PKV will Pflegeversicherung stärken

Wenn die gesetzliche Pflegeversicherung bald renoviert und um eine kapitalgedeckte Komponente erweitert wird, kann sie noch mit vertretbarem Aufwand finanziell gerettet werden. Dies geht aus neuen Vorschlägen und Modellrechnungen des Verbandes der privaten Krankenversicherung () hervor. Da Pflegebedürftigkeit vor allem ein Altersproblem sei, müsse die Versicherung auf eine demografiefeste Grundlage gestellt werden.

Das PKV-Modell baut auf eine zusätzliche private Komponente in der gesetzlichen Pflegeversicherung. Damit soll die dringend notwendige Dynamisierung der Pflegeleistungen abgesichert werden. „Gleichzeitig kann der heutige gesetzliche Beitragssatz dauerhaft stabilisiert werden“, sagt Reinhold Schulte, Vorsitzender des PKV-Verbandes. Er mahnte jedoch: „Jedes weitere Jahr des Stillhaltens verteuert und erschwert den dringend notwendigen Kurswechsel“.

Der Weg sei eine schrittweise Ergänzung der Umlagefinanzierung um eine private Pflegeabsicherung (Kapitaldeckung). Schulte rechnet vor: Beim „Grundmodell“ erfolgt der Aufbau des Kapitalstocks langsam und erlaube so einen sozialverträglichen Einstieg:
- Die Leistungen der Pflegeversicherung werden jährlich um zwei Prozent dynamisiert.
- Diese dynamisierten Leistungen werden von der privaten Pflegeversicherung erbracht.
- Der Beitrag für die private Pflegeversicherung beträgt in der Startphase 8,50 Euro im Monat und erhöht sich jährlich um einen Euro. Kinder werden beitragsfrei mitversichert (bis 18).
- Die undynamisierten Leistungen übernimmt wie bisher die soziale Pflegeversicherung. Der gesetzliche Beitragssatz kann dauerhaft bei 1,7/ 1,95 Prozent stabilisiert – und ab 2030 – sogar gesenkt werden.

Der PKV-Verband stellte noch weitere Modell-Varianten mit einem deutlich stärkeren Einstieg in die kapitalgedeckte Finanzierung vor. Darin würde private Pflegeversicherung nicht nur die jährliche Leistungsanpassung übernehmen, sondern auch die Absicherung der Schwer- und Schwerstpflegebedürftigkeit.

Dies sei mit zusätzlichen Beiträgen an die private Versicherung verbunden, erlaube aber gleichzeitig eine sofortige Senkung des Beitragssatzes in der gesetzlichen Pflegeversicherung. Die Details der Angebote, die über die Dynamisierung der Pflegeleistung (Grundmodell) hinausgehen, sehen laut PKV-Verband so aus:
- Übernahme auch der Leistungen bei Schwerst-Pflegebedürftigkeit (Stufe 3): Dies kostet zwölf Euro pro Monat und erhöht sich jährlich um 1,10 Euro pro Monat. Gesetzlicher Beitragssatz würde sofort auf 1,5 Prozent sinken.
- Übernahme auch der Leistungen bei Schwer-Pflegebedürftigkeit (Stufe 2) und Schwerst-Pflegebedürftigkeit (Stufe 3): Dies kostet 20 Euro pro Monat und erhöht sich jährlich um zwei Euro pro Monat. Gesetzlicher Beitragssatz würde sofort auf 0,85 Prozent sinken.

Alle drei Varianten laufen darauf hinaus, dass die Pflegeversicherung früher oder später zur Hälfte kapitalgedeckt ausfinanziert ist. Dabei sei mit der Verzinsung der Kapitalanlagen von durchschnittlich 4,2 Prozent pro Jahr (3,5 Prozent Rechnungszins + 0,7 Prozent Überzinsen) gerechnet worden, erklärte PKV-Geschäftsführerin Helga Riedel. Zur Erinnerung: Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen in der PKV-Branche habe im Schnitt der eher mageren Jahre 2002 bis 2004 zwischen 4,58 und 4,85 Prozent gelegen.

Die gesetzliche Pflegeversicherung gerät sichtbar an ihre Grenzen. Allein 2004 sei ein Defizit von rund 820 Millionen Euro aufgelaufen. Nach jüngsten Prognosen sind die Reserven bis 2008 aufgebraucht. Auch auf der Leistungsseite gäbe es ein gravierendes Problem: Da die Leistungen per Gesetz nominal festgeschrieben sind, habe ihr Realwert seit Einführung der Pflegeversicherung 1995 bereits um über 13 Prozent abgenommen. Würden die Pflegeleistungen auch in Zukunft nicht dynamisiert, komme dies einem Schrittweisen Ausstieg aus der Pflegeversicherung gleich.

Autor(en): Detlef Pohl

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