Während Hygieneartikel seit Beginn der Corona-Krise einen Boom erlebten, hat die Aktie in der Gunst der Anleger in der Krise schwer eingebüßt. Verunsicherung und Unwissen bremsen das deutsche Anlegerverhalten.
Die Aktie als Form der Kapitalanlage hat auf dem Höhepunkt der Corona-Maßnahmen einen starken Nachfrageeinbruch erlitten. Zwischen März und Mai schrumpfte das gehandelte Aktienvolumen von 170,1 Milliarden Euro auf 85,5 Milliarden, wie die Deutsche Börse ermittelt hat. Dies entspricht einem Rückgang von 49,7 Prozent.
Aversion gegen Aktien
Die daraus abzulesende Verunsicherung der Marktteilnehmer hinsichtlich global-ökonomischer Auswirkungen der Pandemie auf die Portfolien ist enorm. Laut Deutscher Börse habe die Volatilität, gemessen am VSTOXX Index, sogar die der Finanzkrise im Jahr 2009 überstiegen und zu deutlich höheren Handelsvolumina im Segment Eurex (Finanzderivate) und Xetra (Kassamarkt) geführt.
Ohnehin hat die Aktie einen schweren Stand. Deutsche Anleger gelten einer letztjährigen Studie der Frankfurt School of Finance and Management zufolge als Aktien-avers. Die Studie basiert auf einer Yougov-Umfrage unter 2.761 Teilnehmern. Demzufolge nehmen 16 Prozent der Deutschen am Aktienmarkt teil. Als Gründe gegen Aktien gaben die Befragten mehrheitlich an, ihnen fehle es an Wissen, wie man am Aktienmarkt investiert. Nichtbesitzer assoziierten zudem die Begriffe "Verlust" und "Risiken", während Aktieninhaber ihre Kapitalanlage mit positiven Wörtern wie "Gewinn", "Chance", "Stolz" und "Freude" verbinden.
Westdeutsche sind etwas aufgeschlossener
Anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls 2019 hat das Deutsche Aktieninstitut einen Ost-West-Vergleich der Aktionärszahlen vorgenommen. Hält in Westddeutschland jeder Sechste Aktien oder Fonds, ist es im Osten der Bundesrepublik nur knapp jeder Zehnte.
Eine Erhebung der LBBW verdeutlicht zusätzlich, wie niedrig die Aktionärsquote hierzulande im internationalen Vergleich abschneidet. Waren die Niederlande im Jahr 2018 mit 30 Prozent Spitzenreiter der Auswertung, belegte Deutschland mit sechs Prozent nur den neunten Platz.
Autor(en): Swantje Francke