KLV kein Rendite-Langweiler

Die schlechte Nachricht zuerst: Die Leistungen der Kapitallebensversicherung (KLV) sind weiter gefallen. Für die letzten zwölf Jahre legte der Branchen-Informationsdienst map-report eine „Ablaufanalyse 1994 - 2005“ vor (Bestellung über www.map-report.com). Ergebnis: Bei Musterverträgen mit zwölf Jahren Laufzeit kommen Kunden bei Vertragsablauf zum 31. Dezember 2005 auf 4,42 Prozent Beitragsrendite (2004: 5,04 Prozent). Bei 20 Jahren Laufzeit fiel der Erlös 2005 auf 5,64 Prozent (2004. 5,88 Prozent) und bei 30-jährigen Policen auf 5,80 Prozent (2003: 5,89 Prozent). Vor fünf Jahren sahen die Zahlen noch wesentlich rosiger aus: 6,22 Prozent (zwölf Jahre) bzw. 6,52 Prozent (20 Jahre) bzw. 6,18 Prozent (30 Jahre). Branchenexperten sehen wegen der Kapitalmarktentwicklung für die meisten Anbieter vorerst kaum Besserung. Versicherer mit schwacher Kapitalausstattung dürften auch mittelfristig nicht zu neuem Renditeaufschwung kommen. Denn ihre Mittel sind einerseits für die Erwirtschaftung der Garantien gebunden, ohne dass genügend Risikokapital für höhere Renditechancen verfügbar ist, und andererseits drohen generell höhere Eigenkapitalanforderungen (Solvency II).

Und nun die gute Nachricht: Die KLV ist und bleibt kein Rendite-Langweiler. Die besten Anbieter schafften über 30 Jahre 7,15 Prozent Beitragsrendite (Debeka), 6,68 Prozent (HUK-Coburg) oder 6,48 Prozent (neue leben). Die Wahl der richtigen Gesellschaft ist jedoch entscheidend, denn die Branche driftet immer mehr auseinander. Zwischen bestem Anbieter (7,15 Prozent) und dem schlechtesten von map-report ermittelten Wert unter 63 Gesellschaften (5,23 Prozent) liegen 1,93 Renditepunkte. Der Kunde kann also im günstigsten Fall 124.800 Euro erwarten oder muss sich am Ende mit 87.200 Euro Ablaufleistung zufrieden geben (Marktdurchschnitt: 96.989 Euro).

Und noch eine gute Nachricht: Diese vergleichsweise guten Zahlen sind nur die halbe Wahrheit: Denn 5,64 Prozent Rendite beim 20-Jahres-Vertrag sind berechnet auf den KLV-Beitrag. Darin sei aber auch Todesfallschutz enthalten. Rechnet man den heraus, so liege der wahre Wert im Marktdurchschnitt bei 6,19 Prozent. Für den 30-Jahres-Vertrag ergebe sich laut map-report sogar eine Rendite auf den Sparanteil von 6,7 Prozent. Das ist mehr als landläufig erwartet. Lediglich 12-Jahres-Verträge fallen mit 4,94 Prozent merklich ab, weil hier wegen der kurzen Laufzeit die Baisse vom Frühjahr 2000 an voll auf die Rendite durchgeschlagen ist.

Dritte gute Nachricht: Zwar müssen Erträge aus 2005 neu abgeschlossenen KLV-Verträgen künftig versteuert werden. Die Auswirkungen auf die Nachsteuer-Rendite seien jedoch nur minimal, so Manfred Poweleit. Der Chefredakteur von map-report hat ausgerechnet, dass der Mustervertrag eines Gutverdieners (50.000 Euro Jahresbruttoeinkommen) mit sehr hoher Versicherungssumme nur rund 0,6 bis 0,8 Prozentpunkte Rendite einbüßt. Im Massengeschäft mit kleineren Summen dürften steuerliche Verschlechterungen daher kaum messbar sein. „Der Abstand zwischen dem besten und dem schlechtesten Versicherer bei der Ablaufleistung ist erheblich markanter als der Unterschied zwischen Vorsteuer- und Nachsteuer-Rendite“, so Poweleit.

Alle genannten Zahlen betreffen jedoch Leistungen, die in der Vergangenheit erbracht wurden. Der Kunde, der heute abschließt, hat im Prinzip nichts davon, denn er kauft Leistungen der Zukunft. Wichtig für ihn und den Vermittler sei, welche Versicherer gut in Form sind und sich verbessern konnten. Im Vergleich der aktuellen Leistung mit dem Mittelwert der vergangen fünf Jahre (Trend) liegt Asstel mit 9,5 Punkten Verbesserung eindeutig in einem Aufwärtstrend bei der Ablaufleistung. Es folgen Debeka, R+V, HUK-Coburg, LV 1871 und Volkswohl Bund. Dagegen befänden sich etliche Anbieter in einem negativen Trend, was die tatsächliche Ablaufleistung betrifft. Dazu gehörten laut map-report insbesondere Victoria, Deutsche Ärzteversicherung, Bayerischen Beamten und Karlsruher. Negativschlagzeilen haben zudem knapp 30 Anbieter vermieden, indem sie keine Daten geliefert hatten, darunter Deutscher Ring und Nürnberger.

Wie schafft es jedoch die Debeka immer wieder, eine der seltenen Erfolgsgeschichten in der deutschen Assekuranz fortzuschreiben? Aufschluss gibt die Bilanz 2004. Der Versicherungsverein, der seinen Kunden und nicht etwa Aktionären gehört, schüttet vom Jahresüberschuss knapp 96 Prozent in Form von Auszahlungen oder Rückstellungen an die Kunden aus. Zudem wachse man sehr kostengünstig, weil nur niedrige Provisionen gezahlt würden. So bräuchten nur 4,3 Prozent der Beitragseinnahmen für Verwaltung und Abschlusskosten ausgegeben werden (Branche: fast zehn Prozent). Auch in der Kapitalanlage beweist der Koblenzer Versicherer seit Jahren ein gutes Händchen: Mit 6,1 Prozent Nettorendite 2004 zeigte man der Branche erneut die Rücklichter (4,9 Prozent). Traditionell setzt die Debeka Leben auf Langläufer unter den Festverzinslichen. Eine seit langem sehr geringe Aktienquote (2004: 0,5 Prozent) trug dazu bei, dass Debeka-Kunden nahezu ungerupft aus der Börsenkrise kamen. Allenfalls Aktien mit hoher Dividendenrendite würde im Portefeuille untergemischt.

Dennoch sinke die Nettoverzinsung durch die konservative Anlagephilosophie künftig wahrscheinlich um 0,15 bis 0,2 Prozentpunkte pro Jahr, wenn die aktuelle Niedrigzinsphase anhält. Denn auslaufende Wertpapiere mit hohem Zinskupon können derzeit nicht mit vergleichbar hohem Zins wiederangelegt werden. Dennoch ist der Spielraum für die Kapitalanlage weitaus größer als in vielen anderen Häusern: Die Debeka gilt als einer der finanzstärksten Lebensversicherer Deutschlands. Keinesfalls überraschend: Er setzt weiter auf die KLV. „Sie hat Zukunft“, so Vorstandschef Uwe Laue. „Wir bieten Altersvorsorge und Sicherheit, aber keine Kapitalanlage“, meinte er mit Blick auf die Favorisierung von Fondspolicen bei anderen Gesellschaften.

Autor(en): Detlef Pohl

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