Die kostenfreie Rentenberatung des Staates hat die Stiftung Warentest unter die Lupe genommen. Der Beitrag in Finanztest 3/2023 gibt sehr gute Anregungen für Vermittler. Denn die Frage: „Wird das Geld im Ruhestand einmal reichen?“, stellen sich anlässlich der starken Inflation derzeit immer mehr Menschen.
Untersucht wurde aber „nur“ die Rentenberatung in Baden-Württemberg. Der Grund: Sie allein bietet unter den 16 Rentenversicherungsträgern eine 90-minütige Intensivberatung an. Und diese auch per Video-Beratung. Der Hinweis der Berliner Verbraucherschützer an die künftigen Rentenempfänger in ganz Deutschland, sich in einem der 19 Servicezentren in Baden-Württemberg online beraten zu lassen, dürfte dort wohl zu einem Terminkollaps führen.
15 Länder ohne umfassende Rentenberatung
Unter dem Strich gibt es also eigentlich – zumindest in den 15 anderen Ländern – noch keine umfassende Rentenberatung. Auch das ist ein wichtiges Ergebnis des Tests. Mit dem Ergebnis der Rentenberatung – es wurde lediglich eine sehr kleine Stichprobe mit drei Musterkunden durchgeführt - waren die Verbraucherschützer insgesamt zufrieden. In den kostenlosen Intensivgesprächen der Servicezentren in Baden-Württemberg wurde eine mögliche Rentenlücke sehr weitreichend ermittelt. Denn gesetzliche, betriebliche und private Anwartschaften wurden analysiert.
Allein der Stand von Sach- und Kapitalvermögen wurde anscheinend nicht berücksichtigt. Dafür wurde die Rentenlücke nach Berücksichtigung von Steuern, Abgaben und Inflation berechnet. Konkrete Zahlen wurden mit Hinweis auf den Datenschutz der Testpersonen aber nicht veröffentlicht.
Rentenberatung ist Schwerstarbeit
Dass die Analyse der Rentenlücke schwere Arbeit ist, unterstreichen die Verbraucherschützer. So heißt es: „Einzuschätzen, wie viel Rente im Alter zur Verfügung steht, ist nicht trivial. Viele Annahmen spielen eine Rolle: So hängt die voraussichtliche gesetzliche Rentenhöhe unter anderem davon ab, wie sich das beitragspflichtige Gehalt bis zum Rentenstart noch entwickelt. Bei privaten und betrieblichen Renten hängt die künftige Rentenhöhe oft von Überschüssen ab, die die Versicherer in den nächsten Jahren erwirtschaften.
Berücksichtigen müssen Versicherte außerdem, dass Steuern und Sozialabgaben die späteren Renten teils deutlich schmälern können.“ Und aktuell spiele auch der Kaufkraftverlust eine deutliche Rolle bei der Analyse. Solche Untersuchungen sollten gute Vermittlerberatungstools heute schnell leisten.
Weiterhin sind nach Einschätzungen der Analysten die gesetzlichen und privaten Standmitteilungen „eine Wissenschaft für sich“. Mit der Ende 2023 startenden digitalen Renteninformation für alle, sollte dies aber dann einfacher werden. Dann dürfte der Beratungsbedarf nochmals einen Schub erhalten. Ein wichtiges Argument für private Vermittler, ihre Beratungskompetenz – auch digital - auszubauen. Die Menschen leben nicht nur immer länger, viele gehen auch deutlich früher in Rente.
Kompakter Beratungsbogen
Sehr wichtig für ein gutes Beratungsgespräch ist die Vorbereitung. Hierfür hat die Stiftung Warentest einen kompakten Fragebogen entwickelt. Vor der Beratung sollte man sein Rentenkonto auf den neuesten Stand bringen. Alle rentenrechtlich relevanten Zeiten sollten erfasst sein, also auch Zeiten der Kindererziehung, des Studiums oder der ehrenamtlichen Pflege von Angehörigen. Das Rentenkonto kann man zusammen mit der Rentenversicherung – vor jeder Beratung – klären. Telefonische Termine zur Kontoklärung gibt es unter (0 800/10 00 48 00). Für die privaten Anwartschaften spielen dann Riester-Rente, Rürup-Rente und Betriebsrenten die zentralste Rolle.
Mitte des Berufslebens erste Check machen
Wichtig ist zudem die Botschaft, dass man die Rentenlücke im höheren Alter zwar besser abschätzen kann, ein Gegensteuern dann aber immer schwieriger wird. So rät die Stiftung Warentest: „Spätestens in der Mitte Ihres Berufslebens ist daher bereits der erste Altersvorsorge-Check fällig, selbst wenn Ihr beruflicher Werdegang dann noch lange nicht in Stein gemeißelt ist.“
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek