Credibility-Theorie
Teilgebiet der Erfahrungstarifierung. In der Credibility-Theorie werden für ein Risiko die beobachtbaren Schadenhöhen X1, ..., Xn der vergangenen n Versicherungsjahre sowie die nicht beobachtbare Schadenhöhe X0 eines zukünftigen Versicherungsjahres und zulässige Prämien der Form mit beliebigen Koeffizienten a0, a1, ... , an betrachtet. Ziel der Credibility-Theorie ist es, für eine gegebene Verlustfunktion L : = R2 → R+ den Verlust L (δ, X0) über alle zulässigen Prämien zu minimieren. Besitzt dieses Optimierungsproblem eine eindeutig bestimmte Lösung δ-, so wird δ- als Credibility-Prämie bezeichnet; dabei ist zu beachten, dass die Credibility-Prämie u.U. mehrere Darstellungen der Form besitzen kann. Der wichtigste Spezialfall ist der des erwarteten quadratischen Verlustes L(δ, X0) : = E [(δ - X0)2]. In diesem Fall existiert die Credibility-Prämie und ihre Koeffizienten sind durch die Erwartungswerte, Varianzen und Kovarianzen der Schadenhöhen X0, X1, ..., Xn vollständig bestimmt. Insbesondere erhält man unter dem erwarteten quadratischen Verlust im Fall E [Xi] = μ, var[Xi] = λ + θ und cov[Xi, Xj] = λ für alle i, j ∈ {0, 1, ..., n} mit i ≠ j und Φ, λ > 0 die klassische Credibility-Formel
mit K := Φ/λ; hier strebt der Credibility-Faktor , also das Gewicht der individuellen Schadenerfahrung des Risikos, mit wachsender Anzahl der beobachtbaren Schadenhöhen gegen 1. Grundsätzlich besteht in allen Credibility-Modellen das Problem der Schätzung unbekannter Parameter. Ein weiteres Problem besteht in der Empfindlichkeit der Credibility-Prämien auf Ausreißer in den beobachtbaren Schadenhöhen.
Autor(en): Prof. Dr. Klaus D. Schmidt