Die Corona-Pandemie hat unser Leben durcheinandergewirbelt. Sie verbannt uns ins Homeoffice, sie zwingt manche zur Kurzarbeit. Die Krise schürt Ängste, verändert unser Verhalten. Aber auch in positiver Hinsicht. Denn Corona stachelt unsere Kreativität an, lässt uns nach Auswegen und Alternativen suchen. Auch die Versicherungswirtschaft. Die Dialog Versicherung liefert hierzu ein interessantes Beispiel mit ihrem neuen Format „Dialog - Feierabend Lounge – Entspannt online treffen“.
Seit dem 11. Mai 2020 bietet der Versicherer aus Augsburg dieses digitale Treffen für Makler an. In zwei kurzweiligen Stunden wird ein bunter Mix aus Vortag, Interview und Interaktion mit den Internetteilnehmern geboten. Zwei Stunden Maklerbespaßung, aber mit Niveau und Weiterbildungsfaktor. Das erste Online-Meeting war überschrieben mit „Mut – Wie behält man den Humor?“. Rednerin, Humortrainerin und Autorin Katrin Hansmeier lieferte hierzu Tipps und Antworten. Weniger lustig ging es dann am 25. Mai in der zweiten Lounge-Runde weiter. Keynote-Speaker, Buchautor und Coach Michael Rossie erkläre seinen Zuhörern, wie sie „Konflikte vermeiden und lösen“ können. Techniken, die in der aktuellen Situation sicher oft zum Einsatz kommen müssen und gut zu gebrauchen sind.
Raus aus alten Denkmustern – gar nicht so einfach
Und das jüngste virtuelle Treffen am 8. Juni lieferte den Partnern der Dialog hilfreiche Erkenntnisse, wie sie „raus aus den alten Denkmustern“ kommen und wie wichtig es ist, „Innovationen von Teams zu fördern". Der Hochschuldozent und „Querdenker in Sachen Kreativität“ Gerriet Danz bot hier amüsante und nachdenkliche Beispiele und Histörchen aus seinem Corona-Alltag. Und Christian Buchholz, Managementtrainer und Geschäftsführer des Verocchio Institute for Innovation Competence, gab interessante Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart zum Besten, die zeigten, wie Fehleinschätzungen oder geistige Flexibilität zu Niedergang oder durchschlagendem Erfolg führen können.
Doch bevor die grauen Zellen thematisiert und angeregt wurden, machte der Musiker Tom Friedländer die virtuelle Zuhörerschaft erst mal locker, mit seinem Keyboard und vor virtuellem Kaminfeuer. Naja, nicht so ganz passend für die Jahreszeit, aber irgendwie muss ja Gemütlichkeit und Entspannung in eine virtuelle Studiowelt einkehren. Die Zuschauer und Zuhörer konnten hier auch eigene Songwünsche durchreichen. Der Einstiegssong passend zur Corona-Stimmung: „Jein. Soll ich es lieber machen oder lass ich es lieber sein“ von der Gruppe „Fettes Brot“.
Umdenken, neue Wege gehen, Überleben sichern
Diese Unentschlossenheit, soll ich etwas tun, meinen bisherigen Weg verlassen, um nochmals durchstarten zu können oder verharre ich ängstlich im Hier und Jetzt, skizzierte auch Danz durch jüngste Alltagsbeobachtungen. Wie zahlreiche Lokale mussten auch zwei Bistros in seinem Umfeld Corona-bedingt schließen. Bei dem einen sind bis heute die Türen geschlossen. Das andere Cafe habe sehr schnell reagiert und via Instagram für seine Produkte geworben und den Kunden den Cappuccino direkt nach Hause gebracht, kurze Zeit später auch noch Sandwiches. Das Überleben der Lokalität scheint nun gesichert.
„Diese Geschichte zeigt: Wenn etwas nicht – mehr – geht, probiere ich eben was Anderes aus. Aber warum fällt uns dieses Pivoting-Verhalten so schwer?“ Der Begriff „Pivoting“ beschreibt eine Basketball-Technik. Diese ist der Versuch eines Spielers, sich mit dem „Sternschritt“ aus einer geblockten Situation durch einen gegnerischen Spieler zu befreien. Dabei bleibt ein Fuß fest auf dem Boden, mit dem anderen dreht man sich Schritt für Schritt weg von seinem Angreifer.
„Schuld“ an diesem defensiven Verhalten ist unser Gehirn, denn dieses setzt gerne auf eingeübte Denkmuster, so wird Energie gespart, eine gedankliche Veränderung kostet unser Gehirn viel Energie.
Danz appelliert dafür, aber diese Denkmuster aufzubrechen. In Corona-Zeiten wäre dies auch gut möglich, denn „seit Corona haben wir viel Freiraum, oft viel Zeit über Dinge neu nachzudenken“. Das gewohnte Büro sei hier als Übungsfläche für Kreativität weniger gut, dieser Ort sei „vor allem ein Ort der Effizienz“.
Wie der Besuch einer Süßwarenfabrik die IT-Branche revolutioniert hat
Wie wichtig Umdenken ist, machte auch Christian Buchholz an diversen Beispielen aus unterschiedlichen Branchen deutlich: Die Fehleinschätzung von Nokia, dass das I-Phone nur ein Nischenprodukt sein wird. Das war beinahe tödlich für das Unternehmen. Ganz gegensätzlich dazu die Erfolgsgeschichte der 3M-Post-its, die durch Diversität, Kollaboration und eine glaubwürdige Fehlerkultur überzeugen. Und die ungewöhnliche Story von Apple Macintosh, die dadurch möglich war, weil ihre Gründer sich durch bunte Bonbons einer Süßwarenfabrik inspirieren ließen und auf ihre Produktwelt übertrugen.
Und was kann das für den Versicherungsvertrieb, auch für die Vertriebspartner der Dialog bedeuten? Das verrieten die Leiter der Dialog-Bereichsdirektionen Nord und Süd, Jürgen Karthaus und Stephan Visel. Eine mögliche Konsequenz: Die Verschlankung des Bestandes oder mehr Zeit für die Kunden. Beide konnten auch die Erfahrung machen, dass die digitale Entwicklung in vielen Bereichen doch schon sehr weit ist, dass Arbeiten im Homeoffice ohne Probleme möglich ist und dass es in vielen Sparten gar nicht so schlimm gekommen ist, wie anfänglich befürchtet. Ein optimistischer O-Ton: „In Leben gab es einen gewissen Einbruch, aber hier sind wir sicher schon überm Berg“.
Kleine Gesten, große positive Wirkung
Und kleine Gesten können in solchen schwierigen Zeiten auch kleine Wunder bewirken, so die Erfahrung der Vertriebsexperten. Einfach mal eine kurze Mail an den Kunden schreiben und fragen, wie es ihm und seinem Geschäft geht. Ein kleines Signal, dass dem Kunden vermittelt: Man denkt an mich.
Und welche positiven Veränderungen hat Corona für die Vertriebler noch gebracht? Entschleunigung, mehr Demut, Joggen vor der Arbeit und dass der Wecker jetzt später klingelt. Schöne neue Corona-Welt? Jein.
Autor(en): Meris Neininger