Versicherungsvermittler - kein Job für Junge

Mehr als die Hälfte der Versicherungsvermittler hierzulande ist statistisch gesehen älter als 45 Jahre. Jeder Zehnte ist sogar älter als 60. Das ergaben Hochrechnungen der jüngsten Strukturerhebung des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). Der Anteil der jungen Berufsanfänger unter 30 Jahren ist drastisch auf 1,9 Prozent gesunken. Der Beruf des Vermittlers verliere mehr und mehr an Attraktivität, heißt es beim BVK zur Begründung des Trends.

Die Altersstruktur der Versicherungsvermittler gliedere sich laut der 21. Strukturerhebung ähnlich wie die Generationspyramide der Bevölkerung in Deutschland. Das Interesse junger Leute an dem Berufstand zur Beratung und Vermittlung von Versicherungen schwinde zunehmend. Der Anteil der unter 30-Jährigen, die in die Kategorie „Vermittlerbetrieb mit einem Inhaber“ fallen, ist den Angaben zufolge innerhalb von zehn Jahren von 4,1 Prozent auf 1,9 Prozent geschrumpft. Und auch der altersmäßige Zwischenbau, die Generation der 30- bis 45-Jährigen ging entsprechend zurück. Im Jahr 1998 gehörten noch 41 Prozent der Vermittler dieser Altersgruppe an. Im vergangenen Jahr waren es laut BVK-Erhebung nur noch 33,6 Prozent.

Aufschwung für die ältere Vermittlergeneration
Die Gruppe der 45- bis 60-Jährigen erlebte im selben Zeitraum einen Aufschwung. Gehörten vor zehn Jahren 46.9 Prozent dieser Altersgruppe an, sind es inzwischen schon mehr als 53,5 Prozent. Der Anteil der über 60-Jährigen stieg von 8 auf 11,1 Prozent. Bei den Senioren machte der Anteil 2006 sogar kurzfristig einmal 13,7 Prozent im Jahr 2006 aus. Mit Inkrafttreten des Vermittlergesetzes sank die Zahl wieder. Marktkenner glauben, dass sich mit dem Vermittlergesetz eine Reihe älterer Vermittler vom Markt verabschiedet haben. Rein rechnerisch, so fasst Studienautorin Solveig Hansen zusammen, sei das Durchschnittsalter der Vermittler in den vergangenen zehn Jahren von 46 Jahren im Jahr 1998 auf derzeit 48 Jahre gestiegen.

Aus Sicht der Expertin ist vor allem die sinkende Attraktivität des Vermittlerberufs als Ursache für den Nachwuchsmangel anzusehen. Die Versicherer bieten ihrer Meinung nach zu wenige „lebensfähige Bestände“ an. Und auch die Provisionen fungierten immer weniger als Anreiz, zumal das Internet als immer schärfere Konkurrenz anzusehen sei.

Steigende Kosten in den Betrieben
Dem gegenüber stehen laut Strukturerhebung steigende Kosten in den Betrieben, was die Einkünfte zusätzlich beschneide. So gaben 38,8 Prozent der Vermittler an, dass das Ergebnis ihres Betriebes zuletzt zurückgegangen sei. 32,9 Prozent der Studienteilnehmer berichteten von steigenden Einkünften. Mehr als ein Drittel der Befragten verzeichnete im vergangenen Jahr weniger Einkünfte als 2007. Die Gesamteinnahmen von 25,6 Prozent der Vermittler sind gleich geblieben.

Immerhin berichteten 37,7 Prozent auch von steigenden Einkünften. Bei einem Fünftel von ihnen wuchsen die Einkünfte binnen Jahresfrist bis zu 5 Prozent, bei weiteren 8,6 Prozent waren es bis zu 10 Prozent. Die verbleibenden 8,1 Prozent steigerten ihre Einkünfte um mehr als Prozent.

Ausschließlichkeit kann nicht profitieren
Die BVK-Erhebung räumte auch mit einer zuvor häufig publizierten Meinung vom so genannten „Revival des Ausschließlichkeitsvertreters“ auf. Wer noch vor nicht all zu langer Zeit glaubte, das Vermittlergesetz könne zahlreiche Vertriebler in die Arme der Unternehmen mit Ausschließlichkeitsorganisationen treiben, muss offensichtlich umdenken. Von den 18,2 Prozent der Befragten, die nach eigenen Angaben über einen Vertriebswegewechsel nachgedacht hatten, wollten 71,2 Prozent Makler und 28 Prozent Mehrfachvertreter werden. Ein Wechsel in die Ausschließlichkeit erwog nur ein verschwindend geringer Anteil.

Hintergrund
Die Ergebnisse der 21. Strukturerhebung des BVK entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Handelsforschung an der Universität zu Köln und sei auch in diesem Jahr die qualitativ und quantitativ auf hohem Niveau verlaufen, schreibt Studienautorin Solveig Hansen in einem Resümee zur Befragung der 1.623 Teilnehmer. 16,7 Prozent sind BVK-Mitglieder.

Autor(en): Ellen Bocquel

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