Mannheimer soll sich als Nischenanbieter positionieren

Die angeschlagene Mannheimer Versicherung soll nach ihrer Übernahme durch die österreichische Uniqa als Spezialversicherer in Nischen tätig bleiben. Die Zukunft der Mannheimer Krankenversicherung ist weiter ungewiss.

Über den Rückkauf der Mehrheit an der Krankenversicherung will Uniqa-Chef Konstantin Klien erst im Herbst entscheiden. "Die Sachversicherung ist nach wie vor das Herz der Gesellschaft", sagte Mannheimer-Vorstandschef Lothar Stöckbauer kürzlich. Der Ruf des Konzerns habe in der Krise der Lebensversicherungssparte nicht gelitten.

Die österreichische Gruppe hatte bei der finanziell schwer angeschlagenen Mannheimer Holding die Beteiligung von knapp 20 auf über 75 Prozent erhöht und damit eine drohende Insolvenz abgewendet. Die Mannheimer war durch die finanzielle Schieflage ihrer Lebensversicherungstochter in die tiefroten Zahlen gerutscht. Das Neugeschäft der Leben-Tochter war Mitte vergangenen Jahres eingestellt und an die Auffanggesellschaft Protektor übergeben worden. Ein Vergleich der Uniqa mit Mannheimer-Kleinaktionären hatte Ende Juni den Weg für die rettende Übernahme geebnet. Bis 2008 darf das Unternehmen nicht von der Börse genommen werden.

Stöckbauer selbst will Vorstandschef in Mannheim bleiben. Er werde sich nicht verschließen, wenn der Aufsichtsrat seinen Ende 2004 auslaufenden Vertrag verlängern wolle, sagte er. Eigentlich hatte er nur bis zum Abschluss der Sanierung bleiben wollen.

Für das laufende Jahr erwartet Stöckbauer ein Prämienwachstum von vier Prozent in der Schaden- und Unfallversicherung im Vergleich zu den 2003 erzielten 274 Millionen Euro. Bis Ende Juni habe der Zuwachs 2,2 Prozent betragen. "Damit muss man nicht unzufrieden sein", sagte der Vorstandschef. Er kündigte an, dass das Unternehmen künftig wieder eine Dividende für die Aktionäre zahlen werde. Wann das der Fall sein werde, sei aber noch nicht absehbar. Der Versicherer sei inzwischen schuldenfrei. Mit dem Sanierungskonzept sind Stöckbauer zufolge 21 Millionen Euro eingespart worden.

Der Jahresabschluss für 2003 soll erst in den nächsten Wochen vorgelegt werden. Durch die Ablösung eines 200-Millionen-Kredits von Protektor für 25 Millionen Euro sei die Überschuldung der Holding vermieden worden. Im verbliebenen Kerngeschäft sei ein positives versicherungstechnisches Ergebnis erwirtschaftet worden. 875 von 1.200 Arbeitsplätzen seien geblieben. "Die Mannheimer hat sehr viel abgespeckt. Jetzt geht es darum, wieder Muskelmasse aufzubauen", sagte Uniqa-Chef Klien.

Klien sagte, der Produktname "Mannheimer" werde auch unter dem Dach der Uniqa-Gruppe bestehen bleiben. Die Mannheimer hat sich in der Sachversicherung auf Nischen wie Kunst, Musikinstrumente, Boote oder Juwelen spezialisiert und hat dort rund 800.000 Kunden. Das passe zur Strategie der Uniqa, die in Österreich und Osteuropa als Komposit-Versicherer, in Westeuropa aber eher als Nischenanbieter tätig sei, sagte Klien.. Die Mannheimer könne für die Uniqa zum "Kompetenzzentrum" für Sachversicherung werden. Die als Internet-Lebensversicherer gegründete Mamax will Klien als technologische Plattform für den Konzern nutzen.

Vom Lebensversicherungsgeschäft, das den Konzern durch eine falsche Anlagestrategie seines Vorgängers existenziell gefährdet hatte, will Stöckbauer künftig die Finger lassen. "Es ist kein Handlungsbedarf zum Thema Leben", sagte er. Der Exklusivvertrieb vermittle in kleinerem Rahmen Policen der Continentale.

Bei der Rückübertragung der Mehrheit an der Krankenversicherung sieht Klien keine Eile. "Eines nach dem anderen", sagte er. Im Herbst werde eine Entscheidung fallen. Freundschaftliche Gespräche mit der Continentale liefen. Die Dortmunder Versicherung hatte vor einem Jahr 51 Prozent der Mannheimer Kranken gekauft und hat das Recht, im Sommer auf 74 Prozent aufzustocken.


Quelle: Financial Times Deutschland

Autor(en): SN

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