Skandia startet neu durch

Alles neu macht der Mai. Die deutsche Niederlassung der Skandia startet personell, inhaltlich und vertrieblich neu durch. Wichtigste Personalie: Das Unternehmen besitzt nach mehreren Monaten interimistischer Führung durch den Zentraleuropa-Chef Alexander Steiner wieder einen richtigen Vorstandsvorsitzenden - Johannes Friedrich (42), zuletzt Geschäftsführer der DaimlerChrysler Assekuranz Makler GmbH. Ein CEO "zum Anfassen" wolle er sein, sowohl für Geschäftspartner als auch für Kunden, verkündete Friedrich vor der Presse. Schon dadurch unterscheidet sich der Betriebswirt von seinem Vorgänger Christopher J. Luise, der in seiner Amtszeit von 2002 bis 2006 nach außen gänzlich unbekannt geblieben war, was Insider darauf zurückführten, dass der Amerikaner die deutsche Sprache nicht beherrschte. In seiner Zeit verlor das Unternehmen zahlreiche Spitzenmanager an die Konkurrenz, was ebenfalls nicht für Luise spricht.

Es gehe ihm in jeder Hinsicht um Vertrauen und Stabilität, sowohl was das Management des Unternehmens betreffe als auch im Hinblick auf die geschäftlichen Beziehungen, verkündete der neue Skandia-Chef. Dabei hat das Unternehmen noch die Übernahmeschlacht der britisch-südafrikanischen Old-Mutual-Guppe zu verdauen, die 2006 insgesamt 88 Prozent der Anteile des angeschlagenen schwedischen Mutterhauses Forsäkrings AB Skandia übernommen hatte. Damit zog auch eine neue Unternehmenskultur ein. Immerhin darf Skandia unter den neuen Eigentümern als eigenständige Marke in 20 Ländern weiter bestehen, darunter auch in Deutschland. Um die Bekanntheit der Marke "Skandia" zu verbessern, wird der Fokus auf drei Zielgruppen gerichtet: vermögende Kunden, Familien sowie Singles und Paare. Makler bekommen auf jede Zielgruppe zugeschnittenes, vollkommen neues Material zur Verkaufsunterstützung an die Hand. Zudem werde eine große Anzeigenkampagne gestartet, die das Know-how der Skandia im Fondsbereich herausheben soll.

Bei Produktinnovationen setzt Skandia konsequent auf fondsgebundene Lösungen - von der Riester-Rente über die Basisrente bis hin zur neuen Fondsrente, die von Franke & Bornberg in allen Kategorien Bestnoten erhielt. Hinzu kommen die im Herbst 2006 gestartete Vermögenspolice mit Einmalbetrag (für Steuersparer mit nachträglichen Zuzahlungen, ohne Gesundheitsprüfung, mit Auszahlung ab 55) sowie die im Januar 2007 eingeführte neue Direktversicherung (mit integrierter Renten-, Beitrags- und Höchststandsgarantie). Geplant sind erstmals auch Direktinvestments in Form von gemanagten Portfolios sowie Investment-Depots, mit denen Kunden dann auf einer offenen Plattform ihre gesamte Vermögensverwaltung mit Fonds und Versicherungen über ein Depot organisieren könnten.

Gute Dienste leiste schon jetzt der bislang im Markt einmalige Portfolio-Navigator, den Kunden optional wählen könnten. Er ermögliche die Zusammenführung volkswirtschaftlicher Rahmendaten sowie deren Wirkung auf die Kapitalmärkte mit den ermittelten Kundendaten. Damit entstünde ein individuell zugeschnittenes Portfolio. Ein solches Portfolio-Management steht sonst nur vermögenden Kunden beim Private Banking offen. Für Makler senkt der Portfolio-Manager das Haftungsrisiko erheblich. Nach Friedrichs Einschätzung werden 80 Prozent der Kundenportfolios nach der Einrichtung nie mehr angefasst und schon gar nicht richtig gepflegt, wodurch Vermittler ein erhebliches Risiko eingehen. Der Navigator passt das Portfolio praktisch automatisch an aktuelle Gegebenheiten an. Kostenpunkt für Kunden: 0,25 Prozent des Guthabens pro Jahr (zu einem Stichtag).

Auch für Vertriebspartner soll es eine "Qualitätsoffensive" geben. Da Fondsprodukte nicht mehr nur Sache von Nischenanbietern wie Skandia (Marktanteil: 4,1 Prozent), sondern allgemein auf dem Vormarsch seien, müsse man sich über Qualität von den Wettbewerbern abheben, so Vertriebsvorstand Sven Enger. Die Zahl von rund 7.000 mehr oder weniger aktiven Geschäftsverbindungen sei ausreichend. Die Skandia, die ausschließlich mit freien Vermittlern kooperiert, will allerdings den Service verbessern. Dafür wurde der Bestand an dezentralen, fest angestellten Maklerbetreuern von 18 im Jahr 2005 auf 55 im letzten Jahr ausgebaut. Bis Ende 2008 soll deren Zahl auf 80 erhöht werden. Auch das Schnittstellen-Management zwischen Unternehmen und Makler soll deutlich verbessert werden, so Friedrich, so dass die Zusammenarbeit für beide Seiten kosten- und zeitsparender werde. Dazu würden Geschäftspartnern eine Reihe von Tools zur Verfügung gestellt - vom Bestandsrechner über Investment- und Akquise-Trainings bis hin zur Vor-Ort-Betreuung. Es gehe vor allem darum, dass der Makler mehr Zeit beim Kunden verbringen könne und weniger organisatorische Aufgaben erledigen müsse. Vor allem im Bereich "Software/IT-Unterstützung" hatten Makler im Charta-Qualitätsbarometer zuletzt Schwächen der Skandia festgestellt, die Friedrich schnell abstellen will.

Autor(en): Detlef Pohl

Alle Branche News