Deutschlands Pensionsaktuare sehen die Pensionskassen vor großen Herausforderungen. Presseberichten zufolge habe fast jede vierte Kasse Finanzprobleme. Drei Pensionskassen kürzten sogar die Leistungen.
"Viele Pensionskassen brauchen mehr Risikotragfähigkeit, um die anhaltende Niedrigzinssituation und die beständige Verlängerung der Lebenserwartung bewältigen zu können", betont Dr. Friedemann Lucius in einer Mitteilung, Vorstandsvorsitzender des Instituts der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V. (IVS), einem Zweigverein der Deutschen Aktuarvereinigung e.V. (DAV).
Zwei Optionen
Der Grund dafür liege im Geschäftsmodell der Pensionskassen: Dies sei immer darauf ausgerichtet gewesen, aus den Beiträgen des Kollektivs möglichst effizient hohe Leistungen mit der erforderlichen Sicherheit für das Kollektiv zu finanzieren. Gewinne seien eher zugunsten von Leistungserhöhungen verwendet worden als zum Aufbau freier Eigenmittel. Als Lösung skizziert Lucius zwei Optionen: "Entweder die Pensionskassen senken ihre Annahmen darüber, was sie künftig am Kapitalmarkt erwirtschaften können. Dann müssen sie zwangsläufig die Reserven für die vorhandenen Garantiezusagen in erheblichem Umfang anheben. Oder sie gehen in den Kapitalanlagen höhere Risiken ein, um dauerhaft Erträge erwirtschaften zu können, wie sie in der ursprünglichen Tarifkalkulation einmal unterstellt worden waren."
Geld wird gebraucht
Um die damit verbundenen Schwankungsrisiken aufzufangen, benötigten die Pensionskassen freie, unbelastete Eigenmittel. „Wenn diese nicht vorhanden sind, müssen sie von außen bereitgestellt werden. Beide Varianten kosten Geld“, so Lucius.
Arbeitgeber muss einstehen
Diese zusätzlichen Mittel müssten letztendlich von den Trägerunternehmen aufgebracht werden, da sie als Arbeitgeber für die Zusagen der Pensionskassen einstehen. "Aus aktuarieller Sicht kann ich den Trägerunternehmen nur dringend empfehlen, dem Beispiel vieler Firmen zu folgen, die sich bereits zu dieser Verantwortung bekannt und für ihre Pensionskassen zusätzliche Mittel bereitgestellt haben", betont Lucius.
Notfalls müsse der PSV zahlen
Die Trägerunternehmen seien nicht gut beraten, es auf eine Sanierung durch Leistungskürzungen ankommen zu lassen. Dieser letzte Ausweg gehe in der Regel mit einem vollständigen Verbrauch der Eigenmittel und damit einem weitgehenden Verlust der Risikotragfähigkeit der Kasse einher. Im schlimmsten Fall folgten ein Neugeschäftsverbot und die Abwicklung der Einrichtung. Das sei am Ende die teuerste Lösung für die Arbeitgeber, meint Lucius. "Und wo es beispielsweise aufgrund von Insolvenzen keinen einstandspflichtigen Arbeitgeber mehr gibt, muss künftig der Pensions-Sicherungs-Verein einspringen", führt der IVS-Vorstandsvorsitzende aus.
Autor(en): Versicherungsmagazin