Welche Vertriebswege die Kosten treiben

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In der Lebensversicherung gibt es immer noch viele Anbieter. Es gibt auch Veränderungen, die aber vor allem auf Runoff-Fälle zurückzuführen sind. Der Map-Report listet unter 79 Lebensversicherern erstmals mit den Gesellschaften Ager (ehemaliger Axa-Bestand) und Zurich Life Legacy zwei neue Spezialgesellschaften für abzuwickelnde Bestände aus. Ein Versicherer ist sogar aus dem Runoff zurückgekehrt, die frühere BBV Versicherung, die jetzt als BY die Bayerische Vorsorge firmiert. Verschwunden ist die sehr kleine Landeslebenshilfe, die noch 2022 gelistet wurde.

Beiträge gesunken

Die Beitragseinnahmen sind insgesamt im Jahr 2023 erneut gesunken, und zwar um knapp fünf Prozent von 91,4 auf 87,1 Milliarden Euro.

Die Abschlusskostenquote ist wieder leicht zurückgegangen, von 4,7 auf 4,5 Prozent der Beitragssumme des Neugeschäfts und damit auf das Niveau von 2021. Die niedrigste Quote wird für die Mylife ausgewiesen, ein Versicherer, der nur Nettotarife anbietet. Am höchsten fällt die Quote bei der Credit Life aus, die Restschuldversicherungen anbietet.

Die Verwaltungskostenquote dagegen erhöhte sich erneut im Markt von 2,34 auf 2,46 Prozent. Hier liegt der Direktversicherer Europa mit 0,79 Prozent der im Geschäftsjahr verdienten Bruttobeiträge vorne. Am anderen Ende liegt wieder ein Spezialist für Kredit-bezogene Versicherungen, die Targo Versicherung mit 11,29 Prozent Verwaltungskostenquote. Damit deuten sich schon Unterschiede zwischen den Vertriebswegen an.

Banken und Sparkassen beanspruchen höchste Abschlusskosten

Wenn man die Versicherer nach dem vorherrschenden Vertriebsweg clustert, fallen die höchsten Abschlusskosten im Bankvertriebsweg (einschließlich Sparkassen) mit 7,2 Prozent (dieser und alle nachfolgenden Werte sind nicht nach Beitragseinnahmen gewichtete Mittelwerte) an, noch einmal mehr als im Vorjahr mit 5,4 Prozent. Dahinter folgen Versicherer mit Multikanalvertrieb, die 5,4 Prozent im arithmetischen Mittel aufweisen. Gemeint sind Versicherer, bei denen kein einzelner Vertriebsweg mehr als 50 Prozent Anteil ausmacht.

Günstiger fallen die Abschlusskostenquoten der Vertriebswege Direkt, Makler und Ausschließlichkeit aus. Ähnlich niedrig ist sie auch bei Runoff-Versicherern, wobei hier naturgemäß nur noch geringe Beitragssummen im Neugeschäft zum Beispiel durch Erhöhungen bestehender Verträge entstehen.

Teurer Runoff

Bei den Verwaltungskosten stechen die Runoff-Versicherer mit durchschnittlich 3,9 Prozent hervor. Das erstaunt, weil doch als einer der Vorzüge des Lebensversicherungs-Runoffs regelmäßig eine hohe Kosteneffizienz hervorgehoben wird. Knapp dahinter liegen die Bank-fokussierten Versicherer, die ihre Bestände mit knapp 3,9 Prozent verwalten. Günstiger ist die Bestandsverwaltung bei Versicherern mit Fokus auf Maklervertrieb (3,0 Prozent), Ausschließlichkeits- sowie Multikanal-Vertrieb (je 2,8 Prozent). Am günstigsten ist die Verwaltung im Direktvertrieb mit 2,2 Prozent.

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Etwas weniger Storno

Das Bestandsstorno ist nach den Zahlen des Map-Reports im Markt wieder leicht gestiegen. Gezählt werden hier Rückkäufe, Beitragsfreistellungen und sonstige vorzeitige Abgänge im Verhältnis zum mittleren Bestand des Geschäftsjahres. 2023 waren es 2,58 nach 2,51 Prozent im Vorjahr. Die niedrigste Stornoquote weist der Direktversicherer Europa mit 0,9 Prozent auf, die höchste der Bank-verbundene Versicherer Targo mit 8,6 Prozent.

Erneut tragen die Vertriebswege unterschiedlich dazu bei. Wer hauptsächlich mit Banken und Sparkassen zusammenarbeitet, hat gut vier Prozent Storno zu verzeichnen. Im Multikanal-Vertrieb sind es 2,1 Prozent. Ausschließlichkeits- und Makler-Versicherer schaffen mit 1,8 und 1,7 Prozent nochmals weniger. Am seltensten geben die Kunden von Direktversicherern vorzeitig den Vertrag mit gut 0,9 Prozent auf. Für die Runoff-Versicherer fehlen entsprechende Angaben.

Drei von zehn Verträgen schlummern ohne Beitragszahlung

Eine leichte Zunahmen gibt es beim Anteil beitragsfrei gestellter Bestände, von 30,7 auf 30,9 Prozent in 2023. Den geringsten Anteil stillgelegter Bestände hat die Dortmunder Leben, ein junger Ableger der Volkswohl Bund Versicherungen. Den höchsten Anteil weist die Credit Life mit 61,9 Prozent aus.

Der Vertriebsweg Bank verbucht mit 37,5 Prozent im arithmetischen Mittel den höchsten Anteil ruhender Verträge. Dahinter sind die Runoff-Versicherer mit 35,6 Prozent Anteil und die Multikanal-Versicherer mit 29,5 Prozent. Wesentlich weniger stillgelegte Bestände haben Ausschließlichkeits- und Maklerversicherer mit 21,8 und 20,1 Prozent Anteil. Die wenigsten sind es wieder bei den Direktversicherern mit nur 15,7 Prozent.

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Ausschließlichkeit und Direktvertrieb senken die Abschlusskosten

Eine Korrelationsanalyse zwischen den Kennzahlen zeigt, dass sowohl die Abschluss- als auch die Verwaltungskostenquote bei beitragsmäßig größeren Versicherern mit ganz leichter Tendenz niedriger ausfallen. Das können sogenannte Skaleneffekte sein. Untereinander sind die Abschluss- und die Verwaltungskostenquote ganz leicht positiv korreliert, das heißt, wenn, dann fallen beide Kostenpositionen tendenziell leicht höher oder umgekehrt niedriger aus.

Das Bestandsstorno und die Quote beitragsfreier Versicherungen sind Kostentreiber sowohl bei den Abschlusskosten als auch noch deutlicher bei den Verwaltungskosten. Das erscheint plausibel, denn durch Stornierungen gehen zum einen Abschlusskosten verloren, die der Versicherer nicht mehr zurückholen kann. Zum anderen müssen die Verträge weiterhin verwaltet und den Kunden Informationen zugesendet werden, ohne dass Beiträge fließen. Storno und Beitragsfreistellung sollten deshalb möglichst vermieden werden.

Nach genutzten Vertriebswegen stellen sich die Ausschließlichkeit als Kostensenker bei den Abschlusskosten sowie der Direktvertrieb vor allem bei den Verwaltungskosten heraus. Diese beiden Vertriebswege sind günstiger als die anderen. Bankvertrieb dagegen wirkt mit leichter Tendenz als Kostentreiber. Maklervertrieb dagegen wirkt sich weder kostentreibend noch -senkend aus.

Der Map-Report 936, Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2023, umfasst 195 Seiten und kann kostenpflichtig beim Ratinghaus Franke und Bornberg bestellt werden. Die Vertriebswegeanalysen wurden vom Autor des Beitrags erstellt und ergänzt.

Autor(en): Matthias Beenken

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