2023 wird die Autoversicherung deutlich teurer. Grund sind hohe Inflationsraten bei Reparaturen und Ersatzteilen. Der richtige Moment, um den Wettbewerb in der Autoversicherung zu forcieren. Daher will der Online-Versicherer Neodigital noch in diesem Jahr mit eigenen Kfz-Tarifen und einem Telematik-Tarif auf den Markt gehen.
„Wir starten wohl im März mit der eigenen Autoversicherung und später kommt denn eine Telematik-Tarif“, sagte Vorstand Stephen Voss, der Vertrieb und Marketing verantwortet am Rande der Messe Network-Convention des Maklerpools Blau Direkt. Der Telematik-Tarif soll für Fahrer jeden Alters offen sein. Daher können nicht nur jüngere Fahrer, die noch keinen hohen Schadenfreiheitsrabatt besitzen, sparen, sondern auch fitte Senioren.
Rabatt von zehn bis 30 Prozent
„Es soll schon ein deutliche Sparpotenzial von zehn bis 30 Prozent geben“, verspricht Voss. Die Fahrweise will der Online-Anbieter über eine kleine Sende-Box im Fahrzeuge ermitteln. Da Tools ist keine Eigenentwicklung, sondern werde dazugekauft. Solche Systeme wären am Markt leicht erhältlich. Der Telematik-Tarif soll noch vor der Wechselsaison im Herbst starten. Voss machte deutlich, dass Neodigital Autoversicherung AG, ein Joint Venture zwischen der Huk-Coburg Holding AG und der Neodigital Versicherung, zwar Risikoträger ist, die Kfz-Tarife aber in vollem Umfang selbst entwickelt und verantwortet werden. „Wir sind hier auch Wettbewerber der Huk-Coburg“, so Voss.
Voll digitaler Anbieter
Möglich, dass der Newcomer dem Marktführer tatsächlich preislich Konkurrenz machen kann. Immerhin würden alle Sachversicherungen und künftig auch die Kfz-Versicherung fast vollständig dunkelverarbeitet. „Das ist die Basis unseres Geschäftsmodells“, so Voss. Neodigital stehe für eine komplette Online-Verwaltung aller Verträge und der Schadenabwicklung und zeichne sich durch einen hohen Automatisierungsgrad in der Prozessbearbeitung aus. Im privaten Bereich gibt es laut der E+S Rückversicherung rund eine Million Tarife mit Telematik-Charakter. Das entspricht einer Marktdurchdringung von lediglich rund zwei Prozent.
Noch benötigt die neue Autoversicherung von Neodigital, deren Rückversicherer die E&S und die Deutsche Rück sind, eine Freigabe der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). „Wir sind schon bei 99 Prozent“, so Voss. Vor kurzem sei die Handelsregistereintragung der Neodigital Autoversicherung erfolgt. Der private Telematik-Tarif könnte auch für einen künftigen Flotten-Tarife hohe Bedeutung haben. So soll für den Gewerbetarif Fahr- und Bewegungsdaten der Firmen- und Dienstwagen mit einer Schadenursachenanalyse kombiniert werden.
Anonym wird dann ein Fahrer-Score, also eine Punktebewertung, ermittelt. Danach richtet sich die Flottenversicherungsprämie. Bisher konnten sich Telematik-Tarife im gewerblichen Flottengeschäft nicht durchsetzen.
Flottentarif mit Assekuradeur
Trotzdem verspricht sich die Neodigital, einen maßgeblichen Anteil am Flottenmarkt zu erreichen. Das gesamte Volumen des Flotten- und Brokermarkt bezifferte Voss mit 10,6 Milliarden Euro. Für den Start zum Flotten-Telematik-Tarif hat der neue Versicherer als ersten Partner die SG IFFOXX Assekuranzmaklergesellschaft mbH gewonnen. Das Unternehmen gehört zur Aon-Gruppe und ist nach eigener Darstellung weltweit in 120 Ländern mit 50.000 Mitarbeitern tätig. Laut Voss soll es einen großen Flottenbestand haben
Mit Neodigital will sogar die Huk-Coburg in den Maklervertrieb einsteigen. Dazu sollen aus dem Haus Neodigital White-Label-Produkte angeboten werden, wie der fränkische Versicherer bestätigt. „Vielleicht zeigen auch große Makler Interesse, die für ihre riesigen Bestände etwas bauen wollen, das für sie besser ist als das Angebot von allen anderen Risikoträgern“, erläutert ein Huk-Coburg-Sprecher.
Internetgiganten Weg in den deutschen Versicherungsvertrieb ebnen
Zudem sollen Versicherer angesprochen werden, die die Autoversicherung nicht mehr betreiben oder betreiben wollen. Doch das Joint Venture könnte auch in eine ganz andere Richtung laufen und Internetgiganten wie Google, Amazon oder Facebook einen Weg in den deutschen Versicherungsvertrieb ebnen. Das schließt die Huk-Coburg jedenfalls nicht aus. „Diese Digitalgiganten brauchen extrem automatisierte Prozesse“, so der Sprecher.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek