Warum Bargeld nicht verschwinden darf

740px 535px

Die Corona-Krise hat den Trend zu Karten- und kontaktlosen Zahlungen beschleunigt. So gaben 40 Prozent der Teilnehmer einer Befragung der Europäischen Zentralbank (EZB) in allen Euro-Staaten an, seit dem Ausbruch von Covid-19 seltener Bargeld beim Einkaufen zu nutzen. 90 Prozent wollen das auch nach der Pandemie beibehalten.

Dass aber auch Bargeld, vor allem in Deutschland, weiterhin beliebt ist, wurde bei der virtuellen Konferenz "Cash Con 2021", veranstaltet von EHI Retail Institute und GS1 Germany in Kooperation mit Alvara, deutlich. Dort stellte Andrea Nitsche, Sprecherin der Initiative "Bargeld zählt!", die Vorteile beim Bezahlen mit Münzen und Scheinen, nämlich Anonymität, Datenschutz und soziale Inklusion, heraus. Christian Solmecke, Rechtsanwalt und Partner bei Wilde Beuger Solmecke Rechtsanwälte betonte, dass Menschen, die kein Konto haben, bei einer ausschließlichen Bezahlmöglichkeit per Karte oder Smartphone benachteiligt würden. In Deutschland betreffe das eine Million Menschen, die über keine Bankverbindung verfügen.

Münzen und Scheine sind unverzichtbar

Auch der Datenschutz ist ein wichtiges Thema für ihn. Er benannte die Stellen, die bei einer elektronischen Zahlung Informationen über den Verbraucher erhalten: Händler, Netzbetreiber, die kartenausgebende Bank, der Zahlungsdienstleister des Händlers, die Clearingstellen sowie unter Umständen Strafverfolgungsbehörden und Geldwäschemeldestellen.

Die Initiative "Bargeld zählt!" verlangt von der Politik, die Bargeldversorgung für die Bevölkerung auch weiterhin sicherzustellen. Eine Forderung, der Wolfgang Kubicki, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP und Vizepräsident des Deutschen Bundestages, durchaus nachkommen würde. Seiner Erfahrung nach schließen bereits einige Verkaufsstellen und Restaurants die Möglichkeit aus, dort bar zu bezahlen. Ein Umstand, den er kritisch sieht, etwa wenn das elektronische Zahlungssystem aufgrund einer Störung nicht einsatzbereit sei.

Bargeld-Initiative kritisiert Gebühren der Kreditinstitute

Bargeldloses Bezahlen hat für den Handel jedoch viele Vorteile, wie Rechtsanwalt Solmecke ausführte. So könnten die Händler bei Zahlungen etwa mit Karte oder Smartphone ausschließen, dass sie gefälschte Geldscheine bekommen. Zudem müssten sie ihr Kassenpersonal nicht zusätzlich schulen.

Kritik übte Nitsche an der Vorgehensweise einiger Kreditinstitute, die ihrer Meinung nach zu hohe Gebühren sowohl für das Einzahlen als auch das Handling von Bargeld erheben. Für sie forderte die Sprecherin der Bargeld-Initiative einen Gebührendeckel. Unterstützung bekam sie dabei von Friedemann Berg, Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, der seine Meinung in einem Post formulierte: "Aus Sicht unseres Verbandes ist ein großes Problem, dass Geldinstitute die Gebühren für Bargeldeinzahlungen in den letzten Jahren zum Teil innerhalb kurzer Zeit drastisch erhöht haben oder ihr Filialnetz immer weiter ausdünnen. Der Gesetzgeber muss hier tätig werden: Die Bargeldversorgung der Bevölkerung und Wirtschaft muss sichergestellt werden."

Autor(en): Bianca Baulig

Alle Branche News