Lebensversicherungen gelten als langweilig. In der Krise haben sie dennoch tapfer ihre Mindestverzinsung und mehr erreicht. Wie es mit den Raffinessen an der Börse ausschaute, zeigt das Buch der "Zeit"-Journalistin Heike Faller „Wie ich einmal versuchte, reich zu werden“. Es darf Finanzvermittlern als Lektüre empfohlen werden: man wird sehr nachdenklich.
Heike Faller (38) ließ 10.000 Euro für sich arbeiten und sah zu, wie sie zu einer "Närrin des Zufalls" wurde. In einem Buch erzählt sie ihre Geschichte, den Einsatz innerhalb des Jahres 2008 zu verdoppeln. Dazu ließ sie sich ein Jahr von ihrer Redakteursarbeit freistellen, bei der sie bis dato nicht das kleinste Interesse für das Thema Geldanlage übrig hatte, um nichts anderes zu tun als zu spekulieren.
Ihr Jahr verbrachte sie in einem kleinen Büro in Berlin. Sie las die Zeitungen, verfolgte die Nachrichten, kämpfte sich durch die Bücher großer Ökonomen und Investoren. Wollte sie etwas wissen, fragte sie die Leute, von denen sie annahm, dass sie die Antwort kannten. Sie besuchte eine Goldmesse, traf sich mit Kunstsammlern, flog mit dem Manager eines Hedge-Fonds in den Irak, sprach mit Händlern in London und ertrotzte sich zum Schluss sogar einen Termin bei dem legendären George Soros in New York, ihrem persönlichen Finanzhelden und Vorbild.
Herausgekommen ist ein amüsanter und lesenswerter Ausflug in die Finanzwelt. Dass ausgerechnet in dem Jahr, in dem sie reich werden wollte, die Finanzmärkte bebten, mag dem Portfolio der Autorin nicht gutgetan haben – der Dramaturgie des Buches dagegen sehr. Genau wie Faller sich Schritt für Schritt in die Weltmärkte hinein tastet, lernt auch der Leser, warum Gold eine Krisenwährung ist, was Verbriefungen sind und wie man mit Wetten viel Geld gewinnen oder verlieren kann.
Ein Abenteuer im Reich des Kapitals
Die Abenteuer im Reich des Kapitals, zu der sich die studierte Ethnologin mit der feinen Beobachtungsgabe aufmacht, sind höchst unterhaltsam und lehrreich. Angestachelt wurde sie durch Anfängerglück: Der Wert eines Golddepots, von Sparkassenberatern aus der Pfalz empfohlen, verdoppelte sich in kurzer Zeit. Die Autorin gewann das Gefühl, ein besonderes Talent fürs Spekulieren zu haben. Dieses Gefühl kennen Vermittler und deren Kunden auch – vom Aktienmarkt vor dem Frühjahr 2000 zum Beispiel.
Aber auch Faller musste erkennen, dass sie Glück an den Märkten mit Können und außergewöhnlichen Fähigkeiten verwechselt hatte. Doch sie verbreitet diese schmerzliche Erkenntnis mit einem Augenzwinkern. Nach der Lektüre des Buches weiß man zumindest soviel, dass man auf jeder Party in Finanzfragen mitreden kann – solange die Rede hoffentlich nicht auf die Performance von Aktienfonds 2008 oder den Zwischenstand bei Fondspolicen zu sprechen kommt.
So viel sei verraten: Die Autorin schließt ihr Jahr als Zockerin mit einem kleinen Plus von 1,55 Prozent Rendite ab. Besser als der Sparbuchzins und 40 Prozentpunkte besser als der Deutsche Aktienindex, der tief ins Minus rutschte. Und das im Jahr 2008, in dem die Banken wankten und mit ihnen die Volkswirtschaften der Erde.
Von Goldminen, Krisen und Spekulanten
Höhere Rendite verhinderte nicht nur eine schmerzlich ins Kontor geschlagene Wette auf Goldminen, sondern vor allem die Tatsache, „dass die Märkte nicht sehr direkt mit der Welt korrespondieren", schreibt Faller. Es ist eben doch kein Naturgesetz, dass der Goldpreis in Krisen nach oben schießt. Am Ende ist sie in manchem so schlau wie vorher und gibt es freimütig zu: „Ich lese die Wirtschaftsdaten, sie sind schlechter als in der dreißiger Jahren. Ich kann sie vergleichen, aber ich habe kein Gespür dafür, was sie bedeuten. Ich stehe noch immer vor ihnen wie vor Preisschildern in einem japanischen Supermarkt.“
Übrigens: Das Wort Versicherungen kommt im Buch so gut wie gar nicht vor. Dabei müssen auch spekulativ veranlagte Vermittler und Kunden zur Kenntnis nehmen: Kapitalversicherungen haben auch im Krisenjahr 2008 im Schnitt mit 4,37 Prozent laufender Gesamtverzinsung geglänzt. 2009 wird im Schnitt mit 4,28 Prozent nur geringfügig weniger deklariert.
Heike Faller „Wie ich einmal versuchte, reich zu werden. Mein Jahr unter Spekulanten.“ DVA, München. 240 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: 978-3-421-04385-6; Bestellung auch im möglich.
Foto: Buch-Cover (Quelle: DVA)
Heike Faller (38) ließ 10.000 Euro für sich arbeiten und sah zu, wie sie zu einer "Närrin des Zufalls" wurde. In einem Buch erzählt sie ihre Geschichte, den Einsatz innerhalb des Jahres 2008 zu verdoppeln. Dazu ließ sie sich ein Jahr von ihrer Redakteursarbeit freistellen, bei der sie bis dato nicht das kleinste Interesse für das Thema Geldanlage übrig hatte, um nichts anderes zu tun als zu spekulieren.
Ihr Jahr verbrachte sie in einem kleinen Büro in Berlin. Sie las die Zeitungen, verfolgte die Nachrichten, kämpfte sich durch die Bücher großer Ökonomen und Investoren. Wollte sie etwas wissen, fragte sie die Leute, von denen sie annahm, dass sie die Antwort kannten. Sie besuchte eine Goldmesse, traf sich mit Kunstsammlern, flog mit dem Manager eines Hedge-Fonds in den Irak, sprach mit Händlern in London und ertrotzte sich zum Schluss sogar einen Termin bei dem legendären George Soros in New York, ihrem persönlichen Finanzhelden und Vorbild.
Herausgekommen ist ein amüsanter und lesenswerter Ausflug in die Finanzwelt. Dass ausgerechnet in dem Jahr, in dem sie reich werden wollte, die Finanzmärkte bebten, mag dem Portfolio der Autorin nicht gutgetan haben – der Dramaturgie des Buches dagegen sehr. Genau wie Faller sich Schritt für Schritt in die Weltmärkte hinein tastet, lernt auch der Leser, warum Gold eine Krisenwährung ist, was Verbriefungen sind und wie man mit Wetten viel Geld gewinnen oder verlieren kann.
Ein Abenteuer im Reich des Kapitals
Die Abenteuer im Reich des Kapitals, zu der sich die studierte Ethnologin mit der feinen Beobachtungsgabe aufmacht, sind höchst unterhaltsam und lehrreich. Angestachelt wurde sie durch Anfängerglück: Der Wert eines Golddepots, von Sparkassenberatern aus der Pfalz empfohlen, verdoppelte sich in kurzer Zeit. Die Autorin gewann das Gefühl, ein besonderes Talent fürs Spekulieren zu haben. Dieses Gefühl kennen Vermittler und deren Kunden auch – vom Aktienmarkt vor dem Frühjahr 2000 zum Beispiel.
Aber auch Faller musste erkennen, dass sie Glück an den Märkten mit Können und außergewöhnlichen Fähigkeiten verwechselt hatte. Doch sie verbreitet diese schmerzliche Erkenntnis mit einem Augenzwinkern. Nach der Lektüre des Buches weiß man zumindest soviel, dass man auf jeder Party in Finanzfragen mitreden kann – solange die Rede hoffentlich nicht auf die Performance von Aktienfonds 2008 oder den Zwischenstand bei Fondspolicen zu sprechen kommt.
So viel sei verraten: Die Autorin schließt ihr Jahr als Zockerin mit einem kleinen Plus von 1,55 Prozent Rendite ab. Besser als der Sparbuchzins und 40 Prozentpunkte besser als der Deutsche Aktienindex, der tief ins Minus rutschte. Und das im Jahr 2008, in dem die Banken wankten und mit ihnen die Volkswirtschaften der Erde.
Von Goldminen, Krisen und Spekulanten
Höhere Rendite verhinderte nicht nur eine schmerzlich ins Kontor geschlagene Wette auf Goldminen, sondern vor allem die Tatsache, „dass die Märkte nicht sehr direkt mit der Welt korrespondieren", schreibt Faller. Es ist eben doch kein Naturgesetz, dass der Goldpreis in Krisen nach oben schießt. Am Ende ist sie in manchem so schlau wie vorher und gibt es freimütig zu: „Ich lese die Wirtschaftsdaten, sie sind schlechter als in der dreißiger Jahren. Ich kann sie vergleichen, aber ich habe kein Gespür dafür, was sie bedeuten. Ich stehe noch immer vor ihnen wie vor Preisschildern in einem japanischen Supermarkt.“
Übrigens: Das Wort Versicherungen kommt im Buch so gut wie gar nicht vor. Dabei müssen auch spekulativ veranlagte Vermittler und Kunden zur Kenntnis nehmen: Kapitalversicherungen haben auch im Krisenjahr 2008 im Schnitt mit 4,37 Prozent laufender Gesamtverzinsung geglänzt. 2009 wird im Schnitt mit 4,28 Prozent nur geringfügig weniger deklariert.
Heike Faller „Wie ich einmal versuchte, reich zu werden. Mein Jahr unter Spekulanten.“ DVA, München. 240 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: 978-3-421-04385-6; Bestellung auch im möglich.
Foto: Buch-Cover (Quelle: DVA)
Autor(en): Detlef Pohl