Adverse Selektion
Adverse Selection, Antiselektion, negative Risikoauslese.
1. Begriff: Bezeichnung für eine auf Märkten vorkommende Risikoauslese aufgrund von Informationsasymmetrien, die bereits vor Abschluss eines Vertrags bestehen.
2. Merkmale: In vielen Märkten sind die Informationen über die zu handelnden Güter zwischen Anbietern und Nachfragern asymmetrisch verteilt. Für Versicherungsmärkte besteht eine solche Informationsasymmetrie u.a. in der Personenversicherung bez. der Krankheiten und Risikofaktoren der zu versichernden Person, die i.Allg. dem Antragsteller besser bekannt sind als dem Versicherungsunternehmen. Dies begünstigt eine Antiselektion im Sinne einer Negativauslese.
3. Folgerungen und Ergebnisse: Eine Negativauslese kann letztlich bei erheblichem Umfang die Wirtschaftlichkeit und somit die Funktionsfähigkeit in der Privatversicherung insgesamt infrage stellen, weil der Versicherer mit Leistungsansprüchen konfrontiert wird, die durch das vereinbarte Prämienaufkommen nicht gedeckt sind. Es liegt im Interesse der Versicherungsunternehmen, aber auch im Interesse der Mehrheit der Versicherungsnehmer, dass eine weitgehende Informationsgleichheit bez. risikorelevanter Informationen zwischen Antragsteller und dem Versicherungsunternehmen besteht. Dieses Informationsgleichgewicht herzustellen und beizubehalten ist das Ziel der Risikoprüfung.
4. Allgemeine Informationsinstrumente zur Überwindung adverser Selektion: Die Problematik der adversen Selektion kann auch die Existenz einiger Informationsinstrumente erklären. Prinzipiell gibt es neben Staatseingriffen zwei mögliche Strategien auf Märkten mit Adverser Selektion, um Marktversagen zu verhindern: Signalling, das von der besser informierten Marktseite ausgeht, bzw. Screening, das von der schlechter informierten Seite betrieben wird. So signalisieren Arbeitsplatzsuchende mit entsprechenden Bildungszertifikaten ihre Qualität, während Unternehmen spezielle Verfahren zur Talentsuche, wie etwa das Assessment Center, organisieren. Die Risikoprüfung in Versicherungsunternehmen kann als eine Art von Screening interpretiert werden.
Autor(en): Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, Prof. Dr. Christian Hagist, Dr. Arne Leifels