Für das gesamte Jahr 2023 stellt das Statistische Bundesamt einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr fest. Durch hohe Preise sanken die privaten Konsumausgaben. Diese schwierige Lage geht an den deutschen Lebensversicherern nicht spurlos vorbei. Wie die einzelnen Unternehmen das vergangene Jahr meistern, zeigt die „Kennzahlenanalyse Lebensversicherungen 2023“ des Versicherungsmagazins. Aktiv beteiligen sich insgesamt 62 Assekuranzen an der Analyse.
Wichtig ist heute die Kennzahl Nettoverzinsung aus Kapitalanlage mit Berücksichtigung der ZZR. Vielfach können Lebensversicherer seit 2022 bereits Teile der ZZR auflösen. Damit wird diese Kennzahl ein gutes Indiz dafür, ob sich die Ertragskraft des Unternehmens nochmals gestärkt hat. In diesen Fällen liegt sie über der reinen Kennzahl für die Nettoverzinsung.
Vier Versicherer schaffen Verzinsung, die oberhalb von drei Prozent liegt
Sieht man von Run-Off-Gesellschaften und Newcomer, wie die „grüne“ Signal Iduna oder die Zurich Live Legacy ab, schaffen durch Teilauflösung der ZZR vier Versicherer eine Verzinsung, die oberhalb von drei Prozent liegt. Die Delta Direkt kommt auf 3,79 Prozent, die LV1871 auf 3,45 Prozent, die Dortmunder auf 3,22 Prozent und die Ergo Vorsorge auf 3,16 Prozent. Noch besser schneidet hier die Allianz-Tochter DLVAG ab. Sie erreicht mit dieser Kennzahl einen Wert von 4,40 Prozent - was immer noch um 0,10 Prozentpunkte über der klassischen Nettoverzinsung liegt. Einen höheren Zins als die Klassik-Netto-Verzinsung schaffen durch die ZZR Auflösung insgesamt 41 Unternehmen, die beide Daten angeben. Bei der VPV liegt die neue Kennzahl 0,90 Prozentpunkte über der bisherigen und bei der Hannoverschen sind es 0,80 Prozentpunkte. Allein die Interrisk stellt einen Ausreißer dar. Hier ist die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen um 0,4 Prozentpunkte höher als die Kennzahl ohne Einberechnung aufgelöster Reserven.
Wer die Schwergewichte sind
Die Allianz ist wieder da! Nach Marktverlusten in 2021 und 2022 steigt der Anteil 2023 wieder auf 23,64 Prozent. Damit ist der deutliche Marktführer aber immer noch von einstiger Größe entfernt. 2020 lag der Marktanteil noch knapp über 27 Prozent. Auf dem zweiten Platz findet sich wie im Vorjahr die R+V (7,57 Prozent), gefolgt von der Generali (6,91), der Debeka (4,10) und der Zurich Leben (zusammen ZDHL + ZLL = 3,28). Allein die Alte Leipziger schafft noch den Sprung über die Drei-Prozent-Marke (3,23). Weiterhin ist der Markt extrem zersplittert. So kommen die ersten 15 Lebensversicherer auf einen Marktanteil von über 67 Prozent. Am Ende der Fahnenstange finden sich allein 24 Unternehmen, die einen Marktanteil unter 0,5 Prozent haben. Mini-Lebensversicherer, wie Süddeutsche oder Dortmunder kommen sogar nur auf einen Anteil von 0,03 Prozent.
Wer die Gewinner und Verlierer bei den Kundenzahlen sind
Insgesamt können 2023 nur 18 Lebensversicherer mehr Kunden gewinnen und ihren Vertragsbestand erhöhen. Sieht man von Newcomer Signal Iduna ab, ist die Targo deutlicher Spitzenreiter. Die Talanx-Gesellschaft schafft ein Plus von fast 27 Prozent und hat nun 2,4 Millionen Verträge. Weiterhin positiv verläuft die Entwicklung für den erst 2017 gegründeten Biometrie-Versicherer Dortmunder. Die Zahl der Verträge steigt um fast 16 Prozent. Gut läuft es bei der Bayerischen mit einem Plus von 8,40 Prozent. Die Dialog legt ebenfalls zu (5,18 Prozent). Das gilt abgeschwächt auch für Ergo Vorsorge (4,02), Continentale (3,17) und Canada Life (2,78). Marktführer Allianz gewinnt marginal (0,60) – hat aber nun über 11,6 Millionen Verträge am Markt.
Demgegenüber hat bei den noch vertriebsaktiven Lebensversicherern die Cosmos mit einem Vertragsminus von 5,62 Prozent die "rote Laterne". Auf den Rängen folgen VPV, Süddeutsche und InterRisk. Auch Schwergewicht R+V - starker Kundengewinner in den letzten Jahren - muss 2023 ein Vertragsminus von über einem Prozent hinnehmen. Insgesamt verlieren 42 Lebensversicherer unter dem Strich Verträge.
Die vollständige Übersicht der Kennzahlen von 62 Lebensversicherungen veröffentlich das Versicherungsmagazin in seiner September-Ausgabe.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek