Das Bild sieht man immer häufiger: Leere Ladenlokale, geschlossene Kneipen und Apotheken, verwaiste Arztpraxen. Bushaltestellen, die kein Bus mehr anfährt. Tristess im ländlichen Raum. Was kann diesen Trend stoppen? Digitale Projekte. Davon ist auch der Konzern Versicherungskammer überzeugt und unterstützt das Projekt "digitale Dörfer".
Mobilität, Nahversorgung, Angebote aus der Region: Lebensqualität im ländlichen Raum wird auch vom Zugang zu moderner Technologie bestimmt. Der Konzern Versicherungskammer fördert die Digitalisierung über die Plattform digitale Dörfer und kooperiert dabei mit dem Fraunhofer Institut IESE.
Was sind digitale Dörfer und was zeichnet sie aus? Digitale Dörfer bringt Menschen in der Region zusammen und stärkt so die örtliche Gemeinschaft. Anders als die großen globalen Plattformen sind die digitalen Dörfer ein Angebot mit Inhalten aus der Region, für die Region. Sie vernetzen Bürger, Vereine und Händler und laden zur aktiven Gestaltung des Gemeindelebens ein.
Beitrag zu einem lebendigen regionalen Ökosystem
Über einfach zu bedienende Apps können etwa Kleinanzeigen geschaltet oder Veranstaltungen beworben werden. Bürger und Vereine schreiben eigene Beiträge, werden so zu örtlichen Berichterstattern und tragen damit zu einem lebendigen regionalen Ökosystem bei. Die Plattform verbindet auf diese Weise traditionelles Dorfleben mit moderner Technologie.
Dr. Robert Heene, Vorstand der Versicherungskammer, ist von den digitalen Dörfern überzeugt: „Mit der lebenswerten Gestaltung der ländlichen Gebiete im digitalen Zeitalter bleiben wir unserer traditionellen Nähe zu den Menschen treu.“
Das Forschungsprogramm Smart Rural Areas des Fraunhofer Institut IESE in Kaiserslautern analysiert die Chancen und Einsatzmöglichkeiten der Digitalisierung im ländlichen Raum in Deutschland. Das Projekt digitale Dörfer richtet sich an Gemeinden unterschiedlichster Größe und Struktur. Aufgrund des modularen Aufbaus können Umfang und Ausgestaltung des Ökosystems flexibel auf die Bedürfnisse der Gemeinde zugeschnitten und beispielsweise um weitere Services erweitert werden.
Im ersten Kooperationsprojekt begleitet die Versicherungskammer die Marktgemeinde Wegscheid im Landkreis Passau.
Wo sich das Unternehmen sonst noch engagiert
Der Konzern Versicherungskammer engagiert sich auch auf anderen Gebieten gesellschaftlich. Die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Strategie der Förderung ehrenamtlicher Einrichtungen und Initiativen, die insbesondere im Bereich der Prävention und Sicherheit tätig sind, wird seit einigen Jahren zusätzlich gestärkt durch die beiden Stiftungen, Versicherungskammer-Stiftung und Versicherungskammer-Kulturstiftung. Zudem ist der Konzern bereits zum dritten Mal mit dem Zertifikat „Beruf und Familie“ als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet worden. Er hat rund 6.600 Beschäftigte, davon 289 Auszubildende.
Was verfolgt das Projekt "digitale Dörfer"?
Dörfer und ländliche Regionen in Deutschland haben mit zwei großen Problemen zu kämpfen: Demografischer Wandel und Landflucht.
Dabei stellen sich für viele Gemeinden vier wichtige Fragen:
- Wie wird unser Dorf aussehen, wenn die Bevölkerung immer älter wird?
- Werden dann noch junge Leute und Familien zu uns ins Dorf ziehen?
- Können wir unsere Infrastruktur mit Bussen, Läden und der Gesundheitsversorgung aufrechterhalten?
- Wird es noch Unternehmen im ländlichen Raum geben?
Im Projekt »digitale Dörfer« will das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE aus Karlsruhe beweisen, dass die Digitalisierung der ländlichen Region neue Chancen eröffnen.
Wie wichtig der ländliche Raum ist
Die Bedeutung von ländlichen Regionen für Leben und Arbeiten, Wirtschaft und Kultur in Deutschland wird oft unterschätzt. Doch sie
- bilden die Basis für die Lebensmittel- und Energieversorgung
- sind Wohnort des Großteils der deutschen Bevölkerung
- Standort vieler mittelständischer Unternehmen
- bieten den Raum für Erholung.
Die ersten „digitalen Dörfer“ Deutschlands gibt es seit 2015. Dies sind die Gemeinden Eisenberg/Göllheim in der Nähe von Kaiserslautern sowie Betzdorf im Norden von Rheinland Pfalz in der Nähe von Siegen. Dort hat das Fraunhofer-Institut IESE mit Unterstützung des Landes ein entsprechendes Modellprojekt umgesetzt, das als Innovationsplattform für Forschung und Industrie auch ländliche Regionen mit Hilfe moderner Informations- und Kommunikationstechnologie in der Zukunft lebenswert halten soll.
Zusammenspiel von Handel, freiwilligen Helfern und Verwaltung untersucht
In der ersten Projektphase von 2015 bis 2016 evaluierte das Fraunhofer IESE in den digitalen Dörfern Betzdorf-Gebhardshain, Eisenberg und Göllheim Konzepte zur Vernetzung der Bürger durch digitale Technik im Sinne einer modernen Nachbarschaftshilfe. Die Forscher haben gemeinsam mit den Bürgern, Unternehmen, den Verbandsgemeinden und der Entwicklungsagentur digitale Anwendungen erstellt und das Zusammenspiel von Handel, freiwilligen Helfern und Verwaltung untersucht.
Die Testregionen, die auch in der zweiten Projektphase mitwirken, können in der Planungsphase erneut eigene Ideen einfließen lassen, sodass im Projekt konkrete Probleme vor Ort betrachtet werden. Das Projektvorgehen ist dabei so ausgelegt, dass in "Living Labs" die Bürger vor Ort in die Gestaltung einbezogen werden. Mögliche Themen sind digitale Lösungen in den Bereichen Kommunikation, Dorfleben oder mobile Angebote im ländlichen Raum.
Quellen: FAZ, Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE, Konzern Versicherungskammer, Verbandsgemeinde Gölheim
Autor(en): Meris Neininger