Der Map-Report hat ein neues Bilanzrating der Lebensversicherer vorgelegt. Die Beiträge sind rückläufig, die Kosten dagegen nicht.
In der Lebensversicherung gibt es immer noch viele Anbieter, und seit letztem Jahr einen mehr. Das liegt an der Neugründung der Signal Iduna Leben AG, die für das Neugeschäft des Konzerns zuständig ist. Damit sind es 77 Lebensversicherer, für die sich im aktuellen Map-Report 931 detaillierte Zahlen finden. Insgesamt elf Versicherer sind im Runoff beziehungsweise speziell für Runoff geschaffene Unternehmen, das heißt, sie zeichnen kein Neugeschäft mehr, durch die Schließung der bisherigen Signal Iduna Leben für das Neugeschäft eine Gesellschaft mehr.
Beiträge sind gesunken
Die Beitragseinnahmen sind insgesamt im Jahr 2022 um sieben Prozent von 98,3 auf 91,4 Milliarden Euro gesunken. Die Abschlusskostenquote ist dagegen ein weiteres Mal gestiegen, von 4,5 auf 4,7 Prozent der Beitragssumme des Neugeschäfts oder um 4,5 Prozent. Auch die Verwaltungskostenquote erhöhte sich im Markt von 2,08 auf 2,34 Prozent oder um 12,3 Prozent.
Das ist sicher nicht die Entwicklung, die in der europäischen Diskussion über günstigere Vorsorge und Anlage gewünscht ist. Interessant ist, welche Vertriebswege dazu in welchem Ausmaß beitragen.
Banken und Sparkassen beanspruchen höchste Abschlusskosten
Wenn man die Versicherer nach dem vorherrschenden Vertriebsweg clustert, fallen die höchsten Abschlusskosten im Bankvertriebsweg (einschließlich Sparkassen) mit 5,4 Prozent (dieser und alle nachfolgenden Werte sind nicht nach Beitragseinnahmen gewichtete Mittelwerte) an, auch wenn diese um rund 20 Prozent zum Vorjahr gesenkt wurden. Knapp dahinter folgen Versicherer mit Multikanalvertrieb. Gemeint sind Versicherer, bei denen kein einzelner Vertriebsweg mehr als 50 Prozent Anteil ausmacht.
Etwas günstiger fallen die Vertriebswege Direkt, Makler und Ausschließlichkeit aus. Runoff-Versicherern weisen die niedrigste Abschlusskostenquote auf, wobei hier naturgemäß nur noch geringe Beitragssummen im Neugeschäft zum Beispiel durch Erhöhungen bestehender Verträge entstehen.
Den deutlichsten Anstieg bei den Abschlusskosten verzeichnen die Direktversicherer mit 19 Prozent und die Maklerversicherer um 17 Prozent. Den stärksten Rückgang hatten die Runoff-Versicherer um 49 Prozent.
Teurer Runoff
Bei den Verwaltungskosten stechen die Runoff-Versicherer mit durchschnittlich vier Prozent hervor. Das erstaunt, weil doch als einer der Vorzüge des Lebensversicherungs-Runoffs regelmäßig eine hohe Kosteneffizienz hervorgehoben wird. Deutlich günstiger, aber immer noch teuer verwalten die Bank-fokussierten Versicherer ihre Bestände mit 3,5 Prozent. Wer sich dagegen auf Makler oder Ausschließlichkeit konzentriert, schafft im Mittel 2,9 Prozent, der Multikanalvertrieb 2,8 Prozent. Am günstigsten ist die Verwaltung im Direktvertrieb mit 2,2 Prozent.
Die Verwaltungskosten sind in allen Vertriebswegen gestiegen. Relativ am stärksten ist dies bei Ausschließlichkeitsvertrieben mit 14 Prozent der Fall, gefolgt von Bankvertrieben mit 13 Prozent.
Etwas weniger Storno zu verzeichnen
Das Bestandsstorno hat sich nach den Zahlen des Map-Reports leicht positiv im Markt entwickelt. Gezählt werden hier Rückkäufe, Beitragsfreistellungen und sonstige vorzeitige Abgänge im Verhältnis zum mittleren Bestand des Geschäftsjahres. 2022 waren es 2,51 Prozent im Vergleich zu 2,59 Prozent vor einem Jahr.
Die Entwicklung ist nach Vertriebsweg unterschiedlich verlaufen. Das Bestandsstorno ist am deutlichsten um 22 Prozent bei den Runoff-Versicherern zurückgegangen. Gesunken ist es außerdem im Multikanalvertrieb um sieben Prozent und im Bankvertrieb um drei Prozent. In den anderen Vertriebswegen ist das Bestandsstorno angestiegen, am stärksten im Direktvertrieb um elf Prozent.
Absolut gesehen fällt das Beitragsstorno weiterhin im Bankvertrieb mit vier Prozent am höchsten aus. Dahinter folgen Makler-fokussierte Versicherer mit drei Prozent. Am besten ist diese Stornoquote im Direktvertrieb mit knapp 1,5 Prozent.
Drei von zehn Verträgen schlummern ohne Beitragszahlung
Eine leichte Zunahmen gibt es beim Anteil beitragsfrei gestellter Bestände, von 30,2 auf 30,7 Prozent in 2022. Verbessert hat sich die Situation nur im Ausschließlichkeitsvertrieb, und das nur leicht. Relativ am deutlichsten ist der beitragsfreie Bestand bei Direktvertrieben um vier Prozent gestiegen.
In absoluten Zahlen allerdings dominiert der Bankvertrieb mit rund 38 Prozent beitragsfreien Beständen, gefolgt vom Runoff-Vertrieb mit 34 Prozent. Am seltensten haben Kunden der Direktversicherer die Zahlungen mit 16 Prozent Anteil eingestellt.
Ausschließlichkeit und Direktvertrieb senken die Abschlusskosten
Eine Korrelationsanalyse zwischen den Kennzahlen zeigt, dass sowohl die Abschluss- als auch die Verwaltungskostenquote bei beitragsmäßig größeren Versicherern mit ganz leichter Tendenz niedriger ausfallen. Das können sogenannte Skaleneffekte sein. Untereinander sind die Abschluss- und die Verwaltungskostenquote ganz leicht positiv korreliert, das heißt, wenn, dann fallen beide Kostenpositionen höher aus.
Die Bestandsstornoquote und die Quote beitragsfreier Versicherungen stellen sich als Kostentreiber bei den Verwaltungskosten dar. Das erscheint plausibel, denn die Verträge müssen weiterhin verwaltet und den Kunden Informationen zugesendet werden, ohne dass noch Beiträge fließen. Storno und Beitragsfreistellung sollten deshalb möglichst vermieden werden.
Nach genutzten Vertriebswegen stellen sich die Ausschließlichkeit und etwas schwächer der Direktvertrieb als Kostensenker heraus, Bankvertrieb mit leichter Tendenz als Kostentreiber. Bei den Verwaltungskosten ergibt sich ein leicht anderes Bild: Direktvertrieb senkt diese deutlich, Ausschließlichkeits- und Bankvertrieb erhöhen diese Quote mit leichter Tendenz.
Der Map-Report 931, Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2022, umfasst 198 Seiten und kann kostenpflichtig beim Ratinghaus Franke und Bornberg bestellt werden.
Autor(en): Matthias Beenken