Den Druck zur Digitalisierung verspüren aktuell fast alle Branchen - die deutsche Versicherungsbranche bildet da keine Ausnahme. Verbraucher wünschen sich mehr und mehr digitale Apps und Services, über die sie die angebotenen Dienstleistungen der Versicherer abwickeln können. Das gilt sowohl für private Krankenversicherer als auch Unternehmen, die Lebens-, Renten-, Hausrat-, Wohngebäude-, Haftpflicht-, Unfall-, oder Berufsunfähigkeitsversicherungen anbieten. Für die Verbraucher gehört zu einem gelungenen Digitalisierungsvorhaben beispielsweise ein einheitlicher Zugang zu einem Portal und Zugriff auf alle Produkte und Services, während der Datenschutz gewährleistet wird.
Zusätzlich müssen Versicherer mit Innovationen neuer Marktteilnehmer Schritt halten. Zu diesen Innovationen zählen unter anderem hochpersonalisierte Produkte, die verlangen, dass große Datenmengen schnell erfasst und analysiert werden können. Um dem gerecht zu werden, muss die Versicherungsbranche ihre Infrastruktur für die Anforderungen der Zukunft aufrüsten.
Über die Hälfte der Versicherer bieten Self-Service-Portale an
Angesichts dieser Disruptionen in der Branche haben Yougov Deutschland und ForgeRock, Anbieter für Identity Managementlösungen, im April 2020 Beschäftigte in der Versicherungsbranche befragt, wie weit die Digitalisierung ihres Unternehmens fortgeschritten ist und in welchen Bereichen der Digitalisierungsstrategie noch Nachholbedarf besteht.
Einerseits hat die Umfrage gezeigt, dass die Mehrheit (65 Prozent), die eigene Digitalisierungsstrategie teilweise bereits umgesetzt hat beziehungsweise sich aktuell in der Umsetzung befindet. Knapp über die Hälfte der Befragten stellt ein digitales Self-Service-Portal zur Verfügung, in dem sämtliche Kundendaten abgewickelt werden können. 67 Prozent bieten ihren Kunden einen Online-Zugang zu den jeweiligen Versicherungsprodukten an. Laut Umfrage hat die Digitalisierung nur in drei Prozent der Unternehmen noch gar nicht begonnen.
Datenschutz und IT-Sicherheit sind die wichtigsten Themenfelder
Gerade die Kundenangebote der Unternehmen standen im Fokus der Befragung: Demnach bieten nur 32 Prozent der Versicherer einen 360-Grad-Kundenblick über sämtliche Marken, Abteilungen und Produkte an. Dies stellt ein klares Versäumnis der restlichen knapp 70 Prozent dar, denn die überwiegende Mehrheit, die bereits einen 360-Grad-Blick verwendet, sagt wiederrum, dass sie durch diesen Rundumblick kundenspezifischere Angebote für ihre Versicherten erwarten.
Die Studie hat ferner gezeigt, dass die Befragten nicht mit allen Facetten der Digitalisierungsstrategie gleich zufrieden sind. Mit Datenschutz und IT-Sicherheit - aus Sicht der Befragten die beiden wichtigsten Themen - ist die Mehrheit zufrieden. Die Integration von Lieferanten und Dritten sowie die Nutzererfahrung hingegen sind laut Umfrage verbesserungswürdig. Auch die Art und Weise wie Cloud-Technologien oder künstliche Intelligenz eingesetzt werden, sind Themen mit denen Beschäftige in der Branche größtenteils eher hadern. Nur 20 Prozent der Befragten waren mit der Umsetzung dieses Teilbereichs "sehr zufrieden".
Eingeschränkte Funktionalität, Datensilos und fragmentierte Sicherheit
Gleichzeitig hat die Befragung illustriert, dass sich die Versicherer nicht mit dem lückenhaften Status quo ihrer Digitalisierungsstrategien zufrieden geben. 40 Prozent wollen demnach in den kommenden zwölf Monaten in technische Neuerungen (etwa Cloud) investieren, aber auch IT-Sicherheit (28 Prozent), Nutzererfahrung (22 Prozent) und Datenschutz (22 Prozent) sollen durch Investitionen zukunftsfähiger werden. Von den Befragten planen nur sechs Prozent keinerlei Investitionen in diesen Bereichen in den kommenden zwölf Monaten.
Die digitale Transformation der Versicherungsbranche wird also durch die Erwartungen der Kunden an personalisierte Nutzererlebnisse via digitaler Services, Apps und Geräte angetrieben und die Branche versucht damit Schritt zu halten. Dabei behindern alte Identity und Access Management (IAM) Lösungen in vielen Versicherungsunternehmen die vollständige digitale Transformation. Eingeschränkte Funktionalitäten, Datensilos, eine fragmentierte Sicherheit, hohe Unterhaltungskosten und wenig nutzerfreundliche Customer Journeys müssen abgebaut werden, um für die Zukunft gerüstet zu sein.
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der Yougov Deutschland GmbH, an der 203 Personen, die in der Versicherungsbranche arbeiten, zwischen 9. April 2020 und 14. April 2020 teilnahmen.
Autor(en): Eve Maler, CTO Forgerock