Was ist aus den stillen Lasten der Lebensversicherer geworden?

Die deutschen Lebensversicherer hatten Ende 2003 immer noch knapp fünf Milliarden Euro stille Lasten in ihren Büchern, hat der Allfinanz-Marktforschungsdienst map-report ermittelt. Ein Jahr zuvor waren es noch über 16 Milliarden unterlassene Abschreibungen gewesen. "Die Lage ist nicht mehr ganz so dramatisch", räumt Chefredakteur Manfred Poweleit ein. Drei von vier Gesellschaften seien Ende 2003 lastenfrei gewesen.

Insgesamt betrügen die Lasten nur noch rund 21 Prozent der so genannten "Sicherheitsmittel 1", also der Summe aus Eigenkapital und freier Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB). Ende 2002 machten die Lasten noch dramatische 78,25 Prozent dieser Sicherheitsmittel aus.

Auch die Zahl der betroffenen Anbieter sei erheblich gesunken. Während map-report Ende 2002 Lasten bei 57 Lebensversicherern gefunden hatte, sank diese Zahl Ende 2003 auf 36. Überraschend sei allerdings der Umfang bei den großen Gesellschaften. Auf die fünf größten Lastenträger entfallen 51 Prozent der Marktlasten.

Die 10 Lebensversicherer mit den höchsten stillen Lasten:

AnbieterLasten (in Euro)Lasten (in % der Kapitalanlagen Lasten (in % der Sicherheitsmittel
Hamburg-Mannheimer535,6521,6239,11
Deutscher Herold512,7382,6374,59
Axa506,7782,57114,9
Volksfürsorge499,8492,1332,94
Victoria486,8882,03105,11
Allianz363,1950,358,60
Nürnberger228,9912,1854,6
Gerling217,3001,2538,09
Hannoversche180,3081,9442,90
Aachener und Münchener152,9701,0125,77
Marktschätzung4.979,50,83 (Schnitt)21,04 (Schnitt)
Die Nürnberger hat die Angaben verweigert; diese sind aus dem Geschäftsbericht entnommen bzw. errechnet.
Quelle: map-report 578 - 579/2004

Unter massiven Problemen leiden auch die Axa-Tochter Deutsche Ärzteversicherung (Lasten in Höhe von 86 Prozent der Sicherheitsmittel 1) sowie Inter (85,21 Prozent). Bei zwei Gesellschaften – Axa und Victoria – übersteigen die unterlassenen Abschreibungen immer noch die "Sicherheitsmittel 1". Zugleich seien bei beiden Anbietern die Gewinndeklarationen und die tatsächlich ausgeschütteten Überschussbeteiligungen drastisch zurückgegangen.

"Dennoch leiden beide nicht unter Verkaufsproblemen im Neugeschäft", wundert sich Poweleit, der Haftungsprobleme auf manchen Vertrieb zukommen sieht. Hier bringt map-report nun weitere harte Fakten mit seiner neuen Grafikanalyse der Bilanzen 1992 bis 2003 (Heft 578 – 579/2004 kostet 75 Euro; Bestellung unter http://www.map-report.com/).

Im ersten Heft werden die Marktgrößen Allianz, Debeka, Hamburg-Mannheimer, Aachener und Münchener, Axa, R + V sowie Victoria unter die Lupe genommen. Im zweiten Doppelheft (Heft 580 – 581; gleicher Preis) folgen jetzt Nürnberger, Gerling, Iduna, Bayern-Versicherung, Gothaer, DBV-Winterthur und SV Baden-Württemberg. Im Detail werden diese Kennzahlen in ihrer Entwicklung seit 1992 verglichen:

- Marktanteil, Abschluss- und Verwaltungskosten,
- Nettorendite, Gewinne aus Abgang, AfA auf Aktien,
- BUZ-Quote, Durchschnitts-BUZ-Monatsrente, Storno,
- Bestands- und Neugeschäftstruktur, Durchschnitts-Summen KLV,
- Durchschnitts-Summen Risiko-LV und Rentenversicherung,
- Gewinndeklarationen, RfB-Quote,
- Sicherheitsmittel 1 und 2,
- Kapitalanlagestruktur,
- KLV-Abläufe (Modellfälle für 12, 20 und 30 Jahre).

Lichtblick: Bis Ende 2003 zog die Nettorendite der Kapitalanlagen, die 2002 auf 4,58 Prozent abgestürzt war, wieder auf 5,00 Prozent an. Dabei sind allerdings die stillen Lasten noch nicht abgezogen. Bei Axa zum Beispiel müsste die Hälfte der Rendite (2,57 Prozent) für stille Lasten abgezogen werden.

Autor(en): Detlef Pohl

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