Versicherungsmakler warnen vor Pools

740px 535px

Der Bundesverband der Deutschen Versicherungsmakler (BDVM) warnt die eigene Branche vor Maklerpools. Versicherungsmakler sollten auf ihre Autonomie achten. Diese würden sie bei der Zusammenarbeit mit einem Pool teilweise aufgeben.

"Viele kleinere Versicherungsmakler sind schlecht dafür gerüstet, dass sie sich vom produktvermittelnden zum datenorientierten Unternehmer verändern müssen", sagte Hartmut Goebel Vizepräsident des BDVM. Daher würden diese Makler anfällig für digitale Helfer, wie Pools. Goebel warnte: "Das führt ganz schnell zu einem Einbruch fremder Geschäftsmodelle in das eigene Unternehmen und geht mit einem Autonomieverlust einher." Statt "Geschäftemachern" zu vertrauen, sollten kleinere Versicherungsmakler eher nach Kooperationen suchen.

Noch lockten Pools mit günstigen Konditionen

"Makler für Makler ist immer besser als Makler mit Geschäftemachern", unterstricht Hans‐Georg Jenssen geschäftsführender Vorstand des BDVM, die Position des Maklerverbandes. Noch würden viele Pools mit günstigen Konditionen locken. "Doch ist der Markt einmal verteilt, droht die Gefahr, dass an der Preisschraube gedreht wird", so Goebel. Gleichzeitig kritisierte der BDVM, dass die Zusammenarbeit zwischen Versicherern und Versicherungsmaklern immer noch problematisch sei. Im Back-Office wären selbst in der relativ individuellen Gewerbe- und Industrieversicherung Effizienzgewinne von 30 Prozent erzielbar. Immer noch komme es zur "unsäglichen" Doppelarbeit zwischen Versicherern und Maklern.

Positiv bewertet der BDVM, dass das Brancheninstitut für Prozessoptimierung (Bipro) und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in einem Interessenausgleich zusammengefunden hätten. "Nun nimmt der Digitalisierungszug in unserer Branche endlich Fahrt auf, wenn auch noch sehr langsam", sagte BDVM-Vorstand Holger Mardfeldt.

Schadenregulierung könnte viel schneller sein

Schäden in der Gewerbe- und Industrieversicherung werden zu langsam reguliert. Die Schäden könnten im Schnitt um rund 40 Prozent schneller reguliert werden. Mit verzögerter Regulierung versuchten die Versicherer wirtschaftlichen Druck auf die betroffenen Unternehmen auszuüben. "Heute trauen sich viele Sachbearbeiter einfach nicht mehr, den Schaden zum Abschluss zu bringen", sagte Yorck Hillegaart, der ab Mitte November die Präsidentschaft des BDVM übernehmen wird.

Die angestellten Regulierer hätten Angst Fehler zu machen. Sie würden daher die Fälle immer öfter vorab nochmals von der internen Revision oder von externen Anwälten überprüfen lassen. Für die geschädigten Unternehmen kann das dramatische Folgen haben. Wird nicht zügig reguliert, geraten vor allem Mittelständler bei größeren Schäden schnell in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

 

Grobe Fahrlässigkeit wird zum Hebel für vorteilhafte Vergleiche der Assekuranz

Gleichzeitig kritisierte der Verband, dass die Assekuranz und spezialisierte Anwälte die grobe Fahrlässigkeit immer wieder benutzten, um für sich einen vorteilhaften Vergleich zu erzielen. Mit dem Vorwurf der groben Fahrlässigkeit würden die Versicherer gleichzeitig nur noch eine geringe Entschädigungsquote in Aussicht stellen. "Die Anwälte der Versicherer nutzen systematisch aus, dass der Geschädigte beweisen muss, nicht grob fahrlässig gehandelt zu haben", sagte Jenssen. Gleichzeitig würde bei vielen Versicherern im Schadenbereich Personal abgebaut. "Statt 30 Schäden müssen manche Regulierer 150 Schäden in der gleichen Zeit erledigen", so Hillegaart.

Auch das beeinflusse die Qualität der Schadenbearbeitung negativ. Insgesamt glaubt der künftige BDVM-Chef aber, dass viele Versicherer derzeit einen Bewusstseinswandel durchmachten und die Bedeutung einer fairen Schadenabwicklung für das Image der Branche wieder einen höheren Stellenwert einräumten.

Prämien steigen um bis zu 20 Prozent

Für schwere Industrierisiken verlangen die Versicherer laut BDVM deutlich mehr Prämien. Hier gebe es eine dramatische Trendwende im Markt warnt der Verband. "Für schwere Risiken fordern die Versicherer teilweise bis zu 20 Prozent mehr Prämie", sagte BDVM-Präsident Georg Bräuchle. Ausgelöst wurden die Preiserhöhungen von der HDI Versicherung. Betroffen sind die Sparten Gebäude, Feuer, Naturgefahren und Betriebsunterbrechung.

Durchschnittliche und leichte Risiken seien bisher von der Preiswelle noch nicht betroffen. Gleichzeitig würden die Versicherer bestimmte Branchen pauschal nicht mehr versichern. Betroffen wären in der Sachversicherung beispielsweise die Branchen Holz, Kunststoff sowie Recycling. In der Haftpflicht gäbe es solche Zeichnungsverweigerungen unter anderem bei Pharma und Medizinprodukten. "Dabei spielt es keine Rolle mehr, wie gut ein Unternehmen individuell geschützt ist", kritisierte Bräuchle. Höhere Prämien könne man den Kunden mit exponierten Risiken erklären, eine generelle Verweigerung des Schutzes hingegen nicht mehr.

Trendwende bei Cyber-Schutz

Auch bei Cyber-Policen zeichnet sich laut dem BVDM eine Trendwende ab. "Die Versicherer sind mit Kapazitäten vorsichtiger", so Bräuchle. Kapazitäten bis 500 Millionen Euro könnten derzeit nur noch unter Zuhilfenahme des englischen Marktes ermöglicht werden. Zudem rechnet der Maklerverband damit, dass die derzeit noch sehr niedrigen Prämien für Cyber-Schutz in der nächsten Zeit signifikant steigen würden.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

Alle Branche News