Prozent befunden und gaben 2009 bislang nochmals um bis zu 20 Prozent nach. Die Dimension entspricht dem aufsichtsrechtlichen Stresstest-Szenarium, nach dem die Auswirkungen eines Kursverfalls von Aktien um 35 Prozent simuliert werden. Durch mehrere Zinssenkungen kommt es zudem zu erheblichen Zeitwertverlusten in den Rentenbeständen und damit in vielen Fällen per Saldo zu einer Lastenposition, folgert Weiler.
"Abschreibungen erfolgen jedoch nicht bei Zinsveränderungen, sondern nur wegen verminderter Bonität des Emittenten von Rentenpapieren", relativiert der Kapitalmarktexperte. Wegen der mittlerweile verbreitet in Frage gestellten Bonität vieler Marktteilnehmer im Bankensegment erscheinen sogar Pfandbriefe als risikobehaftet. Dies bewertete Weiler als falsch. "700 Milliarden Euro unserer Anlagen stellen wir über Banken zur Verfügung, davon zwei Drittel in Pfandbriefen, bei denen als Sicherheiten Hypothekendarlehen und öffentlich-rechtliche Forderungen hinterlegt sind", stellte Weiler klar.
Externe Sicht liefert nur unklares Bild
Die externe Bilanzsicht zeigt allerdings weder, in welchem Umfang in Aktien investiert wird, noch welche Ausfallrisiken für Rentenpapiere bestehen. Zudem ist aus externer Warte nicht ersichtlich, in welcher Höhe vorhandene stille Reserven und vorgenommene Absicherungsmaßnahmen die Abschreibungsrisiken aufgrund von Marktwertverlusten reduzieren. Laut map-report hatten die deutschen Lebensversicherer im Jahresmittelwert 2007 rund 10 Prozent ihrer Kapitalanlagen in Aktien gehalten.
Autor(en): Detlef Pohl