PKV - immer mehr Beschwerden

Deutlich mehr Beschwerdebriefe gingen im Jahr 2004 beim Ombudsmann für Private Kranken- und Pflegeversicherung ein. 2.625 schriftlich eingereichte Fälle kamen auf den Prüfstand. Arno Surminski, der seit 2001 für die Kunden der Mitgliedsunternehmen im Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) als Ombudsmann erste Beschwerdeanlaufstelle ist, hat alle Hände voll zu tun.

Im Team des früheren Versicherungs- und Finanz-Journalist bearbeiten Experten – quasi von neutraler Warte aus – die eingehenden Beschwerden von Kunden, die sich von ihrem Krankenversicherer schlecht behandelt fühlen oder schlechte beziehungsweise gar keine Leistung erhielten. Vier von fünf Beschwerden kamen 2004 von Vollversicherten; doch auch die Leistungen bei Zusatzversicherungen gaben Anlass zur offiziellen Beschwerde beim OKV-Ombudsmann.

Die Anzahl der Beschwerden ist in den letzten zwölf Monaten um 20 Prozent in die Höhe geschnellt, wird aus dem Büro des Ombudsmann mit Amtssitz in Berlin bekannt gegeben. Die komplette Zahl aller 2.625 Beschwerden gliedert sich auf in Kritik an der Vergehensweise der Versicherer bei
- Krankheitskostenversicherung: 81,1 Prozent,
- Krankentagegeld- und anderen Zusatzversicherungen: 7,6 Prozent,
- Pflegeversicherung: 1,4 Prozent,
- Reisekrankenversicherung: 0,8 Prozent,
- Anwartschaftsversicherung: 0,6 Prozent.

Dabei ging es hauptsächlich um Streitigkeiten um die Anwendung der Gebührenordnung von Ärzten und Zahnärzten, aber auch um die medizinische Notwendigkeit von bestimmten Heilbehandlungen. Wie vom Büro des Ombudsmann zu erfahren war, fächern sich auch die Beschwerdegründe unter anderem folgendermaßen auf:
- 18,8 Prozent – wegen Gebührenstreitigkeiten,
- 18,7 Prozent – wegen Fragen zur medizinischen Notwendigkeit,
- 12,2 Prozent – wegen Unstimmigkeiten bei der Vertragskündigung,
- 8,5 Prozent – wegen unterschiedlicher Auffassung beim Kranken-Tagegeld,
- 7,6 Prozent – wegen Beschwerden zum Krankenhaus-Tagegeld und Zusatzversicherungen,
- 6,5 Prozent – wegen Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln sowie
- 4,1 – wegen der Höhe der Beiträge bei Prämienanpassungen.

Arno Surminski und sein Team mussten noch ungeklärte 1.000 Problemfälle der 2.625 schriftlichen Eingaben mit ins Jahr 2005 nehmen. Pro Fall müsse man eine durchschnittliche Bearbeitungs-Dauer von mehr als einem halben Jahr ansetzen. Dennoch sei mit 41 Prozent aller Eingaben eine beachtliche Quote bearbeitet worden, die zum vollständigen und teilweisen Erfolg der Kunden geführt hätten.

Versicherte, die sich von einem Unternehmen im PKV-Verband ungerecht behandelt fühlen, können kostenfrei eine Beschwerde an den PKV-Ombudsmann richten. Wenn sie trotz der versuchten Klärung beim Ombudsmann einen Rechtsanwalt einschalten, müssen sie die Kosten im Zweifelsfall aber zunächst einmal selbst tragen. Je nach Ausgang des gerichtlichen Verfahrens bleiben sie vollständig auf den Kosten sitzen.

Autor(en): Ellen Bocquel

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