Die Private Unfallversicherung leidet unter Kundenschwund und höherem Schadenaufwand. Sie sollte den Kundinnen und Kunden daher praktischer vermittelt werden. So die Diskussionsergebnisse auf der MCC-Fachtagung "Unfall-Versicherung 2025".
Die private Unfallversicherung sollte erlebbarer werden. „Assistance-Leistungen sollten kurzfristige und schnell Notlagen lösen“, erläuterte Christoph Meurer, Vorstand der Itzehoer Versicherungen. Diese Zusatzleistungen sollten vom Vertrieb bei der Vermittlung von privaten Unfallversicherungen den Kundinnen und Kunden nahegebracht werden. So bietet die Assekuranz eine telefonische vertrauliche Lebensberatung seit 2021 über einen externen Dienstleister an, die ohne Unfall genutzt werden darf. Meurer: „Wir zahlen, damit die Menschen jemand finden, der sie unterstützt.“ Der Service wird von ausgebildeten Psychologen geleistet.
Es gibt auch eine Unfallnachsorge sowie klassische Hilfeleistungen im Alltag nach einem Unfall, wie Einkaufen oder Putzen. Viele Kunden sind bereit, ihre Story, bei dem die Assistance genutzt wurde, mit der Assekuranz zu teilen. „Das nutzt unser Vertrieb als positive Botschaft bei der Vermittlung neuer Verträge“, so Meurer. Assistance helfe eine höhere Kundenloyalität zu erreichen.
Sofortleistung für Sicherheit
Ein Vorsorge-Budget bietet die Bayerische Versicherung an. „Wir wollen vor, während und nach dem Unfall als Kümmerer und Lotse wahrgenommen werden“, so Stephanie Kern, die bei der Bayerischen das Geschäftsfeld Menschversicherung leitet. Unfallversicherte könnten alles erwerben, was die Sicherheit erhöht. Das gehe vom Schwimm- oder Kletter-Kurs bis hin zum Fahrradhelm. „Die Kunden erleben einen sofortigen Cash-Back aus ihrer Unfallversicherung.“ Derzeit umfasst das Budget 100 Euro für drei Jahre Vertragslaufzeit. Deutlich wurde jedoch im Forum, dass viele Vermittler die Assistance-Leistungen selten in den Vordergrund bei der Kundenansprache stellen. Dabei gibt es mittlerweile einen deutlichen Trend zur Unfall-Tarifen mit eingeschlossenen Reha-Leistungen. Die E+S schätzt den Anteil am Markt auf schon beinahe 50 Prozent. Überwiegend werde diese Leistung aber in Premium-Tarifen angeboten.
Reha-Tarife liegen im Trend
Das große Problem ist, wie der Kunde, der einen schweren Unfall erleidet, eine schnelle Meldung an den Versicherer macht, damit dieser frühzeitig Reha-Maßnahmen einleiten kann. „Eine Idee wäre es, wenn die Kunden ihre Krankenversicherungskarte mit einem kleinen Aufkleber versehen“, regte E+S-Bereichsleiterin Mariko Wassy an. Auch Krankenhäuser sollten über den Reha-Service der Unfallversicherer informiert werden. Nach Einschätzung von Possin, die aktiv als Chirurgin stationär gearbeitet hat, wären die Krankenhäuser gerne bereit, hier zu helfen, wenn sie entsprechende Informationen erhalten würden. „Die Kfz-Versicherer sind hier mit ihrem Reha-Management uns voraus“, erläuterte Thomas Lämmrich vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Unfallversicherer sollten daher mit ihnen kooperieren. Zudem sollten die Ausschlüsse überarbeitet werden, das gelte etwa für Rennveranstaltungen. „Wenn wir Drachenfliegen versichern, könnten wir das auch für Kunden, die mal auf den Nürburgring gehen“, so Lämmrich.
Mehrleistungen für bei geringen Verletzungen
Großen Erfolg hat die Vertriebsmarke Prokundo des Volkswohlbundes mit dem Tarif "Pro Taxe". Damit werden die Leistungen auch bei kleinen Invaliditätsgraden deutlich erhöht. „Das ist ein Leistungsturbo der am Markt noch einzigartig ist “, sagte Anna Mantei, Gruppenleiterin Produktmanagement Sach beim Volkswohlbund. Mit einem digitalen Tool kann an Beispielen gerechnet werden, wie der Extra-Baustein wirkt. Vermittler wären damit sehr erfolgreich. Dabei kostet Pro Taxe rund 40 Prozent mehr Beitrag.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek