So teuer ist der Schadenversicherungs-Vertrieb

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Die BaFin hat Ende vergangenen Jahres angekündigt, sich künftig nicht nur mit den Kosten in der Lebens- und Krankenversicherung, sondern auch denen der Schadenversicherung zu beschäftigen. Die Vertriebswege haben auch hier einen unterschiedlichen Einfluss.

Konkretere Informationen gab die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im November auf ihrer Jahreskonferenz zur Versicherungsaufsicht nicht, welche Schwerpunkte sie bei einer eingehenderen Prüfung von Kostenstrukturen in der Schaden-/Unfallversicherung setzen will. Bisher liegt der Fokus auf der Lebensversicherung, Stichwort „Kundennutzen“ oder „Value for Money“. Dort sollen zusätzlich verstärkt die Kündigungsquoten kritisch betrachtet werden. Auch die Krankenversicherung sehen sich die Aufseher näher an.

Sehr heterogen aufgestellte Versicherer

Eine Analyse von Bilanzkennzahlen von Schadenversicherern kann nur einen ersten Hinweis darauf geben, ob möglicherweise die Vertriebspolitik Einfluss auf die Kosten und damit am Ende auf die Preise für die Kunden und den Wert der Versicherungsverträge als solchen hat. Tatsächlich sind die Versicherer extrem unterschiedlich aufgestellt.

In der Schadenversicherung gibt es vom Weltkonzern bis zum Regionalversicherer mit ein- oder zweistelligem Millionenbetrag an Prämienumsatz alles. Manche haben ihren Schwerpunkt beim Privatkunden-, manche beim Gewerbe- oder beim Industriegeschäft. Eine große Rolle spielt zudem, welche Versicherungszweige und Produkte angeboten werden, beispielsweise der Anteil des Kraftfahrzeuggeschäfts. Die Vergütungen der Vermittler variieren stark zwischen Kfz- und anderen Schadenversicherungen.

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BaFin schaut auf das teuerste Viertel

Auf Basis des Kennzahlenkatalogs der Assekurata/e+s Rückversicherung wurden Kennzahlen von 98 Schadenversicherern untersucht. Nach dem Vertriebswegeschwerpunkt kann man Versicherer mit einem vorherrschenden Ausschließlichkeitsvertrieb, Maklervertrieb, Bankvertrieb und Direktvertrieb unterscheiden. Weitere Versicherer weisen einen Multikanalvertrieb auf, bei dem kein einzelner Vertriebsweg dominiert. Eine kleine Gruppe Versicherer befasst sich mit Kommunalversicherungen.

Verwendet wurde die Logik, die die BaFin für eine Kostenanalyse von Lebensversicherern verwendet hat. Danach wird der Median als Mittelwert verwendet, das ist der mittlere Wert, bei dem gleich viele Beobachtungen darüber wie darunter liegen. Besonders relevant sind die 75 Prozent-Quantile. Das sind die Grenzen, oberhalb derer rechnerisch das teuerste Viertel liegt. Im Gegensatz dazu steht das 25 Prozent-Quantil für die Obergrenze der besonders günstigen Versicherer.

Maklervertrieb kosten viel

Relativ am teuersten sind Versicherer mit Fokus auf dem Maklervertrieb. Sie weisen 16,7 Prozent Abschlusskostenbelastung im Median auf, die teure Region beginnt sogar erst bei 26,7 Prozent. Das heißt, dass manche Versicherer mit Maklervertriebsweg deutlich mehr als jeden vierten Kunden-Euro für den Vermittlervertrieb ausgeben. Ob das durch entsprechende Leistungen wie beispielweise einen hohen Bedarf an Kundenberatung, Kundenbetreuung und Unterstützung im Schadenfall gerechtfertigt ist, kann man anhand solcher Kennzahlen allein nicht beantworten.

Im Mittelfeld liegen Schadenversicherer mit Ausschließlichkeits- und Multikanalvertrieb. Hier gehen im Median rund zwölf Prozent der Prämien in den Bereich Abschlusskosten. Leicht günstiger sind Versicherer mit Bank- oder Direktvertrieb. Ein Sonderfall sind die Kommunalversicherer mit einer sehr geringen Abschlusskostenbelastung, vermutlich werden hier seltener traditionelle Vermittler eingeschaltet.

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Vermittlervergütungen auch in Verwaltungskosten enthalten

Allerdings ist die Abschlusskostenquote allein wenig aussagekräftig. Hinzunehmen muss man die Verwaltungskostenquote, in der auch Kosten des Vertriebs stecken können, beispielsweise Bestandsprovisionen.

Erneut fallen Makler-orientierte Versicherer mit durchschnittlich knapp 17 Prozent Verwaltungskostenquote als relativ am teuersten auf. Es folgen Bank-fokussierte Versicherer sowie solche mit Ausschließlichkeit oder Multikanalvertrieb. Besonders günstig sind die Verwaltungskostenquoten im Direkt- und im Kommunalvertrieb.

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Manchmal weniger als 50 Cent vom Euro für die Kunden

Nimmt man beide Quoten zusammen, ergibt sich folgendes Bild: Mit knapp einem Drittel weisen die Makler-fokussierten Versicherer die höchste Betriebskostenquote auf. Die Schwelle der besonders teuren ist sogar erst bei 40 Prozent überschritten.

Etwa gleichauf sind die Betriebskostenquoten im Median bei Versicherern mit Ausschließlichkeits-, Bank- oder Multikanalvertrieb zwischen rund 26 bis 28 Prozent. Erheblich darunter liegen Direkt- und Kommunalversicherer.

Es gibt zudem insgesamt zwölf Versicherer, bei denen weniger als die Hälfte der Prämien für Schäden und damit zugunsten der Kunden eingesetzt werden. In fünf Fällen waren es 2023 sogar weniger als 30 Prozent Schadenquote. Darunter können aber auch wieder Sonderfälle sein. Sehr vereinzelte Versicherer haben Sparten wie zum Beispiel die Hagelversicherung, die in manchen Jahren außerordentlich stark und in anderen fast gar nicht betroffen ist. Hier müssten mehrjährige Vergleiche angestellt werden. Vereinzelt gibt es reine Unfallversicherer, die mit besonders niedrigen Schadenquoten und umgekehrt besonders hohen Betriebskostenquoten auffallen.

Autor(en): Matthias Beenken

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