Deutschland gilt in Europa als ein Markt mit noch ungewöhnlich vielen, oft kleineren Versicherungsunternehmen. Die Folge könnte verstärkter Konsolidierungsdruck sein. Zahlen der Europäischen Versicherungsaufsicht relativieren dieses Bild.
Nach den Zahlen der Europäische Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA aus den Solvency II-Berichten der europäischen Versicherer lagen deutsche Versicherungsunternehmen 2018 auf Rang drei der europäischen Versicherungsmärkte, gemessen an der Beitragseinnahme.
Mit 234 Milliarden Euro verdienter Nettoprämie (Gesamtgeschäft im In- und Ausland) mussten sich die deutschen Versicherer den Briten (309 Milliarden Euro) und den Franzosen (263 Milliarden Euro) geschlagen geben. Danach folgt erst mit großem Abstand Italien (131 Milliarden Euro).
Die meisten Versicherer sitzen in Frankreich
Bei der Anzahl der Versicherungsgesellschaften, deren Zahlen die EIOPA verarbeitet hat, liegen die Franzosen mit 461 deutlich vorn. Deutschland folgt mit 338 Versicherern, Großbritannien mit 273 und Luxemburg mit 265. In Luxemburg allerdings wird das Bild durch allein 192 dort ansässige Rückversicherer geprägt.
Bezieht man die verdienten Nettoprämien aus dem Versicherungsgeschäft auf die meldenden Erstversicherer (Lebens-, Schadens- und kombinierte Lebens- und Schadenversicherer), dann dominieren die Italiener mit dem höchsten Konzentrationsgrad. Denn die nur 96 Versicherer dort verbuchen durchschnittlich knapp 1,4 Milliarden Euro Beiträge. Dahinter folgen die 265 britischen Versicherer mit gemittelt knapp 1,2 Milliarden Euro Umsatz. Erst deutlich dahinter auf Platz drei liegen die 318 deutschen Versicherer mit durchschnittlich gut 700 Millionen Euro. Damit liegt Deutschland jedenfalls im europäischen Vergleich in der Spitzengruppe, was die Marktkonzentration angeht.
Lebensversicherung dominiert unter den Prämieneinnahmen
Insgesamt 63 Prozent der verdienten Nettobeiträge werden in Europa in der Lebensversicherung erlöst. Deutschland liegt mit 59 Prozent unter diesem Schnitt.
Als besonders Lebensversicherungs-lastige Märkte stechen Italien (78 Prozent), Luxemburg (77 Prozent), Liechtenstein (76 Prozent), Großbritannien (75 Prozent), Irland (72 Prozent) und Dänemark (70 Prozent) hervor. Eine Korrelationsanalyse zeigt, dass der Lebensversicherungsanteil an den Versicherungsbeiträgen leicht mit der Größe des Gesamtmarktes steigt (Korrelationskoeffizient r=0,37) und deutlich mit der durchschnittlichen Größe der Versicherer (r=0,48). Das Lebensversicherungsgeschäft fördert offensichtlich Konzentrationstendenzen.
Es gibt aber auch Märkte, in denen die Lebensversicherung kaum eine Rolle spielt. Unter den größeren Märkten fallen zum Beispiel die Niederlande mit nur 20 Prozent Anteil auf.
Autor(en): Matthias Beenken