Lebensarbeitszeit-Modelle - die etwas andere Form der Altersvorsorge

Die beruflichen Biografien der Deutschen verlaufen längst nicht mehr so geradlinig und eindeutig wie früher. Die starren Schemata der Arbeitszeiten werden immer mehr aufgeweicht. Frank-Henning Florian, Vorstandsmitglied der R + V Lebensversicherung, wies in einem Vortrag auf dem 11. Charta-Marktplatz in Neuss darauf hin, dass damit und mit der Möglichkeit, Arbeitswerte und Zeitwerte auf ein so genanntes Lebensarbeitszeitkonto zu buchen, ein komplett neues Arbeitsfeld für Berater, die sich mit der Altersversorgung beschäftigen, entstanden ist.

Florian führte seinen Zuhörern die ganze Bandbreite der Bedarfssituationen und möglichen "Fälle" vor Augen: Dem Wunsch der Arbeitgeber nach Entkoppelung von Arbeits- und Betriebszeiten und dem Ausgleich saisonaler und konjunktureller Schwankungen steht das Interesse der Arbeitnehmer gegenüber, Einkommen zu glätten. Mannigfaltige Vorruhestands- und Altersteilzeitlösungen müssen auf den Lebensarbeitszeitkonten korrekt verbucht werden. Nimmt man dann noch Freistellungen nach Geburten oder wegen der Qualifizierung für neue Aufgaben hinzu, Sabbaticals und Gleitzeit, dann bekommt man, so Florian weiter, allmählich eine Vorstellung von der Komplexität und Bedeutung des Themas. Der Geldwert der Überstunden betrage weit über 20 Milliarden Euro und steige kontinuierlich, der Wert der bisher bereits vorhandenen Langzeitkonten in Unternehmen liege bei etwa 30 Milliarden Euro.

Die Lebensarbeitszeitkonten und deren Verzahnung mit betrieblichen Altersversorgungslösungen und Altersteilzeitmodellen stellt enorme Anforderungen an die Verwaltung. Florian führte aus, dass Berater, die sich hier auskennen und effiziente IT-Lösungen anbieten können, derzeit gefragte Gesprächspartner der Arbeitgeber sind und riet den zuhörenden Versicherungsmaklern, hier umgehend aktiv zu werden und den Kontakt mit entsprechenden Produktlieferanten aufzunehmen.

Auf dem 11. Charta-Marktplatz in Neuss beschäftigten sich auch andere Referenten aus den Vorstandsetagen der Lebensversicherungsbranche mit den Perspektiven der Lebensversicherung. Dabei wurden u. a. die Folgen von Solvency II diskutiert, auch stand eine differenzierte Aufarbeitung des Alterseinkünftegesetzes auf dem Programm, ferner wurde das Angebot der britischen Lebensversicherungen genauer unter die Lupe genommen.

Der zweitägige Charta-Marktplatz, der jährlich mit einem hochkarätigen Vortragsprogramm, 70 Ausstellern und einem Großaufgebot an Versicherungsvorständen circa 1000 Besucher anzieht, wird von der Charta Börse für Versicherungen AG, einem Verbund von 360 Versicherungsmaklern, ausgerichtet. Regelmäßig werden auf dieser Messe alle wichtigen Trends der Versicherungsbranche diskutiert und die neuesten Softwareentwicklungen vorgestellt. Deswegen standen in diesem Jahr auch die Zukunft der privaten Kranken- und Pflegeversicherung und die Umsetzung der EU-Vermittlerrichtlinie im Mittelpunkt des Interesses und einer der Gastredner, Hans Olaf Henkel, der frühere BDI-Präsident, ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, die aktuelle Kapitalismusdebatte kampfeslustig zu kommentieren.

Quelle: Charta Börse für Versicherungen AG

Autor(en): Susanne Niemann

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