Anleger, die auf eine substantielle Jahresendrallye gesetzt haben, müssen ihre Hoffnungen vermutlich begraben. Die Märkte sind seit Wochen äußerst fragil und sind durch wiederkehrende Verkaufswellen geprägt. Das Börsenjahr 2018 wird damit für viele Assetklassen wahrscheinlich unfreundlich enden.
Das Szenario hatte sich bereits zum Jahresbeginn eingetrübt und nach und nach die Anlagemärkte erfasst. Auf der globalen Ebene war diese Entwicklung lange nicht erkennbar, weil die großen Welt-Aktienindizes vor allem durch den US-Tech-Sektor weiter beflügelt wurden. Als Anfang Oktober dann auch die Aktien der Technologie-Riesen unter starken Verkaufsdruck gerieten, wurde die Fragilität der globalen Aktienhausse schlagartig erkennbar. Fazit: Der Tech-Sektor, der lange Zeit als Heilsbringer gefeiert wurde, zog die Märkte plötzlich nach unten.
Ungesunder Mix: Gelbwesten, Brexit-Chaos, Budgetstreit
Speziell für Europa sind die Perspektiven wenig erfreulich: Die Zugeständnisse, die Frankreichs Präsident Macron den Gelbwesten gemacht hat, kosten Milliarden, die nicht gegenfinanziert sind. In der Folge könnte eine Ratingabstufung für Frankreich unvermeidbar werden. Zudem droht Großbritannien endgültig im Brexit-Chaos zu versinken. Und auch der Budgetstreit zwischen Italien und der EU dürfte weiter eskalieren. Diese innereuropäischen Krisen beschwören damit zusätzliche Risiken für die europäischen Finanzmärkte herauf.
Schaut man in die Börsengeschichte zurück, galt für schwache Finanzmärkte stets das abgewandelte Motto: Wo Schatten ist, da ist auch Licht (nicht weit). Im Jahresverlauf 2019 wird es also darauf ankommen, korrekt einzuschätzen, woher positive Impulse an den Märkten kommen könnten. Hier bieten sich vor allem besonders exponierte zyklische Sektoren und Regionen wie etwa China oder die Schwellenländer an.
Wenn das eingetrübte Fundamentalumfeld hier schnell eingepreist wird und damit angemessene Bewertungsniveaus erreicht werden, könnten sich attraktive Einstiegsmöglichkeiten im Jahresverlauf ergeben. Die Herausforderung liegt darin, echte Trendwenden von substanzlosen Gegenbewegungen rechtzeitig zu unterscheiden.
Wichtig: Grundsätzlich defensive Portfoliostruktur aufrecht erhalten
Sollte die Anpassung der Finanzmärkte an die neuen Gegebenheiten hingegen nur zögerlich verlaufen, könnte die Schwankungsanfälligkeit an den Börsen im ungünstigen Fall zunehmen. In diesem Szenario kommt es darauf an, sich von zwischenzeitlichen Gegenbewegungen nicht verlocken zu lassen und die grundsätzlich defensive Portfoliostruktur aufrecht zu erhalten.
Hintergrundinformationen
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Dr. Eduard Baitinger ist seit 2015 Head of Asset Allocation in der Feri Gruppe. Er verantwortet den Bereich quantitative Asset Allocation der Feri Trust, wo er auch zahlreiche Forschungsprojekte steuert und koordiniert.
Autor(en): Dr. Eduard Bailtinger