Der Bundesverband der Versicherungsberater (BVVB) hat sich zum Verkauf von klassischen Lebensversicherungsbeständen an Servicegesellschaften geäußert. Allein 2018 wurden rund vier Millionen Verträge der Generali Lebensversicherung an die Viridium Gruppe aus Neu-Isenburg verkauft. Der Investor Viridium hatte bereits die Heidelberger, die Entis, die ehemalige Mannheimer und die Skandia übernommen. Die Frankfurter Gruppe hat die Verträge der Arag und Basler gekauft. Die Bestände der ehemaligen Delta Lloyd gingen an die Plattform Athora.
Unter der Überschrift "Lebensversicherer verkaufen ihre Bestände. Wie sicher sind die Verträge noch?" wird dieser so genannte externe Run-Off vom BVVB nun kritisch kommentiert. So behauptet der Verband der Versicherungsberater, aus der Praxis Erkenntnisse gewonnen zu haben, dass Aussagen der Lebensversicherer zum Bestandsverkauf nicht haltbar seien.
Kein Hinweis auf Behördenkontrolle
Kritik gibt es an der Behauptung der Assekuranz, dass der Verkauf für den Verbraucher keine Nachteile, sondern sogar Kostenvorteile mit sich bringe. So stellt der BVVB fest: "Für die Mitglieder im Bundesverband der Versicherungsberater verfestigt sich jedoch im Rahmen ihrer täglichen Kanzleiarbeit eher der Eindruck, dass sich die Lebensversicherer vor ihren hohen Garantiezusagen drücken wollen. Verbraucherinnen und Verbraucher werden auf diesem Weg um Erträge aus den Verträgen gebracht, die ihnen zustehen." Konkrete Daten oder Belege bleibt der BVVB aber schuldig.
Auch auf die rechtlichen Voraussetzungen für einen externen Run-Off, der immer von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) kontrolliert und genehmigt werden muss, wird nicht hingewiesen. So machte beispielsweise Heinz-Peter Roß, Vorstandsvorsitzender der Viridium Versicherungsgruppe, in einem öffentlichen Interview Ende Dezember 2018 deutlich, dass die Bafin den Erwerb der Generali Lebensversicherung immer noch prüft. Dabei würden alle Aspekte der Bestandsübernehme intensiv beleuchtet und auch die operative Machbarkeit analysiert. Kostengewinne versprechen sich die Servicegesellschaften vor allem aus einer deutlich moderneren IT zur Verwaltung der Altverträge.
Viele Verbraucher seien verunsichert
Demgegenüber wird in der von BVVB-Präsidenten Harald Peschken veröffentlichten Mitteilung darauf hingewiesen, dass "viele" Verbraucher heute hinsichtlich ihres Lebensversicherungsvertrages „verunsichert“ seien. Sie würden überlegen, ob der Vertrag nicht besser beitragsfreigestellt oder verkauft werden sollte. "Vor demselben Problem stehen vielfach auch Arbeitgeber, die für ihre Arbeitnehmer eine Firmen-Direktversicherung abgeschlossen haben", heißt es weiter in der Mitteilung. Sie endet mit dem Hinweis, dass der BVVB der "führende" Berufsverband für die behördlich zugelassen Versicherungsberater in Deutschland ist.
Wenige Mitglieder?
Die BVVB-Mitglieder seien im Gegensatz zu Versicherungsmaklern und Versicherungsvertretern neutral und unabhängig, weil ihnen eine Vermittlung von Versicherungen auf Provisionsbasis verboten sei. Mitgliederzahlen nennt der BVVB auf seiner Homepage nicht. In der „Beratersuche“ werden lediglich 76 Mitglieder namentlich aufgeführt.
Laut dem offiziellen Vermittlerregister waren im Januar 2019 aber 343 Versicherungsberater in Deutschland zugelassen. Ein Grund für diese mögliche Differenz könnten die strengen Aufnahmekriterien für den BVVB sein. So wird beispielsweise eine erfolgsabhängige Honorierung abgelehnt. Außerdem dürfen BVVB-Versicherungsberater die Beratung auf Honorarbasis nicht mit klassischer Vermittlungstätigkeit über verbundene Firmen vermischen. Diese Grundsätze würden regelmäßig vom Vorstand und der Geschäftsstelle geprüft.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek