Nachdem die Europäischen Zentralbank (EZB) im Oktober bekanntgab, die Anleihekäufe zu halbieren, halten Experten moderate Zinssteigerungen bei Immobilienkrediten für möglich. So etwa Steffen Sebastian, Professor an der Universität Regensburg, der allerdings die Entscheidung der Notenbank nicht als Zinswende bezeichnen möchte.
Die derzeitige Dynamik im Immobilienkreditgeschäft sieht er durch anziehende Zinsen nicht gefährdet. Im Gegenteil, der Schritt der EZB könnte Vorzugseffekte zur Folge haben. Bereits Ende Oktober hatte der Baufinanzierungsvermittler Interhyp mitgeteilt, dass erste Bankpartner ihre Konditionen um bis zu zehn Basispunkte angehoben haben. Kein Wunder also, dass sich laut dem Barometer von BF direkt für das vierte Quartal die Stimmung unter den deutschen Immobilienfinanzierern auf ein Jahreshoch verbessert hat.
Für Investoren gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten
Für 2018 rechnet BF direkt mit einer bleibenden hohen Nachfrage nach alternativen Instrumenten. „Die zu erwartende Zinspolitik der EZB trägt dazu bei. Für Investoren gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten mit vergleichbarem Rendite-Risiko-Profil“, erklärt BF-Chef Francesco Fedele. Schon seit Längerem beobachtet sein Unternehmen verstärkt Kapitalsammelstellen aller Art, die als Immobilienfinanzierer auftreten. Sie „agieren sowohl bei Erstrang- als auch bei Nachrangdarlehen. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um professionelle Investoren“, erklärt BF-Chef Francesco Fedele.
Versicherer als mögliche Direktinvestoren
Crowdfunding werde weiterhin nur eine untergeordnete Rolle spielen. Mit 33,6 Prozent im Quartalsbarometer am stärksten von den Finanzierern als alternative Kapitalgeber wahrgenommen werden deutsche Institutionelle als Direktinvestoren. Dazu zählen zum Beispiel Versicherer und Versorgungswerke. Es folgen mit 18,2 Prozent Family Offices und Private, deutsche Fonds mit 17,3 Prozent und ausländische mit 13,6 Prozent. Die Alternativen umfassen aus Sicht der BF direkt mindestens zehn Prozent des Volumens aller Immobilienfinanzierungen.
Nachfrage bleibt wohl weiterhin stark
Laut Cushman & Wakefield hat Deutschland im ersten Quartal 2017 Großbritannien als Europas größten Gewerbeimmobilienmarkt abgelöst. Nun kann sich die deutsche Finanz-Metropole auch mit einem Superlativ schmücken. Das Rhein-Main-Gebiet erreichte 2016 mit 2,56 Milliarden Euro Gesamtumsatzvolumen im Wohnungseigentumsmarkt einen historischen Höchstwert, wie die Real Estate-Gesellschaft Accentro kürzlich mitteilte. Wegen des Brexit sei auf absehbare Zeit nicht mit einem signifikanten Nachlassen der starken Nachfrage zu rechnen.
Autor(en): Stefanie Hüthig