Vorerkrankungen sollten Schutz nicht aushöhlen

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Ein neues Unfallrating setzt auf umfassende Leistungen. Vorerkrankungen sollen die Invaliditätsleistungen nicht aushöhlen. Nur zehn Prozent der Tarife schaffen es in die Top-Kategorie.

Franke & Bornberg hat sein Rating der privaten Unfallversicherung vollkommen neu auf die Füße gestellt. Es gibt nur noch ein System für alle Angebote. Auf die Unterscheidung von Grund- und Top-Schutz wird künftig verzichtet.

Knapp zehn Prozent schaffen höchste Hürde

Nur 40 Tarife oder 9,6 Prozent erhalten die Top-Note FFF+. Insgesamt wurden 417 Tarife von 76 Versicherern analysiert. Für die Top-Note mussten die Tarife mindestens 85 Prozent der 2.725 möglichen Punkte erreichen.

Von den nachfolgenden Gesellschaften erhielt mindestens ein Tarif die Höchstnote „FFF+“ und gilt so als „hervorragend“.

  1. Alte Leipziger,
  2. Baloise,
  3. Die Bayerische,
  4. Die Haftpflichtkasse,
  5. Gothaer,
  6. Hanse-Merkur,
  7. Ideal,
  8. Inter,
  9. Interlloyd,
  10. Janitos,
  11. Rheinland,
  12. Rhion,
  13. Stuttgarter,
  14. VGH,
  15. VHV und
  16. WWK.

Zentral sind die Mindeststandards bei der Bewertung. Es gibt drei Kategorien. In der höchsten muss der leistungsschädliche Mitwirkungsanteil von Krankheiten und Gebrechen bei mindestens 75 Prozent liegen. Und es müssen kosmetische Zahnbehandlungen- und Zahnersatzkosten nach einem Unfall übernommen werden. Zudem geht aus dem Bewertungskatalog der Analysten hervor, dass 250 Punkte für Assistance-Leistungen vergeben werden.

Damit dürften die Top-Tarife vor allem für Senioren eine noch bedeutendere Rolle spielen. Da wohl die meisten Senioren nicht mehr ganz fit sind, sollten Vorerkrankungen, die mitursächlich für einen Unfall sein können, möglichst keine Rolle spielen. Und Senioren sind noch mehr als junge Menschen nach einem Unfall auf Hilfeleistungen angewiesen.

Urteil reduziert Komplexität

Mit einer Rating-Note entfällt in gewisser Weise die hohe Komplexität der Unfallversicherung, bei der etwa die Berechnung des Invaliditätsgrads über Gliedertaxe und Progressionstabellen hohe Erläuterungshürde aufbaut. Mit dem Gesamturteil bescheinigt die Rating-Agentur den Kunden und den Vermittlern eine hohe Leistungsqualität des ausgezeichneten Unfalltarifs. Honoriert wird zudem, dass moderne Unfalltarife einen deutlich erweiterten Unfallbegriff aufweisen und etwa Infektionen, Vergiftungen oder Eigenbewegungen als Leistungsauslöser kennen.

Laut Franke & Bornberg haben neue Produktlinien zudem steilere Progressionsverläufe und damit höhere Leistungen bei einem schwerwiegenden Unfall im Angebot. Der Rater empfiehlt, Alttarife auf neue Angebote umzustellen. Dabei dürften aber kaum Mehrerträge generiert werden. Denn der Preiskampf in der Privaten Unfallversicherung ist enorm. Daher dürften die Einnahmen weiter „dümpeln“ – wenn auch auf hohem Niveau.

Sparte verliert Kunden

6,6 Milliarden Euro hat die private Unfallversicherung 2023 laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft eingenommen. Damit rangiert die Sparte immerhin vor Hausrat oder Rechtschutz. Und obwohl die Leistungen um zwei Prozent auf 3,5 Milliarden Euro gestiegen sind, ist die Combined Ratio mit 76 Prozent (i.V. 75,7 Prozent) immer noch "fabelhaft". Denn nach Schäden und Kosten bleiben somit für jeden eingenommen Euro noch 24 Cent für die Assekuranzen übrig. Gleichzeitig verliert die private Unfallversicherung kräftig Kundschaft. Gab es 2021 noch 25,2 Millionen Verträge, fiel die Zahl 2023 auf 23,7 Millionen.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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