Wie die Fußball-WM versichert ist

Sportveranstaltungen von der Größenordnung der kommenden Fußball-WM sind für Versicherer Sportindustrieprojekte. Allein für die beiden Hauptakteure FIFA und Organisationskomitee (OK) stehen Einnahmen von rund 2,5 Milliarden Euro auf dem Spiel. Das rechnete Jürgen Görling, Geschäftsführer des offiziellen Versicherers der Fußball-WM, der Hamburg-Mannheimer Sports GmbH (HMS), vor. Die Tochter der Hamburg-Mannheimer Sachversicherungs-AG ist durch den Kauf von Marketingrechten einer der nationalen Förderer der WM.

Neben dem Weltfußballverband FIFA als Veranstalter und dem Organisationskomitee Deutschland 2006 des Deutschen Fußball-Bundes (OK) als Ausrichter des Turniers kommen auch auf die begleitende Medien-, Werbe- und Merchandising-Industrie, auf Sponsoren und Unternehmen des so genannten Hospitality, die vor allem für die Versorgung der Gäste zuständig sind, erhebliche Risiken zu. Dabei gehört laut Görling weniger der ersatzlose Total-Ausfall der WM zum größten Horrorszenario der Branche, da Experten ihn für völlig unwahrscheinlich halten.

Sollten jedoch einzelne Spiele oder das ganze Turnier örtlich oder zeitlich verlegt werden müssen, stünden Verträge, Investitionen, Zahlungen und erwartete Einnahmen auf dem Spiel. Als Ursache seien höhere Gewalt, politische Risiken oder auch schuldhaftes Handeln denkbar. Die Entscheidung, ob Spiele verschoben werden, liege dabei einzig im Ermessen der Sicherheitskräfte.

Allerdings bieten Versicherer für nahezu jedes Problem eine passende Lösung, gibt sich HMS gelassen. Die großen Posten bilden die Veranstaltungsausfall-, Vermögensschadenhaftpflicht- und die Rechtsschutzversicherung. Allein die Deckungssumme der Ausrichter-Haftpflicht des OK wird ab Januar 2006 gemäß FIFA-Vorgaben 140 Millionen Euro betragen. "Das können wir nicht allein übernehmen", so Görling. Er sprach von mindestens zehn weiteren Partnern, die mit ins Boot geholt werden sollen. Hier sei noch längst nicht alles in trockenen Tüchern. Angesichts der ungeheuren Menschenmengen in den Stadien und der damit verbundenen Kumul-Risiken sowie der Einkommen der Aktiven - 736 der bestbezahlten Spieler tummeln sich in Deutschland - sei die Summe durchaus angemessen.

Daneben werde vor allem die Ausfallversicherung des OK mit 158 Millionen Euro, die Veranstalterhaftpflicht der FIFA mit 35 Millionen Euro und die Zuschauer-Unfallversicherung mit maximal zehn Millionen Euro zu Buche schlagen. An den 158 Millionen Euro Ausfallversicherung sei HMS mit rund 45 Prozent beteiligt. Partner seien hier unter anderem ARAG Allgemeine und Continentale.

Schon seit der Fußball-WM 1974 in Deutschland wird der Veranstaltungsausfall derartiger Großereignisse abgesichert. Dies geschah vor allem unter dem Eindruck des Attentats auf die israelische Mannschaft, die die Sommer-Olympiade in München im Jahr 1972 überschattete. Übrigens: Bei Terror sind Zuschauer und Veranstalter gegen die Folgen versichert. Der Schutz beginne für Besucher mit dem ersten Schritt durch die Eingangskontrolle. Wer nach einem Unfall in die Klinik muss, erhält 20 Euro Tagegeld. Wird der Zuschauer Vollinvalide, sind 65.000 Euro fällig, und im Todesfall 10.000 Euro.



Autor(en): Detlef Pohl

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