Die Ratingagentur Assekurata hat eine Analyse der ökologischen und sozialen Kennzahlen von 27 Versicherungsunternehmen vorgenommen. Corona spielt in diesen Zahlen noch eine Rolle.
Welche Versicherer verglichen wurden, wird zwar nicht verraten, aber doch so viel, dass es sich zum Teil um solche handelt, bei denen die Assekurata als Ratingagentur aktiv ist. Verglichen wurden verschiedene Kennzahlen für die Jahre 2021 und 2022, die von den Versicherern selbst gemeldet worden sind.
Mehr Emissionen durch Dienstreisen
Zum Thema Umwelt werden die Treibhausgas-Emissionen in Kilogramm pro Vollzeitmitarbeitender erhoben. In den Unternehmen selbst (Scope 1) sind diese im Median (das ist der Mittelwert, bei dem gleich viele Werte größer wie kleiner sind) gesunken, von 367 auf 312 Kilogramm. Indirekte Emissionen, die zur Erzeugung der verbrauchten Energie entstanden sind (Scope 2), haben sich ebenfalls reduziert, von 193 auf 145 Kilogramm im Median.
Deutlich gestiegen sind dagegen die Scope 3-Emissionen. Das sind alle sonstigen, die unter anderem durch bezogenen Dienstleistungen oder durch Geschäftsreisen entstehen, und zwar von 422 auf 775 Kilogramm. Das dürfte vor allem auf die Wiederaufnahme von Reiseaktivitäten und von Pendelfahrten der Mitarbeitenden ins Büro nach den Corona-Lockdowns zurückzuführen sein.
Weniger Homeoffice gleich mehr Klopapier
Leicht reduziert hat sich der Strom-Verbrauch pro Vollzeitarbeitskraft, von 2.527 auf 2.495 Kilowattstunden im Median. Ähnliche sieht es bei dem Verbrauch von Fernwärmeenergie (von 1.206 auf 1.186 Kilowattstunden) und dem gesamten Brennstoffverbrauch aus (von 1.593 auf 1.550 Kilowattstunden).
Leicht angestiegen ist dafür der Wasserverbrauch. Pro Vollzeitkraft wurden 2022 5,5 Kubikmeter Wasser verbraucht gegenüber 5,4 ein Jahr zuvor. Erheblich gesunken ist der Papierverbrauch. Dieser wird in Kilogramm pro Vollzeitmitarbeitenden gemessen, hier ist der Medianwert von 36 auf gut zehn Kilogramm zurückgegangen. Auch Briefumschläge wurden seltener benötigt, dafür aber mehr Toiletten- und anderes Hygienepapier – hier waren es 4,2 gegenüber 3,5 Kilogramm pro Vollzeitkraft.
Erfolgreich waren die verglichenen Versicherer bei der Abfallvermeidung mit Altpapier. Von 71 ging es auf 56 Kilogramm im Median und wieder pro Vollzeitkraft abwärts. Auch die Bioabfälle fielen von 16 auf sechs Kilogramm. Dagegen stieg der Elektroschrott leicht von 0,7 auf 1,4 Kilogramm pro Person.
Frauenanteil steigt – auf teils niedrigem Niveau
Neben den Umweltauswirkungen stehen Kennzahlen zur sozialen Nachhaltigkeit im Mittelpunkt der Analyse. Der Frauenanteil in den Versicherungsunternehmen ist leicht gestiegen. In den Vorständen muss man zwar noch das arithmetische Mittel heranziehen, um überhaupt einen Anteil festzustellen, der von acht auf zehn Prozent kletterte. Dass der Median-Wert gleich Null ist bedeutet, dass mehr Unternehmen keine als mindestens eine Frau im Vorstand beschäftigten.
Etwas besser sieht es bei den Führungsebenen darunter aus. Auf der Führungsebene 1 (Bereichsleitung) ist der Frauenanteil im Median von 17 auf 24 Prozent gestiegen, auf der Führungsebene 2 (Abteilungsleitung) von 24 auf 25 Prozent. In der Führungsebene 3 (Gruppenleitung) finden sich 36 Prozent Frauen, ein Plus von zwei Prozentpunkten. Gegenüber dem Gesamtanteil der Frauen von 50 Prozent ergibt sich damit aber nach wie vor ein Delta.
Größer geworden ist außerdem der Frauenanteil in den Aufsichtsräten. Hier ermittelt Assekurata einen Anstieg von 17 auf 25 Prozent von 2021 zu 2022.
Weniger Ausbildung
Leicht rückläufig ist dagegen die Beschäftigung von Personen mit Behinderung. Der Anteil fiel von knapp fünf auf gut vier Prozent der Belegschaften, wieder im Median. Dagegen ist der Anteil Beschäftigter mit Migrationshintergrund leicht von 2,5 auf drei Prozent gestiegen.
Vermerkt wird außerdem ein leichter Rückgang beim Anteil der Auszubildenden von 3,5 auf 3,2 Prozent. Dabei werden immerhin auch Auszubildende mitgezählt, die zwar in Agenturen ausgebildet, aber vom Versicherer finanziert werden. Wer die Ausbildung absolviert, kann zu 97 Prozent (Median) auf eine Übernahme hoffen.
Ausgewiesen werden schließlich die Weiterbildungsstunden je Innendienstmitarbeitender ohne Auszubildende. Der Wert ist von (Median) gut 19 auf knapp 21 Stunden angestiegen. Das ist mehr, als jedenfalls die Beschäftigten im Versicherungsvertrieb gesetzlich leisten müssen mit 15 Stunden. In derselben Beschäftigtengruppe ist die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit um ein halbes auf rund 17,6 Jahre angestiegen, allerdings auch die Fluktuationsquote von knapp fünf auf knapp sechs Prozent.
Autor(en): Matthias Beenken